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Nicht nur Wärmepumpen: Neues Verbot kann auch für E-Autos gewaltige Folgen haben

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Ein Verbot von PFAS hätte drastische Folgen für die Akku-Industrie.

Fast alle Zukunftstechnologien haben eines gemeinsam: Sie nutzen sogenannte Ewigkeitschemikalien. Dabei handelt es sich um Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS. Sie kommen in der Natur nicht vor. Der Begriff PFAS bezeichnet eine Gruppe von mehreren Tausenden vom Menschen entwickelten Industriechemikalien. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften kommen sie in vielen Produkten zum Einsatz. Allerdings besitzen PFAS eine Eigenschaft, die sie besonders gefährlich macht. Sie sind chemisch so stabil, dass sie sich in der Natur praktisch nicht zersetzen. Deshalb auch der Name Ewigkeitschemikalien. Neben der Lebensdauer sollen sie zudem umwelt- und gesundheitsschädlich sein.

Um das Risiko von PFAS einzudämmen, reichte ein Zusammenschluss verschiedener Umweltbehörden einen Antrag zum Verbot der Chemikalien bei der Europäischen Chemikalienagentur ein. Für diesen Vorschlag hagelt es Kritik aus der Industrie, wie man auf dem YouTube-Kanal „Doktorwissenschaft“ in einem aktuellen Video erklärt. Denn besonders eine Gruppe der Fluorpolymere (PVDF) kommen in vielen Technologien zum Einsatz. PVDF-Chemikalien werden in rund 70 Prozent der Kathoden von Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Auch in Brennstoffzellen, PV-Modulen und Windrädern finden sich Fluorpolymere. Des Weiteren nutzen viele Wärmepumpenhersteller PFAS zudem als Kältemittel für ihre Anlagen.

Industrieverbände kritisieren den Vorschlag

Industrieverbände argumentieren, dass es für viele Industriezweige praktisch keine Alternative zu PFAS gibt. Zudem behaupten sie, dass die Fluorpolymere als Hochleistungskunststoffe zu stabil sind, um die Umwelt stark zu belasten. Die Verbände fordern eine individuelle Prüfung der einzelnen Chemikalien und stellen sich klar gegen das Verbot einer ganzen Chemikalienklasse.

Dagegen sehen Umweltverbände, Gesundheitsexperten und Behörden eine klare Vorsorgepflicht gegenüber der Bevölkerung. Eine Prüfung jeder einzelnen Chemikalie wäre zu zeitaufwendig. „Welche Schäden die langlebigen PFAS in der Umwelt auf Dauer anrichten können, ist häufig noch unerforscht“, erklärt Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts in einer Stellungnahme.

Alternative zu PFAS

Der YouTuber Tom vom Kanal Doktorwissenschaft zählt verschiedene Optionen als Ersatz für PFAS auf. So können stattdessen Propan, Kohlenstoffdioxid oder Ammoniak als Kältemittel möglich sein. Für die Beschichtung von PV-Modulen kann alternativ Glas verwendet werden. Eine große Herausforderung sieht der Chemiker aber für die Akku-Industrie. Dort dienen PFAS als Bindemittel in den Elektroden. Der Großteil der Kathoden besteht aus Lithium-Metalloxiden, die bisher noch auf PFAS angewiesen sind. Für andere Kathodenarten existieren bereits alternative Bindemittel auf Wasserbasis. Lithium-Metalloxid reagiert allerdings mit Wasser. Aktuell existieren aber schon einige Studien und auch ein Unternehmen, die die PFAS-freie Herstellung von Lithium-Metalloxid-Batterien ermöglichen. Außerdem gewinnen Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP) zunehmend an Bedeutung. Ein plötzliches Verbot von PFAS könnte die E-Auto-Industrie derzeit dennoch nicht ohne große Verluste stemmen. Ob das Verbot tatsächlich durchkommt und welche Ausnahmen möglich sind, wird sich zeigen.

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