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„Fatale Entwicklung“ VW kämpft mit flauem E-Auto-Absatz - Zu teuer?

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„Fatale Entwicklung“ VW kämpft mit flauem E-Auto-Absatz – Zu teuer?

VW-Händler sehen einen rapiden Absatzschwund in Sachen Elektroautos. Droht Volkswagen in Europa den Anschluss zu verlieren? Die Vorzeichen verheißen nichts Gutes.

Wolfsburg/München – VW hat auf dem deutschen Elektroautomarkt gegenüber Tesla aufgeholt: Die Neuzulassungen des ersten Halbjahres 2023 zeigen, dass die Pkw-Sparte aus Wolfsburg von Januar bis Juni 34.400 E-Autos ausgeliefert hat. Mit einem Marktanteil von 15,6 Prozent liegt Volkswagen knapp hinter Tesla, das laut KBA in Deutschland 36.400 Neuzulassungen verzeichnet. Abgeschlagen auf Rang drei: Mercedes mit 16.900 verkauften Stromern, vor Audi (14.400).

Auf dem Heimatmarkt bleibt VW dem US-Spitzenreiter also auf den Fersen, der Rückstand auf Tesla konnte binnen eines Jahres von 7400 auf 2000 Neuzulassungen reduziert werden. Geht es nach dem Handelsblatt, befinden sich für Volkswagen am Horizont dunkle Wolken, was die längerfristige Aussicht in Europa betrifft. In Bezug auf VW-Händlerkreise sehe es bei den Verkaufszahlen mittlerweile nämlich düster aus, erklärt das Portal.

Demnach würden die Auftragseingänge im Privatbereich deutlich unter dem anvisierten Jahresziel liegen, so der Bericht. Betroffen sei das komplette VW-Angebot bei Elektroautos: ID.3 (Kompaktklasse), ID.4, ID.5 (Kompakt-SUV) und der Elektrobus ID.Buzz. Eine Sprecherin der Marke habe auf Anfrage erklärt, dass der größte Autokonzern Europas derzeit eine „Kaufzurückhaltung bei den E-Autos“ spüre, dies sei jedoch auch bei anderen Herstellern der Fall.

VW mit Absatzproblemen: Zu viel E-Autos für Europa produziert

Die Statistik, welche den VW-Verantwortlichen Kopfzerbrechen bereitet, hat ein Marktforschungsinstitut ausgewertet: Laut Zahlen des Datendienstleisters Marklines hat Volkswagen zwischen Januar und Mai dieses Jahres in Europa 97.000 ID-Elektrofahrzeuge gebaut, jedoch wurden lediglich 73.000 verkauft. Momentan seien die VW-Werke noch damit beschäftigt, offene Auftragsbestände abzuarbeiten und auszuliefern. Das ändere sich jedoch schon bald:

Insiderkrisen zufolge sind die Kapazitäten bis Herbst abgearbeitet – für danach drohen Probleme, sowohl im Deutschland-Geschäft als auch in Europa. Demnach sei die Nachfrage zu gering, besonders bei Elektrofahrzeugen. Intern wurde offenbar mit einem größeren Anstieg der Verkaufszahlen gerechnet, diese unterliegen jedoch einem Schwund.

„fatale entwicklung“ vw kämpft mit flauem e-auto-absatz - zu teuer?

Schlechtes Zeichen für den Absatz: Die Bestellungen für VW-Elektroautos liegen offenbar deutlich unter den Erwartungen

VW-Händler schlagen Alarm: „Entwicklung ist fatal“ – hohe Preise ein Grund

In Händlerkreise heiße es sogar, die „Entwicklung ist fatal“. Besonders für die Modelle ID.3 und ID.Buzz (produziert von der Nutzfahrzeugsparte VWN) habe man in Wolfsburg mit mehr Resonanz gerechnet. Über die Gründe nehmen VW-Händler gegenüber dem Handelsblatt Stellung:

Die benannten Aspekte treffen zwar auf nahezu alle E-Auto-Hersteller zu, Tesla scheint mit dem Wettbewerbsumfeld in Europa jedoch besser klarzukommen: In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden alleine über 100.000 SUV der Modellreihe Model Y verkauft – also deutlich mehr, als alle VW-Stromer zusammen. Zwar kann VW beim Absatz ein Wachstum verbuchen, doch der Konkurrenz gelingen bessere Werte. Ausschlaggebend dürften im Fall Tesla große Preisnachlässe sein. In China hat das auch deutsche Marken zum Nachziehen gezwungen, hierzulande stemmt sich VW dem Vernehmen nach dagegen.

Neuerdings bekommt es Europas größter Autobauer auch mit der chinesischen Konkurrenz zu tun: Laut Marklines konnte MG in den ersten fünf Monaten um 251 Prozent wachsen, der Absatz auf dem hiesigen Kontinent betrug 37.744 E-Modelle, immerhin schon halb so viel wie VW. Weitere China-Rivalen wie BYD drängen auf den europäischen Automarkt.

Elektroautos bereiten VW Sorgen – das gilt auch für China und die Klimavorgaben

In Folge des Rückgangs beim Absatz musste VW bereits Maßnahmen ergreifen, so wird in Emden die Produktion gedrosselt und Teile der Belegschaft müssen gehen. Das Vorhaben bei Volkswagen, dass bis 2030 der Elektroanteil bei den Neuzulassungen 80 Prozent beträgt, könnte sich zum Bumerang erweisen: wenn der Konzern seine einstige Vormachtstellung bei Autos mit Verbrennermotor aus den Händen gibt und bei den Elektroautos einem harten Konkurrenzumfeld gegenübersteht. Schon 2033 soll angeblich jedes verkaufte VW-Modell ein Elektroauto sein.

Dieses Vorhaben basiert jedoch nicht nur aus Freiwilligkeit: Der Verkauf von Elektromodellen in Europa ist für Autobauer auch wichtig, um die künftig strengen Klimavorgaben der EU bezüglich CO2-Flottengrenzwerte einzuhalten.

Mangelnde Nachfrage bei E-Autos: Worauf VW seine Hoffnungen stützt

Doch gibt es Hoffnungen, auf die man sich in Wolfsburg stützen kann: Mit dem Facelift des Golf-Pendants ID.3 seien technische Unzulänglichkeiten behoben worden, außerdem kommt im Herbst die Elektrolimousine VW ID.7 auf den Markt. Ein weiterer Punkt sind die angeblich gesunkenen Wartezeiten auf einen Neuwagen, denn die Chipkrise sei größtenteils überwunden und die bessere Teileversorgung ermöglicht Lieferzeiträume zwischen zehn und zwölf Wochen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Flottengeschäft, das bei Volkswagen dem Vernehmen nach rund 60 Prozent ausmacht: Solange Großkunden aus Industrie und Wirtschaft sowie Bund und Länder VW die Stange halten, kann man sich zumindest auf diese Stütze verlassen. Gegenüber dem Privatmarkt sind hier jedoch teils hohe Preisnachlässe die Regel. (PF)

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