Es geht um 3000 Arbeitsplätze: So kämpft Magna Steyr im Hintergrund um die Zukunft des Unternehmens in Graz – es gibt tatsächlich Anlass zur Hoffnung. Das sind die fünf neuen Auftrags-Optionen.
Die letzte Absage war ein Schock. Dabei hatte Sir Jim Ratcliffe, der Gründer des Geländewagen-Unternehmens Ineos, vor wenigen Monaten noch selbst gegenüber der Kleinen Zeitung erklärt, dass der elektrische Ineos Fusilier in Graz ab 2027 gebaut werden soll. Inklusive Entwicklungsauftrag. Jetzt zog er den Stecker, aufgrund der europäischen Elektro-Flaute und der Frust bei Magna in Graz ist groß. Der Ineos-Auftrag war einer der Pfeiler des Zukunftsprogramms und hätte 2000 Arbeitsplätze gesichert. Nach der Fisker-Pleite der nächste, schwere Schlag. Auch wenn Ineos bekundete, das Projekt nur verschoben zu haben.
Gestärkt aus der Krise kommen
Bei Magna zeigt man sich jedoch außerordentlich zuversichtlich, dass man es auch diesmal schaffen wird, ja schaffen muss. Der Konzernvorstand, in dem kein Steirer oder Österreicher mehr sitzt, beobachtet – unter dem Druck der Shareholder – die Entwicklung mit Argusaugen. Aber der Optimismus in Graz basiert nicht auf leeren Durchhalteparolen sondern auf echten Optionen, die man jetzt auf den Boden der Realität bringen muss.
Die Optionen
Option eins. Die Erfolgsgeschichte des G wird in Graz weiter geschrieben. Auch um Magna den Rücken zu stärken soll Mercedes Benz beabsichtigen, den aktuellen Vierjahresvertrag (bis 2029) vorzeitig zu verlängern. Natürlich werden es harte Preisverhandlungen, und Magna hat kein As im Ärmel – aber die vorzeitige Verlängerung, die im Herbst fixiert werden soll, bringt längerfristig Sicherheit für Arbeitsplätze. Produktionszahlen rund um 50.000 Stück sind eine wichtige Säule im Magna-Zukunftsprogramm. Mercedes-Benz-Chef Olla Källenius hatte schon im Interview zum 50-Jahre-Jubiläum des G gesagt: „Wir gehen nicht aus Graz weg. Punkt. Ich konnte vor ein paar Jahren etwas genauer hinter die Kulissen des Standortes blicken. Wenn man sieht, was Land und Region hier als Kompetenzzentrum aufgebaut haben, ist das wirklich ganz bemerkenswert. Und daraus erwächst ja immer mehr Know-how, was man auch an den Talenten der sehr guten Universität und an den hier ansässigen Firmen sieht.“
Unter den Namen der chinesischen Hersteller werden Xpeng, GAC oder Chery genannt. Das Vorhaben besitzt aber noch mehrere Fragezeichen: Es steht nicht fest welche Fertigungstiefe die Produkte hier in Europa haben müssen, um den Strafzöllen zu entgehen. Das wird spätestens im November fixiert, wenn die EU endgültig über Strafzölle entscheidet. Ein echter Einstieg der Chinesen bei Magna in Graz erscheint aufgrund der Konkurrenzsituation zu den europäischen Herstellern nicht realistisch. Auch bei den Produktionskosten müsste Magna dramatisch reduzieren.
Zwischen China und US-Start-up
Option 3. Bereits im Juli entscheidet sich, wie weit Magna sich bei der Komponentenfertigung im ungarischen BYD-Werk einbringt. Das Verfahren läuft, und wäre ein Mosaikstein in der Auslastung bei der Komponentenfertigung. Die Chance, so hört man bei BYD, stehen aufgrund der Qualität, die bei Magna geboten wird, nicht schlecht.
Option 5. Bei Start-ups (Fisker-Pleite) ist man vorsichtig geworden. Trotzdem gibt es Namen, die sogar in der Szene niemand auf der Rechnung hat.
Die aktuelle Lage schaut so aus: Die Jaguar-Aufträge laufen bei Magna in Graz heuer aus, im nächsten Jahr ziehen sich auch BMW-Toyota zurück. Das großzügige Abfertigungsprogramm wird bei den Mitarbeitern derzeit vermehrt in Anspruch genommen.
Wie schnell sich das Blatt wenden kann, sieht man aber daran: Der Auftrag galt als „top secret“, inzwischen hat BMW bestätigt: Tausende Mini-Fahrzeuge, die in China produziert worden waren, werden für den europäischen Markt bei Magna in Graz „überprüft“ und aufbereitet. Der Name Magna Steyr zählt nach wie vor in der Branche.