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Schwere Sicherheitslücken bei Kia ermöglichten Fernortung und Start von Millionen Autos

schwere sicherheitslücken bei kia ermöglichten fernortung und start von millionen autos

Kia-Fahrzeuge ließen sich von außen anzapfen – auch ganz ohne Kabel.

Die Autoindustrie hat über die Jahre einen massiven Wandel durchlaufen. Moderne Autos sind heutzutage mit so viel Elektronik vollgestopft, dass es nicht ganz verkehrt ist, von einem Computer auf Rädern zu sprechen. Eine Entwicklung, die fraglos ihre Vorteile hat und viele zusätzliche Komfortfunktionen ermöglicht. Sie stellt aber auch ganz neue Herausforderungen und Gefahren, ein aktueller Vorfall verdeutlicht das nun auf sehr eindrückliche Weise.

Kontrolle

Sicherheitsforschern ist es gelungen, über ein Webportal des Automobilherstellers Kia Fahrzeuge unter ihre Kontrolle zu bringen. Das Wissen über das Nummernschild reichte aus, um das betreffende Fahrzeug exakt zu orten, die Türen zu öffnen und sogar den Motor zu starten oder die Hupe zu betätigen. Bei einzelnen Modellen war es zudem auf diesem Weg möglich, auf die Kameras des Gefährts zuzugreifen.

In weiterer Folge ließen sich noch viele private Daten jener Besitzerinnen und Besitzer abgreifen, die ein Kia-Connect-Abonnement haben. Dazu zählen etwa Name, Telefonnummer, E-Mail-Adresse sowie Anschrift. Zudem konnte sich ein Angreifer als zusätzlicher Benutzer bei dem jeweiligen Konto hinzufügen, ohne dass der eigentliche Besitzer das mitbekommt. Um das klarzustellen: All die zuvor erwähnten Fernsteuerungsfunktionen klappen hingegen auch bei Gefährten, wo die Besitzer kein solches Abo haben.

Millionen Fahrzeuge

In einem Blogposting listen die Sicherheitsforscher die betroffenen Modelle auf, in Summe sollen Millionen seit dem Jahre 2013 verkaufte Fahrzeuge gefährdet gewesen sein. Zumindest eine gute Nachricht gibt es aber: Die Forscher verfolgen damit keine bösen Ziele und haben das dahinterstehende Problem bereits vor Monaten an Kia gemeldet, wo es mittlerweile auch gefixt wurde. Eine akute Gefahr besteht damit also nicht mehr.

Trotzdem wirft das ein äußerst negatives Bild auf die Sicherheit der Systeme von Kia. Eine entscheidende Frage dabei ist etwa, wie es überhaupt sein kann, dass über ein öffentlich aus dem Internet erreichbares Portal Fahrzeuge geortet und ferngesteuert werden können.

Ablauf des Angriffs

Im konkreten Fall war es so, dass die Forscher gleich mehrere Lücken in der Webanwendung ausgenutzt haben. So war es ihnen zunächst möglich, ein Händlerkonto anzulegen, über das sie direkt auf für Händler gedachte Schnittstellen zugreifen konnten. Eigentlich sollten Abfragen dort nur über die Fahrzeug-Identifizierungsnummer möglich sein, allerdings gibt es im Internet Seiten, die es ermöglichen, bei Angabe dieser Information die zugehörige Nummerntafel zu bekommen. Der konkret genutzte Dienst ist dabei auf die USA beschränkt.

Um den Vorgang einer Übernahme eines Fahrzeugs möglichst einfach zu machen, haben die Forscher eine eigene App entwickelt. Nach der Eingabe der Nummerntafel konnten Autos bereits wenige Sekunden später über ein bequemes Interface am Smartphone ferngesteuert werden. Kia selbst betont noch einmal, dass die Lücken geschlossen wurden, zudem sei man sicher, dass sie nie von echten Angreifern ausgenutzt wurden.

Eine Warnung

Es ist nicht das erste Mal, dass Sicherheitsforscher Lücken in den Webanwendungen von Fahrzeugherstellern öffentlich machen, der aktuelle Vorfall ist durch seine weitreichende Übernahme zahlreicher Funktionen aber wohl der bisher schlimmste. Doch auch wenn Kia jetzt im Fokus der Berichterstattung steht, so steht zu befürchten, dass es bei anderen nur begrenzt besser aussieht, wie der Cybersicherheitsexperte Neiko Rivera gegenüber Wired zu Protokoll gibt.

Rivera hat selbst jahrelang in der Automobilindustrie gearbeitet und ist davon überzeugt, dass die Hersteller viel zu wenig Augenmerk auf die Sicherheit ihrer Webanwendungen legen. In diesem Bereich gebe es fraglos noch zahlreiche “eklatante Lücken” ähnlich jener zum aktuellen Fall. (apo, 30.9.2024)

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