Wer mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs ist, hat an einer Ampelkreuzung in Hamburg nun prinzipiell Grün. Autofahrer müssen warten. Auch eine andere Stadt kehrt die gewohnte Priorität um.
Das System Bettelampel klingt wenig schmeichelhaft. Das Prinzip: Der Autoverkehr hat prinzipiell Grün und damit freie Fahrt. Außer, es nähert sich ein Fußgänger und drückt auf die Ampeltaste, um damit die Überquerung der Straße zu »erbetteln«. Die Ampel bekommt das Signal: Hier will jemand über die Straße. Nach einigen Sekunden bis Minuten springt die Ampel dann für Fußgänger und andere nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer auf Grün.
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Nun sollen die Autofahrer »betteln«
Die umgekehrte Priorisierung an Ampeln soll verhindern, dass Fahrradfahrer und Passanten ständig ausgebremst werden, wenn sie eine Straße überqueren müssen. In Karlsruhe läuft ein ähnliches Projekt. Im Rest Deutschlands hat weiterhin meist das Auto Vorfahrt – auch, weil Uralt-Paragrafen den umweltfreundlichen Verkehr ausbremsen. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Busse sollen weiter bevorzugt werden
Es sei das erste Mal in Hamburg, dass die klassische Ampel-Priorisierung umgekehrt werde, heißt es in einer Mitteilung der Hansestadt. Konkret geht es um die Kreuzung Kaiser-Friedrich-Ufer und Bundesstraße im beliebten Stadtteil Eimsbüttel. Unmittelbar an die Kreuzung grenzt ein kleiner Park an einem Kanal, ein Schwimmbad und ein Fitnesscenter, weshalb sie von vielen Fußgängerinnen und Fahrradfahrern genutzt wird.
Busse des öffentlichen Nahverkehrs sollen weiter bevorzugt werden, sie melden sich bei der Ampel nicht über Wärmebildkameras an, sondern über bestimmte Meldepunkte.
»Die veränderten Ampelschaltungen an der Kreuzung Bundesstraße/Kaiser-Friedrich-Ufer sind Ausdruck einer modernen und intelligenten Verkehrssteuerung«, sagte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks. Hamburgs Verkehrsbehörde will in den kommenden Monaten testen, ob sich das System bewährt. Dann soll auch an anderen Hamburger Kreuzungen die Priorisierung umgekehrt werden.