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Acht Mythen über Rost am Auto im Profi-Check

Im Schnitt sind Autos in Sachsen über zehn Jahre alt. Doch seit Ende der DDR wird Rostschutz oft nicht mehr ernst genommen. Ein Fehler, wie ein Besuch bei Elaskon in Dresden zeigt.

acht mythen über rost am auto im profi-check

Den Sparmaßnahmen der Autohersteller auf der Spur: ADAC-Techniker Thomas Kubin (r.) und Lackierermeister Jan Dünnebier (l.) beim Begutachten eines Unterbodens. © Foto: SZ/Veit Hengst

Rostschutz am Auto? Diese Notwendigkeit sei bei vielen Pkw-Besitzern in Vergessenheit geraten, sind sich Thomas Kubin vom ADAC und Jan Dünnebier vom Dresdner Fahrzeugpflegespezialisten Elaskon einig. Doch die in Sachsen zugelassenen Pkw werden immer älter. Wer seinen Gebrauchten alle zwei Jahre durch den Tüv bringen will, muss dem Verfall vorbeugen oder ihn bekämpfen. Im Gespräch mit Sächsische.de erklären Kubin und Dünnebier, mit welchen Fehleinschätzungen sie beim Thema Rost öfter konfrontiert werden.

Mythos 1: Moderne Materialien verringern die Korrosion

Stimmt so pauschal nicht. Die Verwendung von Aluminium, Magnesium oder anders legierten Stählen könne im Gegenteil sogar neue Probleme erzeugen, sagt ADAC-Techniker Thomas Kubin. „Durch die unterschiedlichen Potenziale dieser Werkstoffe kommt es an den Berührungspunkten zu Kontaktkorrosion.“

Anderswo leidet das Material durch Kleber, die Wasser ziehen. „In mehreren Modellgenerationen des Golfs sind zum Beispiel vorn im Kotflügel Dämmstreifen eingebaut worden, um das Geräusch des Dieselmotors zu mindern“, sagt Jan Dünnebier. „Wir Werkstattmitarbeiter wussten also sofort, dass das ein Diesel ist, weil er an dieser Stelle verrostet war.“

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Dort hinten: Thomas Kubin zeigt an Roststellen, die eines Tages über die Erteilung der Tüv-Plakette entscheiden könnten. © Foto: SZ/Veit Hengst

Aus seiner Sicht betreiben viele Hersteller allenfalls ein Mindestmaß an Rostvorsorge. „Das Auto muss nur über die Garantiezeit kommen, mehr nicht.“ Tatsächlich könne auch der Laie prüfen, wo am Unterbodenschutz eines Neuwagens gespart wurde, sagt Thomas Kubin. „Der Lack ist dann glatt, hat keine leicht wellige, gummiartige Oberfläche wie mit Unterbodenschutz.“ Leider seien solche Korrosionsschutz-Knausereien oft erst dann zu sehen, wenn die großflächig verbauten Unterbodenverkleidungen demontiert sind.

Mythos 2: Garage ist der beste Rostschutz fürs Auto

Definitiv nicht. Wer seinen regennassen oder mit Schneeresten bedeckten Wagen in einer Garage abstellt, sorgt wegen der dort herrschenden erhöhten Raumtemperatur dafür, dass ein Teil der Feuchtigkeit verdunstet. „In einer geschlossenen Garage ohne Fenster steht das Auto damit permanent im Dampf und gammelt langsam vor sich hin“, erklärt Jan Dünnebier. Besser sei ein Carport. „Dort nimmt der Wind die Feuchtigkeit mit, und bei Regen ist das Auto trotzdem von oben geschützt.“

Mythos 3: Mit verzinkter Karosserie hat sich das Problem Rost erledigt

Falsch. Zur Begründung muss Jan Dünnebier ein wenig ausholen und die verschiedenen Schutzschichten auf dem Autoblech aufzählen. „Das verzinkte Blechteil erhält eine kathodische Tauchlackierung, kurz KTL“, erklärt der gelernte Lackierermeister. „Darüber kommen der farbige Basislack und Klarlack. Wenn aber die oberen Lackschichten weg sind und nur noch KTL vorhanden ist, hat das Blech so gut wie keinen Schutz mehr.“

Ist auch die letzte Barriere verschwunden, kommt Zink zum Vorschein. „Weil Zink aber ein unedles Metall ist, opfert es sich, bis nichts mehr da ist“, sagt Dünnebier. In der Praxis bedeutet das: Zink verhindert den Rostprozess nicht, sondern schiebt ihn nur auf.

