Weißer Schweden-Drifter
Die Skandinavier sind durchaus bekannt für ihre extremen Tuning- und Racing-Umbauten. So konnten wir bereits des Öfteren beeindruckende Fahrzeuge aus dem hohen Norden im Performance Magazin präsentieren. Schon mehrfach handelte es sich dabei um kompromisslose Drift Racer. Ein solcher ist ganz offensichtlich auch der nun auf diesen Seiten vorgestellte Wagen auf Basis eines BMW 3er der Generation E30. Diese Baureihe reifte mittlerweile längst zum Klassiker und erfreut sich gleichermaßen in der Tuning- und der Motorsport-, aufgrund seines Heckantriebs insbesondere der Drifter-Szene, unvermindert großer Beliebtheit.
Reinrassiger Motorsportler
Der Münchener Zweitürer, ist trotz seiner Lackierung in Weiß natürlich alles andere als brav und unschuldig. Vielmehr tritt er unverschämt laut und höllisch schnell an. Dafür sorgt allem voran sein wirklich brachialer Reihensechszylinder. Er generiert sage und schreibe 872 PS und 1.088 Nm generiert. Dieser Output beruht natürlich auf einer ausgesprochen umfangreichen Optimierung durch den stolzen Besitzer Robin Eriksson. Der 32-Jährige stammt aus einer Stadt an der Ostküste Schwedens. ihr Name ist für die meisten deutschen Zungen zunächst wohl zweifellos eine Herausforderung: Örnsköldsvik.
Zwangsbeatmeter Sechszylinder
Einen essentiellen Anteil an der enormen Leistungssteigerung des Aggregats, das auf dem Block eines M30B35-Triebwerk basiert, hat die Aufladung. Verbaut ist einBorgWarner S369 SX-E-Turbos, der mit einem Ladedruck von 1,6 Bar arbeitet. In dessen Peripherie sorgen zwei TiAL-Wastegate- und zwei PPE-Blow-off-Ventile dafür, dass die Drücke stets im grünen Bereich bleiben. Ein großer Ladeluftkühler, den Robin von Badassparts kaufte, gewährleistet die Einhaltung des vorgesehenen Temperaturhaushalts. Letzterer ist wie auch die drei Setrab-Ölkühler – ein großer für die Servolenkung und zwei kleinere für den Motor – an der Front direkt hinter der Schürze angeordnet.
Die eigentliche Wasserkühlung des Sechszylinders hingegen verlegte Robin komplett in den ehemaligen Kofferraum. So findet sich hier ein riesiger, schräg angeordneter Kühler, der mit mehreren Lüftern bestückt ist. Doch zurück in den Bug: Ebenfalls erneuert wurden ein überwiegender Teil der Innereien sowie der Kraftstoff-Förderung und Einspritzung. In den Zylindern sitzen CP Custom-Kolben auf 140-mm-Pleueln, Diese sind wiederum an einer speziellen Kurbelwelle befestigt, sodass sich der Hubraum durch dieses Ensemble auf 3,8-Liter erhöht.
Komplett erneuertes Kraftstoffsystem
Standfeste Bremsanlagen und Co.
Den übrigen technischen Komponenten brachte Robin natürlich ebenso enorme Beachtung entgegen. Hinsichtlich der Bremsen, des Fahrwerk und der Kraftübertragung blieb gleichfalls kein Stein auf dem anderen. Für hervorragende Verzögerungswerte sorgen Vier-Kolben-Sättel – vorne vom Seat Leon Cupra R und hinten vom BMW E38 7er – auf Scheiben, die von BMW E46 3er-Modellen stammen. Und sogar für die Handbremse ist ein weiterer Vier-Kolben-Sattel an Bord. Die Kraftübertragung der mehr als 800 PS und 1.000 Nm übernimmt unterdessen ein von ZF gefertigtes BMW-OEM-Sechsgang-Handschaltgetriebe. Es ist an eine Lamellenkupplung samt Druckplatte von Tilton gekoppelt. Bei einem solchen Fahrzeug sind natürlich überdurchschnittlich große Lenkwinkel unabdingbar. Sie werden durch den Umbau mittels eines Wisefab-Kits ermöglicht.
Die Hinterachse inklusive des Sperrdifferentials und die Antriebswellen sind von einem E34 M5 entliehen. Sogar von einem der mit dem unvergessenen S85-V10 betriebenen M-Sportler stammt die Kardanwelle. Fahrwerksseitig setzt der begeisterte Drifter aus Schweden für sein Spielzeug unter anderem auf BC Racing-Gewindefederbeine an der vorderen und Protech-Dämpfer an der hinteren Achse und Strongflex-Buchsen.
Leichter Glasfaser-Bodykit
Eine Koni-Domstrebe im Motorraum und eine weitere Strebe am Heck sorgen für zusätzliche Steifigkeit. Selbige Aufgabe übernimmt der umfangreiche Überrollkäfig im kompromisslosen Racing-Interieur des BMW. Robin und sein etwaiger Mitfahrer verzurren sich mit Toorace-Hosenträgergurten in Sparco-Rennsitzen. Als Arbeitsgeräte für den Piloten stehen ein geschüsseltes Sportlenkrad, sowie – jeweils weit aufragend – Schalt- und Handbremshebel von Coolerworx bereit. Der Blick auf das Exterieur unterstreicht unmissverständlich, dass es sich hier wirklich um einen reinrassigen Rennwagen handelt. Robin legt hier ganz offensichtlich mehr Wert auf Funktionalität und Leichtbau, denn auf eine perfekte Optik.
