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Formel E: Maximilian Günther auf Fangios Spuren

Der Oberstdorfer Maximilian Günther holte 2023 den ersten Sieg für Maserati in der Formel E. Nächster Stopp der Elektro-WM ist am Wochenende in Berlin

Maximilian Günther, am 11./12. Mai starten Sie bei Ihrem Formel-E-Heimrennen in Berlin-Tempelhof für die ikonische Marke Maserati. Was bedeutet Ihnen das?
Maximilian Günther: Viel. Die Formel E ist eine extrem hart umkämpfte Serie mit bedeutenden Herstellern und einem hochqualitativen Fahrerfeld. Was Maserati betrifft, ist mir besonders der Berlin ePrix im letzten Jahr in Erinnerung: Als ich da erstmals für Maserati einen Podestplatz und dann einen Sieg erringen konnte, bekam ich zu hören: Der letzte Maserati-Pilot, dem dies gelungen ist, hieß Juan Manuel Fangio (fünfmaliger Formel-1-Weltmeister; d. Red.). Da bekommt man schon Gänsehaut …Die hohe Werksbeteiligung in der Formel E zeigt allerdings Risse. Audi, BMW und Mercedes sind ausgestiegen. Entwickelt sich die Serie in die richtige Richtung?
Ich betrachte die Zukunft der Formel E immer noch als rosig. Neben Formel 1, Langstrecken- und Rallye-WM ist sie eine von nur vier Automobil-Weltmeisterschaften. Und was die Media-Daten betrifft, zählt die Formel E neben Formel 1 und Moto GP zu den drei wichtigsten Rennserien weltweit. Über die Popularität müssen wir nicht diskutieren angesichts der Hersteller-Engagements. Sicherlich hat Corona für einen Knick gesorgt. Aber ich sehe einen klaren Aufwärtstrend mit den richtigen Steuermännern am Ruder, wie dem neuen Boss Jeff Dodds.formel e: maximilian günther auf fangios spuren

Der Oberstdorfer Maximilian Günther holte 2023 den ersten Sieg für Maserati in der Formel E.

Bild: MaseratiZuletzt war immer wieder zu sehen, wie Formel-E-Fahrer im Windschatten Energie sparen wollten, statt zu überholen. Wenn aber niemand in Führung liegen will, widerspricht das dem Kern jeglichen Motorsports. Macht Formel-E-Fahren Spaß?
Momentan gibt es nur wenige Meisterschaften, in denen der Fahrer so viel Einfluss auf das Ergebnis hat. Die Autos sind alle sehr ausgeglichen. Man sieht das besonders im Qualifying: Diese Autos am Limit zu fahren, bedeutet eine riesige Herausforderung. Denn die Reifen haben einen nur sehr limitierten Grip, die Autos wiegen viel und haben keine Servolenkung, ihr Bremssystem ist sehr komplex. Und wir fahren meist auf engen Stadtkursen, die keinen Fehler verzeihen. Mir macht die Formel E Spaß! Weil die Herausforderung eben so groß ist.Ab der kommenden Saison wird mit Allradantrieb gefahren, eine einheitliche zweite Kraftquelle treibt die Vorderachse an.
Wie alle Teams testet auch Maserati die künftige Technologie. Haftung und Beschleunigung sind ein massiver Schritt nach vorne. In zweieinhalb Jahren kommt dann das Auto der vierten Generation. Die Zahlen, die da kolportiert werden, sind unfassbar. Mit dann 600 kW Leistung hat man nach der Formel 1 das schnellste Rennauto in den Händen. Und das ohne großartige Aerodynamik oder Slick-Reifen. Ich bin ein großer Fan dieser Rennserie, und ich sehe dafür eine große Zukunft.Wenn künftig mit 600 kW und weiteren Technologieschritten gefahren wird – müssen die engen Straßenkurse ad acta gelegt werden?
Ich denke nicht. In Monaco fährt auch die Formel 1. Auf solchen Kursen wird die Formel E immer fahren können. Aber natürlich muss man sich nach anderen Strecken ebenso umschauen – und Stadtkurse gegebenenfalls anpassen. Es gibt künftig einen tollen Mix von Strecken. Persönlich bin ich ein Riesen-Fan von Stadtkursen, denn das entspricht schließlich dem Charakter der Formel E.Kann man aus der Formel E heraus den Sprung in die Formel 1 schaffen?
Wer herausragende Leistungen zeigt, dem stehen immer die Türen offen. Aber die Formel 1 ist derzeit nicht auf meinem Radar.Berlin ePrix: Seit Zehn Jahren im Kalender
Der Berlin ePrix ist das einzige Rennen der Formel E, das seit der ersten Saison 2014/15 seinen festen Platz im Kalender der Elektroserie hat. 2024 wird auf einem neu abgesteckten Kurs auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof gefahren, der 2,6 Kilometer lang sein soll und 15 Kurven beinhaltet. Erster deutscher Sieger war Daniel Abt (Abt-Audi) im Jahr 2018. Doch auch Max Günther hat 2020 im BMW Andretti sein Heimrennen gewonnen. 2024 strebt er diesen Erfolg mit Maserati an. DF1 überträgt die Rennen am 11./12. Mai live.Mitarbeit: G. Coltello

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