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Tesla setzt sich im Steckdosen-Wettbewerb auf clevere Art durch

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Bald sollen an solchen Tesla-Ladestationen in den USA auch Elektroautos von Ford und General Motors andocken können. Mike Blake / Reuters

Um zu verstehen, wie wichtig die Entscheidung von Ford und General Motors (GM) zur Benutzung von Tesla-«Supercharger»-Ladestationen in den USA ist, sollte man die Steckdosen-Standards für Elektroautos kennen. In Europa gilt der CCS-Stecker als die Standardlösung für alle Ladestationen ausser bei Tesla-Ladesäulen. In den USA unterstützt die Regierung ebenfalls den CCS-Standard.

Tesla pocht jedoch auf seine eigene Steckerlösung. Der Autobauer kann dies auch tun, da er ohnehin auf eigene Kosten ein für Tesla-Fahrzeuge spezialisiertes Ladenetzwerk aufgebaut hat. Es handelt sich dabei um den Stecker, den Tesla grossspurig North American Charging Standard (NACS) taufte.

Die Einigung mit GM und Ford bedeutet, dass ab 2025 Elektroautos der beiden Konzerne ausschliesslich mit NACS-Buchsen und -Steckern ausgerüstet sein werden. Vor dieser Zeit sind die Neuwagen mit Adaptern ausgerüstet, die CCS-Stecker ebenfalls NACS-fähig machen sollen.

Der Deal zwischen der GM-Chefin Mary Barra und Elon Musk in der ersten Juniwoche erfolgte zwei Wochen nach einer gleichlautenden Abmachung zwischen Tesla und Ford. Damit ist es Tesla gelungen, zwei der drei grossen amerikanischen Autokonzerne in das eigene Supercharger-Netzwerk einzubinden. Barra ging bei ihrer Ankündigung noch weiter: «Diese Zusammenarbeit könnte die Gelegenheit bieten, den NACS zum Standardstecker für Nordamerika zu machen.»

Verdoppelung des Ladesäulen-Angebots

Mit der Erweiterung des nordamerikanischen Tesla-Ladenetzes auf den zweit- und den drittgrössten Anbieter von Elektrofahrzeugen in den USA könnte dieses Ziel tatsächlich erreicht werden. In Nordamerika verfügt Tesla über rund 17 000 Supercharger-Stationen. Für GM soll die Standardisierung und Erweiterung der verfügbaren Ladeinfrastruktur auf das Doppelte das Problem der Reichweitenangst bei potenziellen E-Auto-Käufern beseitigen. «Wir brauchen eine robuste Ladeinfrastruktur – die Zusammenarbeit mit Tesla wird zur Durchsetzung der E-Mobilität beitragen», sagte Barra im Gespräch mit Elon Musk auf Twitter Spaces.

Die Nutzung des Tesla-Ladenetzes ermöglicht GM Einsparungen von rund 400 Millionen Dollar. Ursprünglich waren Investitionen von 750 Millionen Dollar für die Infrastruktur vorgesehen. «Die Einigung ermöglicht uns, schneller und effektiver zu einer flächendeckenden Infrastruktur zu kommen», sagte Barra. Was Tesla an der Benutzung der Supercharger durch E-Fahrzeuge von Ford und GM verdient, ist bis jetzt unklar. Denkbar wären Tantiemen für den jeweils an Superchargern bezogenen Strom.

Die in den USA bestehende Ladeinfrastruktur für batteriegetriebene Autos lässt noch zu wünschen übrig. Es fehlt nicht nur an der Flächendeckung, sondern auch an der Qualität. Gemäss einer Untersuchung von J. D. Power vom Februar 2023 scheiterte in den USA jeder fünfte Ladeversuch. Das Netzwerk der Tesla-Ladesäulen sei deutlich zuverlässiger und schneller.

Elon Musk sagte Mary Barra im gleichen Gespräch die volle Unterstützung zu, es werde die gleich hohe Tesla-Ladequalität auch für General Motors geben. An anderer Stelle erwähnte er, dass man für Fahrzeuge mit CCS-Stecker einen NACS-Adapter anbieten werde.

Andere Strategie für Europa

In Europa ist der Elektroautobauer ebenfalls dabei, seine Ladeparks auch für Fahrzeuge von Drittherstellern zu öffnen. Hier geht es allerdings nicht um die Durchsetzung des NACS, sondern um die Erweiterung der Supercharger-Säulen mit den in Europa üblichen CCS-Steckern.

Tesla hat das Supercharger-Netzwerk in 30 europäischen Ländern partiell für andere Elektroautos geöffnet, wie ein Sprecher der Firma bestätigt. Von den insgesamt über 12 000 Superchargern in Europa seien demnach mindestens 50 Prozent für andere Elektroautos geöffnet – die Prozentzahlen variieren allerdings je nach Markt.

Teslas Schritt zur Öffnung seiner Ladeinfrastruktur für Fahrzeuge anderer Hersteller erinnert an einen ähnlichen Schritt im Mobiltelefonsektor. Anders als Tesla wurde Apple jedoch von der EU stark unter Druck gesetzt, seine «Lightning»-Steckverbindung auf den neuen Standard der Konkurrenz (USB 3.0) zu ändern. Dies soll ab Herbst 2024 in Europa der Fall sein. Von Freiwilligkeit kann hier keine Rede sein. Bei Nichteinhaltung drohen Apple Strafzahlungen.

Der Tesla-Weg der Freiwilligkeit wirkt sympathischer. Interessant wird nun die Entwicklung des chinesischen Elektroautomarkts zu beobachten sein. Ob Tesla auch hier die Türen öffnet, erscheint unwahrscheinlich.

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