Diverse Bauteile wie die Schürzen im Design des M Technik 2-Kits sowie die Karosserieverbreiterungen oder auch der Heckdeckel im M3-Stil mit großem Heckflügel sind aus leichtgewichtigem glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt, wobei sie dank Schnellverschlüssen spielend leicht mit wenigen Handgriffen entfernbar sind. Garniert ist das Ganze mit einer Motorhaube sowie einem den Heckspoiler erweiternden Flap aus Carbon. Unter den nun merklich weiter ausladenden Kotflügeln sitzen Japan Racing JR3-Leichtmetallfelgen der Abmessungen 8×17 und 9×17 Zoll, welche mit Reifen in 205/40ZR17 und 255/40ZR17 besohlt sind.
Weitere Umbauten folgen
Bilder: Mario Klemm
Technical Facts
Fahrzeugtyp: BMW E30
Motor: Reihensechszylinder-Ottomotor, komplett mit ARP-Bolzen zusammengefügt, Block vom M30B35 mit 94-mm-Zylinderbohrung, BorgWarner S369 SX-E-Turbolader, zwei TiAL MV-S-Wastegate-Ventile (38 mm), zwei PPF-Blow-off-Ventile (50 mm), großer Ladeluftkühler von badassparts.de, Kurbelwelle für Hubraumbvergrößerung, 140-mm-Pleuel von DP Custom, CP Carillo-Kolben, Hochleistungs-Kolbenbolzen, Öldüsen zur Kolbenkühlung, Aluminium-Wasserkühler im Heck, zwei Mishimoto Race Line-Lüfter (11 Zoll), Wasserpumpe vom BMW E91, zwei Setrab Proline-Ölkühler (7 Zoll) für den Motor, ein Setrab Proline-Kühler (13 Zoll) für Servoöl, Bremi-Zündspule, Bosch XR4CS-Zündkerzen, Aeromotive-Benzindruckregler, stahlummantelte Benzinschläuche, Nuke Performance-Kraftstoffleiste, Bosch 2200cc-Einspritzdüsen, Nuke Performance-Catchtank, 45-Liter-Jaz-Kraftstofftank, zwei Walbro 450-Kraftstoffpumpen, DeatschWerks 250IL-Kraftstoffpumpe für den Catchtank, Betrieb mit E85-Kraftstoff, ECUMASTER ECU-Black-Motorsteuergerät, ECUMASTER PCU-Steuergerät, 3,5-Zoll-Abgasanlage ab Turbo
Hubraum: 3,8 Liter
Leistung: 641 kW / 872 PS bei 6.052 U/min (bei 1,6 bar Ladedruck)
max. Drehmoment: 1.088 Nm bei 5.170 U/min (bei 1,6 bar Ladedruck)
Fahrwerk: VA BC Racing-Gewindefederbeine, HA Protech-Dämpfer, BMW E34-Hinterachse, Koni-Domstrebe, Stahlrohr-Bashbars an Front und Heck, Strongflex-Buchsen, Versteifungsstrebe am Heck, Wisefab-Kit für größere Lenkwinkel
Rad/Reifen: Japan Racing JR3-Leichtmetallfelgen in 8×17 und 9×17 Zoll mit Bereifung in 205/40ZR17 und 255/40ZR17
Bremsen: VA Brembo-4-Kolben-Sättel vom Seat Leon Cupra R auf E46 M3-Scheiben, HA Brembo-4-Kolben-Sättel vom E38 7er auf E46 330i-Scheiben, 4-Kolben-Sattel vom E46 330i für Handbremse
Karosserie: zweitürige Limousine, kompletter Custom-Glasfaser-Bodykit bestehend aus Schürzen und Türpanels im M Technik 2-Look sowie Kotflügelverbreiterungen, Seitenschwellern, C-Säulen-Aufsatz im M3-Style und Heckklappe inkl. Spoiler im M3-Stil, Carbon-Motorhaube, Carbon-Flap am Heckspoiler, Hecköffnung für Kühler im Kofferraum, drei Scheinwerfer und Blinker in Gelb, Lufteinlass statt innerem Scheinwerfer auf Beifahrerseite, rot-schwarze Rückleuchten, Lexan-Kunststoffscheiben rundum, lilafarbene Abschleppösen an Front und Heck, Lackierung in Weiß
Innenraum: Sparco Circuit LF-Rennsitze, Toorace-Hosenträgergurte, Finess-Überrollkäfig, geschüsseltes Snap-off-Sportlenkrad von RRS mit Alcantara-Bezug samt 12-Uhr-Markierung, digitales ECUMASTER ADU-Armaturendisplay, ECUMASTER-Bedienknopf-Feld, schwarzes PRO-Schalthebel-Set von Coolerworx, schwarzer Coolerworx-Handbremshebel
Dank an: meine Sponsoren psi motor, Slanghuset, Badassparts, Lars Eriksson von Erikssons Schakt & Gräv sowie Perssons Uthyrning och Försäljning; ein besonders großer Dank auch an all meine Freunde und die Mitglieder von Laputa Motorsport