Mythos 4: Rost betrifft nur bestimmte Automarken

„Rost ist keine Typfrage“, sagt Dünnebier. „Ob ein Auto rostet oder nicht, ist stark nutzungsbedingt. Ein in Dresden zugelassenes Cabrio, das nur bei Sonnenschein bewegt wird, hat viel weniger Rostprobleme als ein Geländewagen im Erzgebirge.“

Mythos 5: Bei der Rostvorsorge haben Neuwagenbesitzer freie Hand

Für Tesla-Fahrer könnte diese Annahme fatale Folgen haben. Denn die Durchrostungsgarantie des US-Autobauers schließt Fahrzeuge aus, die „gegen Rost behandelt wurden, das heißt, mit Verfahren, die allgemein als Rostschutz oder Unterbodenschutz bekannt sind“. Deshalb weise er Tesla-Besitzer ab, die ihr Fahrzeug in seiner Servicestation behandeln lassen wollen, sagt Dünnebier.

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Die kritische Passage in den Garantiebedingungen von Tesla. © Screenshot: SZ

Er kenne bundesweit nur einen Dienstleister, der Rostvorsorge für Tesla-Modelle anbiete. „Wie der sich rechtlich absichert, weiß ich allerdings nicht.“ Seine Anfrage bei Tesla, warum diese Regelung besteht, ist unbeantwortet geblieben.

Mythos 6: Solange das Auto durch den Tüv kommt, ist alles okay

„Oft wird der Unterboden eher nachlässig auf Rost kontrolliert“, sagt Thomas Kubin. Tatsächlich sähen viele Werkstattprofis die Rostansätze an heiklen Stellen nicht oder bagatellisierten sie, bestätigt Dünnebier. Eine klare Warnung gebe es häufig erst dann, wenn durch fortgeschrittene Korrosion das Fahrzeug beim Tüv durchzufallen drohe. „Doch wenn die Werkstatt sagt, zwei Jahre geht’s noch, dann nicht mehr, ist das Kind längst in den Brunnen gefallen.“

Mythos 7: Bei der Rostvorsorge gilt: Viel hilft viel

Diese Annahme ist aus Sicht der Fachleute zumindest stellenweise falsch. Zum Beispiel dann, wenn jemand auf einen bitumenbasierten Unterbodenschutz noch ein zweites Mittel derselben Produktfamilie auf Wachsbasis auftrage. „Das machen manche Garagenbastler tatsächlich“, sagt Thomas Kubin. Es sei aber kontraproduktiv, beide Mittel zu mixen. „Wenn der Unterbodenschutz bitumenhaltig ist, müssen Sie mit so einem Mittel weiterarbeiten. Genauso ist es bei Wachsprodukten.“

Mythos 8: Ab und an Unterbodenpflege in der Waschanlage reicht

Falsch. „Für eine langfristige Haltbarkeit ist ein professioneller Hohlraum- und Unterbodenschutz wichtig“, sagt ADAC-Mann Kubin. Wie viel beide Maßnahmen kosten, hängt vom Automodell, dem Erhaltungszustand und der Zugänglichkeit ab. Elaskon veranschlage für den Komplettservice je nach Pkw-Größe 800 bis 1.200 Euro, sagt Dünnebier. „Für ein Wohnmobil können es auch 1.500 Euro sein.“

Schnell erledigt ist die Rostvorsorge übrigens nicht. Die Kunden müssen eine Woche auf ihren Wagen verzichten. „Es braucht allein drei Tage, um das zuvor gereinigte Fahrzeug zu trocknen“, erklärt Dünnebier. Einige Zeit geht auch für Demontage- und Montagearbeiten und das Abkleben von Teilen an Fahrzeugboden, Bremsen und Karosserie drauf.

Die schützenden Mittel werden schließlich mithilfe flexibler Sprühsysteme aufgebracht. „Vor allem bei Autos mit transparentem Unterbodenschutz kann man den weiteren Verlauf von Korrosion sehr gut kontrollieren“, sagt Dünnebier. „Wir empfehlen, einmal im Jahr zur Kontrolle zu kommen. Spätestens nach sechs bis acht Jahren sollte der Unterbodenschutz erneuert werden.“

Bei den Elaskon-Korrosionsschutztagen vom 8. bis 12. April in Dresden können Autobesitzer ihren Wagenunterboden kostenlos kontrollieren lassen. Terminvereinbarungen unter: 0351/2074951. Der Rost-Check ist auch an jeder anderen von insgesamt 221 Elaskon-Pflegestationen in Sachsen möglich.

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