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Die unglaubliche Geschichte von Tom Roeders Roseninsel

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Die unglaubliche Geschichte von Tom Roeders Roseninsel

Die unglaubliche Geschichte von Tom Roeders Roseninsel

Dresden. Was nähmest du auf eine einsame Insel mit? Oder wen? Mit welcher Erwartung? Wann begänne die Enge, die Begrenzung, die Langeweile? “Inseln sind Symbole der Freiheit und bieten doch so wenig Bewegungsmöglichkeit”, sagt Tom Roeder. Die vermeintliche Autarkie outet sich alsbald als das Gegenteil der Ungebundenheit und strandet in der Bedrängnis.

In einer limitierten Zeit, als der Radius des Individuellen eingeschränkt war wie nie, da faszinierte den Dresdner Künstler eine Geschichte. Während irgendeines Lockdowns stieß Roeder, der für seine Fantasien und Illusionen bekannt ist, weil er sie vor Tausenden Augen auf Schlössernächten und Semperopernbällen, Festen und Tanzabenden auslebt, auf einen Film: “Die unglaubliche Geschichte der Roseninsel”.

Er erschien im Dezember 2020 und erzählt die wahre Geschichte des jungen kapriziösen, unangepassten Ingenieurs Giorgio Rosa, der im staatenlosen Gebiet der Adria, elf Meilen von Rimini entfernt, eine künstliche Plattform erbaute und sie Roseninsel nannte. Am 1. Mai 1968 wurde sie zur Mikronation erklärt und im Februar 1969 wieder abgerissen.

Diese Begebenheit faszinierte Tom Roeder und rief in ihm eine alte Idee wach. Just als öffentliche Stellen der coronagestressten Kulturbranche Überlebensprogramme anboten, erinnerte er sich an das Roseninsel-Abenteuer und seinen eigenen Wunsch, seine Kunst bei Bedarf mobiler und damit unabhängiger zu machen.

“Ich habe nie zuvor irgendeine Förderung beantragt”, sagt Tom Roeder. Doch der Mime und Theaterintendant Alf Mahlo legte ihm das Programm “Neustart Kultur” ans Herz, das “investive Umbau-, Modernisierungs- und Ausstattungsmaßnahmen von Kultureinrichtungen” fördert, die “zur nachhaltigen Reduktion von Ansteckungsgefahren” führen. So die Voraussetzungen.

Was könnte besser passen, als eine transportable Freilichtbühne, die Kulturveranstaltungen an der frischen Luft ermöglicht, überall autark funktioniert und für viele verschiedene Genres geeignet ist, bis hin zu Partys unter freiem Himmel? “Ich bin vielleicht nicht gerade als Theatermacher bekannt”, sagt Tom Roeder. “Aber es ist mir wichtig, Geschichten zu erzählen, auf diese Weise die Gäste aus ihrem Alltag zu entführen, sie in meiner Fantasiewelt zu fangen und auf eine neue, ganz andere Realität vorzubereiten.”

Eine Feier besteht für den Künstler nie einfach aus Sektempfang, Häppchen, Band, DJ und Tanzfläche. Natürlich darf die Discokugel nicht fehlen, deshalb hängt sie auch unterm Dach seiner Roseninsel. So hat Tom Roeder die rollende Plattform in Anlehnung an die schwimmende des Ingenieurs genannt. Von da oben aus warf die Glitzerkugel Freitagnacht ihr Lichtkonfetti über den Hof einiger dort ansässigen Firmen auf der Charlotte-Bühler-Straße im Industriegelände.

Dort hatte Tom Roeder die Tage zuvor zusammen mit Freunden und seinem Sohn die letzten Hand- und Hammerschläge an seinem Projekt getan. Auf der halben Welt habe er sich Angebote eingeholt, um eine Firma zu finden, die ihm einen aufklapp- und einfahrbaren Anhänger baut, der groß, leicht, beweglich, stabil, wetterfest und schön genug ist, um den Ansprüchen des Künstlers und der Gesetze zu entsprechen. Weil das Gute so nah liegt, fand er einen solchen Handwerksbetrieb in der Region.

Konzipiert und als Modell gebaut, zu einem Fahrzeugbauer gebracht, sich den gesamten Aufbau des Fahrgestelles in Form eines Bahncontainers aus Aluminium in allen Funktionen ersonnen und dekoriert hat er mit Helfern selbst. Nun funseln Lichterketten, flimmern Goldbänder und glimmen Leuchtstäbe rund um eine 30 Quadratmeter große Fläche, die Bühne und Tanzfläche für rund 100 Gäste sein kann. Im hinteren Bereich lässt sich eine kleine Bar nutzen, doch bevor dort am Eröffnungsabend der Roseninsel die Gläser klirren, hat Tom Roeder verschiedene Künstler vors Publikum gebeten.

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Unter anderem zeigt der Pantomime Rainer König, wie befreiend nicht nur ein kräftiger Schluck aus der Flasche sein kann, sondern auch die kulturelle Aneignung eines indianischen Kopfputzes. Die märchenhaften Vorstellungen von Inseln eignen sich hervorragend dafür, den aktuellen Realitäten um derlei Diskussionen zu entfliehen. Hier darf der Mimenkönig noch seine Federn tragen und im grotesken Tanz lassen.

Ebenfalls skurril und eine Flucht aus dem politisch Korrekten: die Show des Puppenspielers Hans Krüger, über dessen Feuerwerk sich kein Umweltschützer erbosen kann. Besteht es doch aus Holz, denn dafür ist Krüger bekannt – für sein legendäres Holzfeuerwerk, bei dem alle Umstehenden mit ein wenig Humor, Armkraft und Stimme zu Pyrotechnikern werden können. Worte sind Schall. Man muss es gesehen haben.

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