Automobil

VW will wohl Vorstand von Software-Tochter Cariad neu aufstellen

vw will wohl vorstand von software-tochter cariad neu aufstellen

Der Volkswagen-Konzern will übereinstimmenden Medienberichten zufolge in Kürze fast den kompletten Vorstand seiner mit Problemen kämpfenden Software-Tochter Cariad entlassen. Neuer Cariad-Chef soll Peter Bosch werden, aktuell Produktionsvorstand bei der Konzerntochter Bentley.

Er werde Dirk Hilgenberg ablösen, der seine Position genauso räumen muss wie Cariad-Technologiechefin Lynn Longo und Finanzvorstand Thomas Sedran. Das berichten unter anderem das „Manager Magazin“, der „Spiegel“ und das „Handelsblatt“.

Bosch solle dabei von VW-Konzernchef Oliver Blume als Sanierer an die Cariad-Spitze gesetzt werden. Blume ist neben seinen Posten als Vorstandsvorsitzender von VW und Porsche auch als Vorsitzender des Aufsichtsrats der oberste Kontrolleur der Cariad. Ob Hilgenberg, Longo und Sedran den VW-Konzern komplett verlassen, ist noch nicht bekannt. Dem „Handelsblatt“ zufolge werde mit allen drei „derzeit über einen Wechsel in andere Bereichen der VW-Welt geredet“.

Eine eigene Strategie für Cariad wird Bosch aber wohl nicht erarbeiten müssen, denn unter Blume wurde die strategische Neuausrichtung der lange Zeit problematischen Software-Tochter bereits erarbeitet: Beim autonomen Fahren soll der Konzern künftig mit Mobileye zusammenarbeiten. Welche Teile genau Cariad von Mobileye übernimmt und was noch selbst entwickelt wird, ist noch nicht bekannt. Laut Konzerninsidern war Bosch aber bereits an der Neuaufstellung beteiligt, er soll als neuer CEO diese Veränderungsprozesse abschließen. An der grundsätzlichen Entscheidung von Herbert Diess, die Software-Entwicklung zu bündeln und eigenständig aufzustellen, wollen Blume und Bosch aber nicht rütteln.

Neben den neuen Vorstands-Personalien – nur Cariads Personalvorstand Rainer Zugehör soll den Berichten zufolge bleiben – ist auch eine Neuordnung der Arbeitsabläufe geplant. Neben der schnelleren Software-Entwicklung muss Cariad aber auch sparen: In diesem Jahr sollen die Kosten um einen „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“ sinken, so das „Handelsblatt“.

Verzögerungen in der Softwareentwicklung hatten zu Verzögerungen bei den E-Modellen Porsche Macan und dem Audi Q6 e-tron und letztlich auch zur Entlassung von Herbert Diess geführt. Unter dessen Nachfolger Oliver Blume wurden einige Software-Anläufe bereits entzerrt, weshalb die künftige Modellplanung weiter angepasst werden musste. Dass aber wie beim Macan und Q6 e-tron Hardware-seitig fertig entwickelte Autos ohne passende Software nicht auf den Markt gebracht werden können oder sich Probleme wie beim ID.3-Anlauf wiederholen, soll so aber frühzeitig ausgeschlossen werden.

Bereits am Wochenende hatte ein VW-Sprecher angegeben, dass man die „die Situation der Cariad und der Projekte sehr genau“ analysiere. In diesem Zuge seien bereits Entscheidungen getroffen worden. Beispielsweise seien Softwarearchitekturen zeitlich geordnet worden. Damit dürfte unter anderem die Einheitssoftware 2.0 gemeint sein, die frühren Plänen zufolge 2026 im VW-Flaggschiff Trinity debütieren und autonomes Fahren nach Level 4 ermöglichen sollte. Da zunächst aber die Software 1.2 für die in naher Zukunft anstehenden (Elektro-)Modelle zur Serienreife gebracht werden muss, wurde die 2.0-Software um zwei Jahre verschoben.

An diesem Mittwoch findet in Berlin die Hauptversammlung des Volkswagen-Konzerns statt. Dort dürfte die Neuaufstellung der Software-Tochter ebenso Thema sein wie in der Sitzung des VW-Aufsichtsrats am Dienstag. Womöglich werden die Personalien dann am Mittwoch am Rande der Hauptversammlung bestätigt.
manager-magazin.de (Paywall), handelsblatt.com, spiegel.de

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