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Niestetaler baut Benziner in E-Autos um - und erklärt in seinem Buch, wie es geht

Schrauben für den Klimaschutz

Niestetaler baut Benziner in E-Autos um – und erklärt in seinem Buch, wie es geht

niestetaler baut benziner in e-autos um - und erklärt in seinem buch, wie es geht

Das Bild zeigt einen mann mit weißem Pulli, die in den Motorraum eines Autos guckt.

Man braucht keine Hebebühne und auch keine voll ausgerüstete Werkstatt, um das zu tun, was Johannes Hübner macht.

Niestetal – „Ein Akkuschrauber, ein Nusskasten und ein Messgerät reichen im Prinzip“, sagt er. Der Niestetaler baut konventionelle Serienautos mit Verbrennungsmotor in E-Autos um.

Wenn man den 40-jährigen Elektroingenieur und Informatiker bei sich zu Hause in Sandershausen besucht, deutet nichts darauf hin, dass hier ein versierter Tüftler seiner Passion nachgeht. Nur vorne in Hof steht ein VW Touran mit einem E-Kennzeichen. Den Kompaktvan, ehemals ein Benziner, hat Hübner selbst umgerüstet.

Jetzt hat er zusammen mit seinen Freunden Udo Kessler (aus Mannheim) und Philip Schuster (aus Ulm) ein Buch herausgebracht – für Leute, die es sich zutrauen, es Hübner gleichzutun. „Deep Dive Elektroumbau“, heißt das Werk, das im Selbstverlag erschienen ist. „Das Buch beschreibt auf 200 Seiten und mit vielen Fotos alle Schritte, wie man einen Volvo 850 in ein E-Auto verwandelt“, sagt Hübner. Der Volvo gehört seinem Kollegen Udo Kessler, „der übrigens von Automechanik keine Ahnung hat“, verrät Hübner. „Aber sogar der hat’s hingekriegt“.

Auf keinen Fall sollte man Angst vor solch einer Operation am eigenen Auto haben. Damit es leicht geht, hat Hübner viel Vorarbeit geleistet. Und das heißt: Er hat entwickelt, geforscht und sehr viel ausprobiert – über Jahre. Und er hat viel Erfahrung gesammelt noch zu einer Zeit, als noch niemand von E-Autos sprach. „Ich mache das nicht aus Klimaschutzgründen. Ich mache das, weil mir mein alter Diesel auf die Nerven gegangen ist“, sagt Hübner. Noch heute erinnert er sich widerwillig an den Diesel-Gestank nach einem Kaltstart.

Und es ist natürlich die technische Herausforderung, die Hübner gereizt hat. „Anfänglich musste ich selbst viel entwickeln, vor allem die ganze Steuerelektronik und die notwendige Software“, erinnert sich der gebürtige Saarbrückener. An die Technik zu kommen, war damals auch nicht einfach. Sein erstes Umbau-Projekt startete er an einem VW-Polo. Als Elektromotor nahm er einen Industriemotor, so, wie er in Fahrstühlen verbaut wird.

Den Wechselrichter baute er selbst zusammen. Und die Akkus, damals noch unfassbar sperrige und schwere Module, kamen aus China. Aber alles funktionierte. Der E-Polo bekam Tüv und fuhr Hübner sechs Jahre lang zuverlässig durch die Gegend.

„Heute gibt es die ganzen Teile auf dem Auto-Gebrauchtmarkt – für vergleichsweise wenig Geld und mit viel besseren Leistungsdaten“, sagt Hübner. Vor allem diese Tatsache erlaube es inzwischen, auch wenig versierten Bastlern sein Auto in relativ kurzer Zeit und bei deutlich geringeren Kosten umzurüsten. „Für meinen Polo damals habe ich noch vier Jahre gebraucht – von 2010 bis 2014. Heute ginge das in drei bis vier Wochen.“

Allerdings nur bei Autos, die er und seine Kollegen schon einmal umgerüstet haben. Und das sind eben der alte VW-Polo, der Volvo 850 und noch ein VW-Sharan. „Natürlich sind bei jedem Auto die Maße anders“, sagt Hübner, „man muss viel ausprobieren, damit letztlich die ganze Technik passt.“

Rund ein Dutzend einfacher Teile müssten für einen Umbau selbst hergestellt werden – von der Blechwanne zur Unterbringung der Akkus bis hin zur Welle, die später den Elektromotor mit dem Getriebe verbindet. „Letzteres kann aber ein Schlosser machen“, sagt Hübner. Nicht zuletzt entwickelt Hübner noch die Platinen für die Steuerelektronik sowie die Software selbst – das macht er zu Hause in seinem stillen Kämmerlein.

Um aber auch anderen Tüftlern kurze Umbauzeiten zu ermöglichen, denken Hübner, Kessler und Schuster aktuell darüber nach, nach dem Buch für den Volvo 850 eventuell weitere Umbau-Leitfäden herauszubringen – „vor allem für Modelle, die besonders häufig gefahren werden“. So gebe es zum Beispiel den VW-Golf in Deutschland etwa 3 Millionen Mal. „Das wäre sicherlich für viele interessant.“

Service: „Deep Dive Elektroumbau: Alles, was Sie wissen müssen, um Ihr Fahrzeug auf Elektro umzurüsten“, von Johannes Hübner, Udo Kessler und Philip Schuster, Herausgeber: Electrify Your Ride, 200 Seiten, 40 Euro, ISBN: 978-3982506302

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