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Neue Spieler auf dem Markt: Wie Tech-Konzerne die Autohersteller angreifen

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Futuristisch: der Afeela von Sony Honda Mobility

Auch wenn sein Messestand nicht gerade groß ist, stellt er doch einen der echten Hingucker auf der Japan Mobility Show dar: Der Afeela aus dem Gemeinschaftsunternehmen Sony Honda Mobility (SHM). Umgeben von einer in Pastellfarben leuchtenden Lichterwand steht das silberne Auto auf einem runden Podest. Das Design ähnelt einem etwas futuristischen Honda. Doch da, wo normalerweise ein Kühlergrill ist, zeigt jetzt ein lang gezogener Bildschirm immer wieder unterschiedliche Designs, die der Fahrer frei wählen kann: mal wechselnde Farben, mal schlichtes Weiß, mal die Hauptcharaktere aus dem Videospiel Fortnite.

Im Inneren geht es so weiter. Das Cockpit besteht aus einem über die gesamte Breite gezogenen Touch-Display, auf dem die Fahrer Filme gucken oder Spiele spielen können. Medien und Apps sollen sich direkt auf das Auto herunterladen lassen. Und wer möchte, kann sich spezielles Sound-Effekte abspielen lassen, wenn er Gas gibt.

Tech-Konzerne begnügen sich nicht mehr mit Zuliefern

In Tokio haben die beiden japanischen Konzerne Honda und Sony nun zum ersten Mal ihren Prototypen gezeigt. SHM-Präsident Izumi Kawanishi betonte aber zur Vorstellung vor Journalisten, dass es nicht mehr lange dauern werde, bis das Auto wirklich auf die Straßen komme. Ende 2025 sollen die Onlinebestellungen starten, Anfang 2026 dann die ersten Afeelas ausgeliefert werden. Nachdem seit Jahren darüber spekuliert wird, wann und wie der iPhone-Konzern Apple ein eigenes Fahrzeug auf die Straßen bringt, wird es bei Sony nun also langsam ernst.

Erste Pflöcke hatten die Japaner schon im Jahr 2020 eingeschlagen, als der Konzern auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas überraschend ein eigenes Auto präsentierte. Doch damals war schnell klar geworden, dass die Japaner mit dem Modell vor allem zeigen wollten, was sie alles an Fahrzeugelektronik zu bieten haben.

Mit dem rasanten Aufstieg der Elek­tromobilität wollen sich manche Tech-Konzerne inzwischen nicht mehr mit dem Zuliefern der Elektronik begnügen. Prominentes Beispiel ist der taiwanische Elektronikkonzern Foxconn, der vor allem als Auftragshersteller von iPhones groß geworden ist, und seit einiger Zeit unter der Marke Foxtron eigene Autos produziert. Auf dem jüngsten Tech Day des offiziell Hon Hai Technology Group heißenden Unternehmens kündigte der Vorstandsvorsitzende Young Liu an, dass das Familien-SUV Model C schon im nächsten Jahr auf die Straßen kommen solle, und auch der sportliche Crossover Model B bald in die Serienproduktion einsteigen solle.

„Das Geschäft mit Elektroautos wächst rasant“

Auf der Japan Mobility Show stellte Foxconn nun ein weiteres E-Auto-Projekt mit einigen Partnerunternehmen vor, namens MIH. Vom Jahr 2025 an will das Unternehmen 100.000 elektrische Mini-Autos im Jahr in Indien, Thailand und Japan verkaufen. Die Dreisitzer laufen bislang unter dem Titel „Project X“.

Dass die Taiwanesen es ernst meinen mit ihrem Vorstoß ins Autogeschäft, haben sie erst kürzlich wieder unterstrichen: Für 500 Millionen Euro haben sie Ende Juli die Hälfte des Achsengeschäfts des deutschen Zulieferkonzerns ZF Friedrichshafen übernommen. Auf dem Tech Day von Foxtronn in Taipeh erschien ZF-Chef Holger Klein als Überraschungsgast und feierte die Partnerschaft der beiden Unternehmen. „Das Geschäft mit Elektroautos wächst rasant in der Asien-Pazifik-Region und auf den Weltmärkten mit einer vielversprechenden Zukunft“, sagte Klein. ZF und Foxconn würden in Zukunft voll von den Fähigkeiten des jeweils anderen profitieren und so ihre Sortimente sowohl bei Verbrennermotoren als auch Elektrofahrzeugen ausweiten können. Das stärke beide Unternehmen auf dem Weg in die nächste Generation der Mobilität.

Auch bei dem nun vorgestellten Projekt MIH von Foxconn spielt ZF wieder eine Rolle. So nannte der Vorstandschef von MIH, Jack Cheng, die japanische Einheit des deutschen Konzerns als möglichen ersten Kooperationspartner, der die Autos von MIH für seine Mitarbeiter nutzen wolle. Fest abgemacht sei schon eine Partnerschaft mit dem japanischen Unternehmen Hakobune, das das Leasing von Dienstfahrzeugen an Mitarbeiter von Unternehmen organisiert.

Ernsthafte Konkurrenz für die Autokonzerne

Ein weiterer Tech-Konzern, der sich anschickt, Autos zu bauen, ist der chinesische Handyhersteller Xiaomi. Erst vor wenigen Wochen meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf interne Quellen, dass das Unternehmen inzwischen die wichtigsten Genehmigungen für die Herstellung von Elektroautos eingeholt habe und schon im Dezember mit der Produktion anfangen könnte.

So könnten Elektronikkonzerne weitere ernsthafte Konkurrenten für die etablierten Autokonzerne werden, nachdem ihnen Neulinge wie Tesla und der chinesische Konzern BYD schon vorgemacht haben, wie schnell im Geschäft mit Elektrofahrzeugen die Karten neu gemischt werden können. Die großen japanischen Autoproduzenten versuchen auf der Messe in Tokio daher, ihre lange Erfahrung und Tradition als Fahrzeughersteller zum Verkaufsargument zumachen. „Wir machen Elektroautos wie sie nur ein echter Autohersteller machen kann“, sagte etwa der Vorstandsvorsitzende des weltgrößten Autokonzerns Toyota, Koji Sato, zur Eröffnung der Messe. Ob die Kunden das genau so sehen, muss sich noch zeigen. Im vergangenen Jahr hat Toyota nur 24.000 reine Elektroautos verkauft, Tesla 1,3 Millionen.

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