Tarifdschungel bei E-Ladesäulen beschäftigt Wettbewerbshüter
Eines von mehreren Problemen: Die Ladesäulen zeigen oft nicht den zu bezahlenden Gesamtpreis und den Tarif pro Kilowattstunde wie beim Tanken von Benzin und Diesel. Laut Urbanschitsch wünschten sich zwei Drittel der Nutzerinnen und Nutzer, dass die Kosten in Kilowattstunden verrechnet werden. Viele Anbieter würden aber lieber nach Parkdauer verrechnen, damit die E-Lade-Parkplätze nach dem Vollladen nicht blockiert werden.
Die BWB hat insgesamt zehn Empfehlungen ausgearbeitet. Neben der Transparenz über Preis, bezogene Energie und Ladedauer sollte unter anderem der lokale Wettbewerb gestärkt werden und eine regionale Konzentration vermieden werden. Den Landesenergieversorgern, die ein großer Player in dem Markt sind, empfahl Harsdorf-Borsch sich bei den Ladestellen nicht an die Bundesländergrenzen zu halten, um so für Wettbewerb zu sorgen.
Ein großes Thema ist auch die Bezahlmöglichkeit. Nur bei rund 50 Prozent der österreichweit über 13.000 öffentlichen Ladepunkte ist ein Bezahlen mit Bankomatkarte möglich. Eine Bezahlung mit Kreditkarte ist bei 80 Prozent und eine Bezahlung mit Ladekarte bei 90 Prozent der Ladepunkte möglich. Bar lässt sich die Akku-Füllung übrigens bei kaum einem Ladepunkt bezahlen.
Damit ein Preisvergleich künftig besser möglich ist, arbeitet die E-Control an einem eigenen Ladestellen-Tarifkalkulator, ähnlich dem Tarifkalkulator für Haushaltsstrom und Gas. Er soll im ersten Quartal 2023 online gehen, sagte Urbanschitsch.
Weil viele Anbieter nicht flächendeckend in ganz Österreich oder Europa Ladepunkte betreiben, spielt wie beim Mobilfunk das Roaming eine große Rolle. So kann man mit der Ladekarte seines Anbieters auch bei einer fremden Ladesäule laden. Die BWB fordert hier Transparenz über die Roaminggebühren.
Sollte der Wettbewerb nicht funktionieren und sich ein im Übermaß konzentrierter Markt verfestigen, kann sich die BWB als “ultima ratio” vorstellen, das Ladestromgeschäft grundsätzlich zu ändern. Als Alternative käme in Betracht, die Ladeinfrastruktur für die Durchleitung von Strom für verschiedene Stromanbieter zu öffnen. Das Marktdesign wäre dann ähnlich wie bei Haushaltsstrom mit entsprechender Wechselmöglichkeit.