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Automarkt erholt sich – vorläufig

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Automarkt erholt sich – vorläufig

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Nach Lieferschwierigkeiten in der Corona-Zeit baut die Branche den Auftragsstau ab.

Die Zahl der Neuzulassungen steigt nach dem Corona-Tief wieder. Der Elektroantrieb spielt eine immer größere Rolle.

Nach den herben Rückschlägen der vergangenen Jahre erholt sich der deutsche Automarkt spürbar. Im ersten Halbjahr wurden 1,4 Millionen Autos neu zugelassen, das waren 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vom Niveau früherer Jahre ist das allerdings noch ein Stück entfernt: Normalerweise werden im ersten Halbjahr rund 1,7 Millionen Neuwagen verkauft. Seit Anfang 2020 die Pandemie begann, hat die Industrie aber massive Lieferschwierigkeiten.

Der Auftragsstau wird nun zunehmend abgearbeitet. „Die Pkw-Produktion in Deutschland hat im ersten Halbjahr deutlich zugelegt“, sagte Hildegard Müller, die als VDA-Präsidentin die deutschen Hersteller vertritt. Das Geschäft werde aber „vor allem vom langsamen Abbau des Auftragsbestandes getragen“, erklärte Reinhard Zirpel, Präsident des Importeursverbands VDIK. Er rechnet zwar auch für das Gesamtjahr noch mit Wachstum, aber vorerst nicht mit einer Rückkehr zu alten Höhen.

Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), sieht ein „sommerliches Zwischenhoch“: Im Juni bekam das Geschäft weiter Schwung, 280 000 verkaufte Autos bedeuten einen Zuwachs um ein Viertel. Peckruhn konstatiert zwar „momentan starke Zulassungszahlen“, hält sie aber für „trügerisch“. Die Auftragseingänge seien rückläufig, und das werde sich nach der Abarbeitung des Auftragsstaus spätestens im Herbst an den Neuzulassungen bemerkbar machen.

Trotz einer gekürzten Kaufförderung verschieben sich die Gewichte weiter zum Elektroantrieb. Im Juni lagen die reinen E-Autos mit den Dieselfahrzeugen gleichauf: Beide Antriebsarten machten jeweils rund 18 Prozent der Neuzulassungen aus. Auf Benziner entfallen 37 Prozent. Plug-in-Hybride rutschen dagegen auf dem deutschen Markt langsam in die Bedeutungslosigkeit, seit es für ihren Kauf keinen Umweltbonus mehr gibt. Im ersten Halbjahr kamen nur noch 79 000 Autos mit der Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor neu auf die Straßen, halb so viele wie im Vorjahreszeitraum.

Damit verschieben sich auch die Verhältnisse unter den Herstellern. Tesla, schon immer rein elektrisch unterwegs, wächst massiv und gehört auch in Deutschland mittlerweile zum Mittelfeld: Gut 36 000 neu zugelassene Tesla im ersten Halbjahr bedeuten eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahreszeitraum und mittlerweile 2,6 Prozent Marktanteil. Das ist die Größenordnung von Herstellern wie Fiat, Kia, Renault und Toyota auf dem deutschen Markt. Die Marke von Elon Musk hat in den vergangenen Monaten mehrmals die Preise gesenkt und will die Stückzahlen ausdrücklich hochtreiben – notfalls zulasten des Gewinns.

Dank niedriger Kosten und eines immer noch guten Images können sich die Amerikaner diese Strategie leisten. So ist der Absatz im Juni noch stärker auf 8000 Fahrzeuge gewachsen, das waren bereits 2,9 Prozent Marktanteil.

Platzhirsch VW betont dagegen immer wieder, dass Erträge wichtiger seien als Stückzahlen. Notfalls will man ein paar Autos weniger verkaufen, aber nicht bei den Preisen nachgeben. Die Wolfsburger tun sich mit ihren Kostenstrukturen schwerer im Preiskampf, spielen mengenmäßig aber immer noch in einer anderen Liga: 260 470 Autos verkaufte allein die Marke VW im ersten Halbjahr in Deutschland und sicherte sich damit rund 19 Prozent Marktanteil. Die Konzernmarken Audi, Porsche, Seat und Skoda hinzugerechnet, kommen knapp 40 Prozent aller Neuwagen in Deutschland vom VW-Konzern. Zu den wenigen Verlierern gegenüber der ersten Hälfte 2022 gehörten Kia, Opel und Renault.

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