- Zahl der Batterie-Busse wächst seit 2014
- 96 neue Brennstoffzellen-Busse im ersten Halbjahr
- MAN liegt im ersten Halbjahr 2023 vor Mercedes
- Mehr Anträge als Budget für Bundes-Förderung
Nicht nur in Deutschland, sondern europaweit steigt die Anzahl der neu zugelassenen Omnibusse über acht Tonnen mit alternativen Antriebskonzepten. In den ersten beiden Quartalen des Jahres 2023 gibt es – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – Zuwächse im Segment der BEV-, FCEV und Hybridbusse.
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2.567 Elektrobusse (ohne Trolleybusse), 1.863 Hybridbusse, 1.454 CNG-Busse und 96 Wasserstoffbusse summieren sich im ersten Halbjahr 2023 auf insgesamt 5.980 Omnibusse mit alternativem Antrieb. Das sind 34 Prozent mehr als die 4.452 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2022. Das Plus ist vorrangig auf ein höheres Volumen an Elektro- und Hybridbussen zurückzuführen. Bemerkenswert: Das absolute Volumen der BEV-Busse stieg von 1.385 im ersten Halbjahr 2021 auf 2.567 im ersten Halbjahr 2023; eine Steigerung von 85 Prozent in zwei Jahren!
Wim Chatrou von der Beratungsfirma Chatrou CME Solutions hat die Zahlen seit über zehn Jahren im Blick. Für seine Recherche greift der Niederländer auf die Zulassungsdaten der offiziellen Behörden in den einzelnen Ländern, z. B. vom RDC (RAI-Datenzentrum in den Niederlanden) und beispielsweise vom KBA (Kraftfahrtbundesamt) in Deutschland zu. Für die Quartalszahlen berücksichtigt Wim Chatrou die EU27 + UK + ICE + NO + CH. Erst am Jahresende stehen die Zahlen aus SK, HR, BG, CY und MT zur Verfügung.
Zahl der Batterie-Busse wächst seit 2014
„Die jeweiligen Zulassungszahlen folgen den Auslieferungen der Hersteller in jedem Land“, so Wim Chatrou. „Die Zahlen sagen nichts über den Auftragsbestand oder über das, was im Jahr 2023 noch geliefert werden muss, aus.“
Trotz aller Veränderungen im Ranking der Länder und der Marken, eine Konstante gibt es seit 2014: Die Zahl der neuen BEV-Busse steigt kontinuierlich an. Waren es im zweiten Quartal 2022 europaweit 1.768 Batterie-Busse, so sind es im Q2/23 schon 2.567 neue Elektrobusse. Großbritannien führt das Ranking an, hier wurden in diesem Jahr bisher 524 neue BEV-Busse zugelassen. Die Regierung fördert mit dem Strategieplan „Road to zero“ seit Jahren gezielt den Umstieg auf Elektromobilität im ÖPNV.
Betrachtet man den Zeitraum von 2012 bis Q2/23, dann kommt Deutschland mit 2.106 BEV-Bussen europaweit auf den zweiten Platz. Großbritannien liegt auch hier auf Platz eins, in Summe sind auf der Insel 2.359 neue Elektrobusse auf die Straße gekommen. Noch auf dem Siegertreppchen ist Frankreich, 1.739 BEV-Busse über acht Tonnen sind bislang angemeldet worden.
73,5 Prozent aller Stadtbusse in Europa (im ersten Halbjahr noch ohne die Zahlen aus SK, HR, BG, CY und MT) verfügten über einen alternativen Antrieb. Mittlerweile sind in Europa mehr als 15.000 elektrische Linienbusse unterwegs! Ganz genau sind es 15.222 Elektrobusse über acht Tonnen, die im Zeitraum 2012 bis einschließlich Q2/23 (insgesamt 11,5 Jahre) neu zugelassen wurden. Während das absolute Volumen von CNG/NGT-Bussen seit 2021 auf einem stabilen Niveau (einschließlich des Anteils im Überlandsegment) liegt, gibt es im Bereich der FECV-Einheiten immer wieder starke Schwankungen.
96 neue Brennstoffzellen-Busse im ersten Halbjahr
37,5 Prozent aller Linienbusse in Europa waren im ersten Halbjahr 2023 emissionsfrei (BEV und FCEV). Wim Chatrou merkt an, dass dies binnen zwei Jahren ein Anstieg um 15 Prozent sei. Mit insgesamt 96 neuen FCEV-Bussen ist das Volumen fast doppelt so hoch wie im ersten Halbjahr 2022 mit 52 Einheiten. Caetano führt das erste Halbjahr 2023 mit 28 Zulassungen an, dicht gefolgt von Van Hool mit 26 Zulassungen, zu Wrightbus mit 15 Neuzulassungen gibt es schon etwas Abstand.
