- Scout Terra als Konter gegen Teslas Cybertruck
- Interieur flirtet mit der Generation iPhone
- Komplette Technik stammt von Scout
- Viel Elektrokraft für Sportwagen-Sprint
- Fertigung schafft 4000 neue Arbeitsplätze
- Europa-Export wäre durchaus denkbar
Scout Terra Scout Traveller
Scout Terra als Konter gegen Teslas Cybertruck
Es ist auch ein neuerlicher Versuch von VW, endlich wieder die Herzen der Amerikaner zu gewinnen. Denn deren einst von Beetle und Bus entfachte Liebe ist nach Langweilern wie Passat oder Atlas arg abgekühlt, selbst wenn sie den Niedersachsen den Dieselskandal längst verziehen haben.
Scout Terra Concept
Interieur flirtet mit der Generation iPhone
Für das Design gilt das allemal und ganz bewusst. Denn sowohl der Pick-Up Terra als auch das davon abgeleitete SUV Traveler orientieren sich auf eine charmante Weise an den Vorbildern aus der Vergangenheit, sind kantig, glatt und schnörkellos – und tragen wie früher ihr Markenlogo weit rechts der Mitte. Einzig die umlaufende LED-Signatur an Bug und Heck holt die beiden Autos zurück ins hier und heute. Und natürlich das Interieur, das gezielt mit der Generation iPhone flirtet und auf riesige Displays setzt, sich aber trotzdem noch erfreulich viele Tasten unter dem XXL-Screen in der Mitte leistet.
Scout Traveler Concept
Komplette Technik stammt von Scout
VW hat Scout in Michigan unabhängig und selbstständig eine neue Architektur entwerfen lassen, die altmodischer allerdings kaum sein könnte. Weil Traveler und Terra Arbeitsgeräte für Farmer, Cowboys, Bauarbeiter und Handwerker sein wollen und nicht Angeberautos für Firmenbosse, Anwälte und Banker, ist die Karosserie auf einem traditionellen Leiterrahmen verschraubt, unter der rund 1,65 Meter langen Pritsche oder dem riesigen Kofferraum dreht eine Starrachse. Damit die Fahrt nicht dort aufhört, wo der Asphalt endet, gibt es serienmäßigen Allradantrieb und zwei mechanische Differentiale. Und weil sie es ernst meinen mit dem Arbeitsethos, versprechen sie im besten Fall knapp fünf Tonnen Zuglast und eine rund Tonne Zuladung. Während sie sich damit an der alten Pick-Up-Welt orientieren, nehmen sie auch die Vorzüge der neuen an: Im Bug gibt es deshalb selbstredend einen Frunk, der groß genug sei für einen Werkzeugkasten, eine Kühlbox oder die Tasche fürs Gym.
Viel Elektrokraft für Sportwagen-Sprint
Der Antrieb ist natürlich ebenfalls der neuen Zeit geschuldet. Weitgehend zumindest. Denn genau wie der Cybertruck oder konventionelle Konkurrenten vom Schlage eines Rivian RT1, Ford F150 Lightning, Ram 1500 oder eine Chevrolet Silverado EV fahren Traveler und Terra rein elektrisch, kommen rund 550 Kilometer weit und laden dank 800 Volt-Technik mit bis zu 350 kW. Und wie alle Elektroautos haben sie den Antritt eines Sportwagens. Kein Wunder, bei über 1300 Nm, die sofort zupacken. Das reicht für einen Sprintwert von 3,5 Sekunden. Aber weil die elektrische Euphorie auch in den USA merklich nachgelassen hat und sich ohnehin vor allem auf die Küsten konzentriert, die Pick-Ups aber eher in der provinziellen Mitte des Landes unterwegs sind, wo das Ladenetz noch große Lücken hat, will Scout sich nicht alleine auf die Akkus verlassen. Ein kleiner Benziner soll auf Wunsch als Range Extender einen Generator antreiben und den Aktionsradius so auf über 800 Kilometer erweitern – und da kommt dann wahrscheinlich doch die Wolfsburger Mutter ins Spiel.
Fertigung schafft 4000 neue Arbeitsplätze
Traditionell, rustikal und mit dem Charme einer ehrlichen Haut: Zwar passen Traveler und Terra ihrem Wesen nach eher zu Walz als Vance, weil sie viel leiser und freundlicher auftreten als der vorlaut polternde Cybertruck. Eine Botschaft wird jeden Präsidentschaftskandidaten freuen – egal ob am Ende nun Trump das Rennen macht oder Harris: “Wir sind unendlich Stolz darauf, eine ikonische US-Marke wiederzubeleben und dafür zugleich tausende neue US-Jobs zu schaffen”, gibt Markenchef Scott Keogh den Patrioten und untermauert das mit konkreten Ansagen: Entwickelt wurden die Autos in Michigan und gebaut werden sie in South Carolina von mehr als 4000 neuen Mitarbeitern.
Europa-Export wäre durchaus denkbar
Und der Rest der Welt schaut einfach zu? Hoffentlich nicht. Denn während die traditionellen US-Pick-Ups bei uns allenfalls nur als Grauexporte gehandelt werden und nicht viel mehr sind als Exoten für verkappte Cowboys, haben sie mit der Elektrifizierung durchaus auch in Europa Chancen, zumal Terra und Traveler im Gegensatz zum Cybertruck augenscheinlich nicht ganz so gleichgültig gegenüber den Crashnormen und Geschmacksmustern diesseits des Atlantiks entwickelt wurden. Und weil Scout schließlich nichts anderes heißt als Pfadfinder, werden Traveler und Terra schon irgendwann ihren weg zu uns finden.