Autos

Tesla

Wie Tesla und Co die erkaltete Liebe zum E-Auto neu entfachen wollen

wie tesla und co die erkaltete liebe zum e-auto neu entfachen wollen

Wie auch andere Erzeuger tut sich Tesla derzeit schwer, für seine Elektroautos ausreichend Nachfrage zu generieren.

Die Absatzkrise von E-Autos hat auch den US-Branchenpionier Tesla erfasst. Denn sowohl in Europa als auch in den USA kühlt sich die Nachfrage nach Batteriefahrzeugen weiter ab, und im noch wachsenden chinesischen Markt verlieren westliche Anbieter Marktanteile gegen dortige Anbieter wie BYD. Diese Entwicklungen spürte das Unternehmen von Firmenchef und Großaktionär Elon Musk im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs deutlich und meldete die niedrigste Gewinnmarge seit mehr als fünf Jahren. Der Überschuss sackte um fast die Hälfte auf knapp 1,5 Milliarden Dollar ab, was auch an der Börse für lange Gesichter sorgte: Der Aktienkurs fiel um mehr als zwölf Prozent.

Der operative Gewinn sei auf Jahressicht im sechsten Quartal in Folge gesunken, und zum achten Mal habe man die Erwartungen enttäuscht, kommentierte JPMorgan-Analyst Ryan Brinkman die Entwicklung. Das operative Ergebnis wäre zudem noch weitaus geringer ausgefallen, wenn Tesla nicht so viel durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten erlöst hätte. “Tesla muss jetzt schnell einen besseren Weg finden, auch in einem für Elektroautos schwierigen Umfeld zurechtzukommen”, sagte Dan Coatsworth, Analyst bei AJ Bell.

Ford setzt auf Verbrenner

Aber nicht nur bei Tesla drückt derzeit der Schuh, auch bei dessen Mitbewerbern läuft es kaum besser. Auch bei Ford ging es nach Quartalszahlen an der Börse zweistellig abwärts. Der Autoerzeuger verzeichnete ebenfalls massive Gewinneinbußen, hauptsächlich wegen des schleppenden Geschäfts mit stromgetriebenen Fahrzeugen, deren Entwicklung und Bau viel Geld kosten – das derzeit nicht zu verdienen sei. Daher verschiebt Ford die Markteinführung seines neuen Elektro-Crossovers, das für dessen Bau vorgesehene Werk in Kanada soll stattdessen für die Erzeugung benzinbetriebener Pickups genutzt werden. Ford-Manager betonen, die nächste Generation an E-Auto soll erst dann auf den Markt kommen, wenn damit Gewinne zu erzielen seien.

Dabei haben besonders Massenerzeuger wie Ford, Volkswagen (VW) oder Renault Probleme mit schwindendem Kundeninteresse an Elektroautos. Neben den oft genannten Ursachen wie fehlenden Kaufprämien, löchriger Ladeinfrastruktur und hohen Batteriepreisen hätten die Unternehmen offenbar bei der elektrischen Produktpalette strategische Fehler begangen, berichtet das Handelsblatt auf Basis einer Analyse des Informationsanbieters Dataforce. Statt günstiger Kompaktwagen erzeugen die Massenhersteller vor allem Elektro-SUVs – und damit am Bedarf der preissensiblen Kundschaft vorbei, die stattdessen lieber kleine Verbrenner kauft.

Hohe Bußgelder drohen

Die Folge: Bei VW ist der Anteil von Stromern und Hybriden im ersten Halbjahr mit zwölf Prozent auf den Stand von 2020 zurückgefallen, nachdem er im Vorjahr noch bei 17 Prozent gelegen war. In einer vergleichbaren oder sogar noch tristeren Situation befinden sich Ford, Opel, Fiat oder Škoda. Diesen Marken bzw. deren Erzeugern drohen ab 2025 hohe Strafen, da sie den CO2-Ausstoß ihrer Flotten in der EU um 15 Prozent verringern müssen – was sich bei den derzeitigen Absatzanteilen von E-Autos nicht ausgehen wird. Renault-Chef Luca de Meo rechnet damit, dass deshalb insgesamt mehr als zehn Milliarden Euro an Bußgeldern fällig werden. Premiummarken wie Mercedes, Audi oder BMW betrifft diese Entwicklung weniger, bei ihnen hat sich der Elektroanteil verglichen mit dem Jahr 2020 teilweise verdoppelt.

Notgedrungen reagieren die Hersteller auf das rückläufige Kundeninteresse. Renault und Citroën versuchen nun, die Kundschaft mit Preisen von weniger als 30.000 Euro in die Elektromobilität zu locken. Länger wird es bei VW dauern, wo ein elektrisch angetriebener Kompaktwagen um rund 25.000 zumindest bis 2026 in der Produktpipeline stecken wird. “Wir heißen Volkswagen”, sagte Markenchef Thomas Schäfer über das angekündigte Modell. “Für uns ist es wichtig, dass wir das Angebot nach unten abrunden.”

Hoffnungsträger Robotaxi

Auf der anderen Seite des Atlantiks setzt auch Tesla auf günstigere Preise, die ab dem ersten Halbjahr 2025 den Absatz ankurbeln sollen. Der große Hoffnungsträger sind aber sogenannte Robotaxis, wie autonom fahrende Autos auch bezeichnet werden. Für den 10. Oktober kündigte Musk Details dazu an, das ist allerdings Monate später als zuvor geplant. “In der Vergangenheit waren meine Vorhersagen hier übermäßig optimistisch”, räumte der Tesla-Chef ein. Er wäre aber “schockiert”, wenn es Tesla nicht schaffe, nächstes Jahr autonom zu fahren. Musks Optimismus teilen freilich nicht alle: “Elon ist gut darin, den Investoren eine Karotte vor die Nase zu hängen”, sagt David Wagner, Portfoliomanager beim Tesla-Investor Aptus Capital Advisors. “Aber neue Ideen neigen dazu, groß bei den Visionen, aber schwach bei der Umsetzung zu sein.” (Alexander Hahn, 26.7.2026)

TOP STORIES

Top List in the World