Und auch hier wieder etwas Erfreuliches mit Blick auf das Ranking seit 2012 bis Q2/23: Deutschland liegt mit einer Flotte von 167 FCEV-Bussen (35,8 Prozent) auf Platz eins. Großbritannien folgt mit 109 Bussen (23,4 Prozent). Und die Niederlande liegen mit 65 Bussen und einem Anteil von 13,9 Prozent auf Platz drei.
MAN liegt im ersten Halbjahr 2023 vor Mercedes
Wie schlagen sich die deutschen Marken in Europa? Auch das weiß Chatrou CME Solutions: MAN kommt mit 260 neuen Elektrobussen in Q1-2/23 auf den zweiten Platz, Mercedes-Benz kann im gleichen Zeitraum 105 neue Elektrobusse zulassen und erreicht den zehnten Platz.
Spannend auch hier ein Blick auf den Zeitraum seit 2012: Mercedes liegt mit 1.089 Fahrzeugen auf Platz sechs, MAN mit 662 BEV-Bussen auf Platz neun. Solaris aus Polen kann in Europa die Führungsposition mit 1.884 Einheiten behaupten, gefolgt von BYD mit 1.613 Einheiten und Alexander Dennis-BYD mit 1.419 E-Bussen. Zusammen kommen die Top Drei auf einen Marktanteil von fast einem Drittel. VDL aus den Niederlanden liegt mit 1.338 Einheiten zurzeit auf Platz vier, der chinesische Hersteller Yutong folgt mit 1.317 E-Bussen. Global betrachtet ist China mit Abstand der größte Lieferant von BEV-Bussen. Im Reich der Mitte wurden bisher mehr E-Busse gebaut als im Rest der Welt zusammengerechnet. Wenn man das europäisch-chinesische Joint-Venture ADL-BYD außen vor lässt, kommen immerhin zwei Hersteller aus den Top Fünf aus China.
„Wir befinden uns im Jahrzehnt der E-Busse“, sagte Maximilian Rohs von der Beratungsfirma Pricewaterhouse Coopers (PwC). Er hat zu dem Thema eine Studie durchgeführt, das „E-Bus Radar 2022“. Besonders viele E-Busse gibt es in Hamburg, Berlin und Wiesbaden, dort sind jeweils mehr als 100 unterwegs. „Berücksichtigt man das Verhältnis zur Stadtgröße, sind aber Wiesbaden und Osnabrück die Batteriebus-Hauptstädte“, so Rohs. Dort seien es rund 40 Batteriebusse pro 100.000 Einwohner, in Hamburg lediglich zehn.
Mehr Anträge als Budget für Bundes-Förderung
Laut der PwC-Studie boomt die E-Bus-Branche, der Bestand wächst seit 2018 exponentiell. Viele Verkehrsbetriebe wollen umstellen, denn die Betriebskosten seien teilweise sogar günstiger als bei Dieselbussen, so Rohs. Doch die Umstellung auf E-Busse sei auch teuer. Die Fahrzeuge selbst kosteten etwa zweieinhalbmal so viel wie ein Dieselbus. Für einen reinen Batteriebus seien das rund 550.000 Euro. Außerdem müsse eine Lade-Infrastruktur aufgebaut werden, und die brauche Fläche. „Egal ob ich im Depot oder auf der Strecke auflade, ich brauche den entsprechenden Platz, und der ist knapp“, erläutert Rohs. Außerdem müssten die Abläufe auf dem Betriebshof geändert werden.
Der Bund fördert die Umstellung auf E-Busse. Beim Verkehrsministerium wurden zuletzt über 4.000 Förderanträge gestellt, es gibt aber nur Mittel für 2.500 Fahrzeuge. Dennoch hat der Bundestag entschieden, im Bundeshaushalt 2023 die Mittel für die alternativen Antriebe für Busse nicht zu erhöhen. Bis 2030 sollte jeder zweite Stadtbus in Deutschland elektrisch fahren, so die Aussage der Bundesregierung. Spannend, ob dieses Ziel erreicht werden wird. Bislang machen Elektro- zusammen mit Hybridbussen nur rund 2,4 Prozent der gesamten ÖPNV-Busflotte in Deutschland aus.
Autor: Rüdiger Schreiber