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Plädoyers gegen die Lobby der Autofahrer: Geretsrieder SPD diskutiert über Verkehrswende

Beim SPD-Stadtgespräch

Plädoyers gegen die Lobby der Autofahrer: Geretsrieder SPD diskutiert über Verkehrswende

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Zum Geretsrieder SPD-Stadtgespräch kamen auch Gäste aus Wolfratshausen wie „WOR for Future“-Sprecher Jan Reiners (re.) und Stadtrat Dr. Hans Schmidt (2. v. re.).

Beim Stadtgespräch der SPD wurde viel über den Verkehr in der Stadt diskutiert. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“, war am Ende klar.

Geretsried – „Wem gehört der öffentliche Raum?“, fragte Bernhard Lorenz beim jüngsten SPD-Stadtgespräch in der Gaststätte Isarwinkel. Die Antwort gab der pensionierte Gymnasiallehrer in seinem halbstündigen bilderreichen Vortrag selbst. Seine Forderung nach einer Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer sowie einer Realisierung moderner Mobilitätskonzepte führte zu einer kontroversen Diskussion.

Nachbesserungsbedarf vor allem in puncto Schulwegsicherheit

„Wir denken nur über eine Fortführung des Bestands und zu wenig über eine Verkehrswende nach“, kritisierte Lorenz das öffentliche Bewusstsein. Nachbesserungsbedarf sieht das SPD-Mitglied vor allem in puncto Schulwegsicherheit. Demnach führen Elterntaxis und parkende Autos auch vor Geretsrieder Bildungsstätten zu gefährlichen Fahrbahnverengungen. Lorenz verwies auf eine im Herbst des vergangenen Jahres erhobene Online-Befragung in der Stadt. Dabei gaben 68 Prozent der Bürger an, ihr Auto auch im innerstädtischen Verkehr regelmäßig zu nutzen. Der Flächenfraß von Einzelparkplätzen, die oft die Ausmaße eines Kinderzimmers erreichen würden, sei einfach zu hoch. Die Vielzahl alter, enger Bunkerstraßen im Stadtgebiet verschärfe die Situation zusätzlich.

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Bestes Konzept ist Entmischung der Verkehrswege

Um zumindest auf den großen Verkehrsachsen wie etwa der Adalbert-Stifter- oder der Sudetenstraße mehr Platz für Radfahrer zu schaffen, regte ADFC-Kreisverbandvorstandsmitglied Nikolaus Wiedemann die Ausweisung von sogenannten Umweltspuren an. „Darauf dürfen nur Radfahrer und Busse fahren“, erklärte Wiedemann. Willi Sommerwerk, Anwohner der Böhmerwaldstraße, ist das noch nicht genug. Er forderte eine Freigabe von Fußwegen für radelnde Schulkinder. Wiedemann und der Wolfratshauser Ex-Bürgermeister Reiner Berchtold halten dies für überzogen, zumal es auch Fußgänger zu schützen gelte. „Das beste Konzept ist immer eine Entmischung der Verkehrswege“, sagte Berchtold. Da er in seinem Beruf als Polizeibeamter viele Verkehrsunfälle von Rad- und Autofahrern aufgenommen hat, wehrte er sich gegen einseitige Schuldzuweisungen.

Der Wolfratshauser Stadtrat Dr. Hans Schmidt (Grüne) und Jan Reiners vom Klimaschutzbündnis „WOR for Future“ räumten ein, dass sich die Realisierung von Umweltstreifen und anderer Verbesserungen für den Radverkehr aufgrund langwieriger Bürokratieprozesse in den Behörden immer noch zu stark verzögere. Der Geretsrieder SPD-Stadtrat Arthur Wolfseher brach eine Lanze für die Stadtverwaltung und deren neues „zukunftsweisendes Mobilitätskonzept“. Oft komme der Gegenwind von den Bürgern, die sich beispielsweise gegen Tempo-30-Zonen und Radstreifen wehren würden. „Da sind einige leider noch sehr beratungsresistent“, bedauerte Wolfseher.

S-Bahn würde Autoverkehr reduzieren

Den Einwand des Wolfratshausers Heinz Wensauer, der die geplante S-Bahn-Verlängerung wegen der Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen anprangerte, bewerteten nahezu alle Stadtgesprächsteilnehmer als glatte Themaverfehlung. „Ich bin für die Bahn, weil sie Autoverkehr reduziert“, entgegnete ADFC-Vorstandsmitglied Wiedemann.

Am Ende stellte Diskussionsleiter Lorenz fest, dass es auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Kommune viel zu tun gibt. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher: Es gibt Möglichkeiten, um unsere Interessen gegenüber der Lobby der Autofahrer durchzusetzen“, gab er sich kämpferisch. Schon in den kommenden Wochen sind zahlreiche Aktionen wie am 21. April die Raddemo „Kidical Mass“ sowie eine Stadtbegehung mit der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) geplant.

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