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Neuartiges Aufblas-System für Campingfahrzeuge

Die Firma X-Gloo will hoch hinaus: Ihr Aufblas-System bietet Vorteile für verschiedenste Reisemobiltypen. Technikdetails und Zukunftsprojekte.

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© Hersteller

Beim Hymer Venture S bläst das X-Gloo-System nicht nur das Dachzelt auf, sondern auch die Matratzen. Über den Luftdruck lässt sich der Komfort individuell einstellen.

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Temporäre Raumerweiterung anstatt Kunststoffohren für mehr Bettlänge.

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© Dominic Vierneisel

Das Aufblas-System bietet Vorteile für verschiedenste Reisemobiltypen.

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Die Illustration macht die Webtechnik sichtbar. Diagonale Fäden halten den Abstand der Wände konstant. Zu sehen ist 2-lagiges Textilgewebe mit X-Tethern verbunden und beidseitig transparente PU-Beschichtung.

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Auch via Bluetooth-App ist das X-Gloo-Aufblasdach bedienbar.

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Die erste Serienversion eines Aufstelldachs für große Campingbusse wird mutmaßlich schon auf der CMT präsentiert.

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Als Anschauungsobjekt realisierte X-Gloo für kompakte Campingbusse ein Dachzelt mit seitlich gelagertem Bett sowie ein Heckzelt.

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Deutlich erkennbar sind hier die unterschiedlichen Web- und Oberflächenstrukturen. 

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Beide sind wie auch die Dicke der Luftkammern wählbar.

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Die Pumpe arbeitet nach dem Prinzip eines Seitenkanalverdichters, hat eine Stromaufnahme von maximal 25 Ampere – für maximal 90 Sekunden.

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Hinter dem herausragenden technischen Highlight des Bürstner Gallery steht der Zulieferer XGloo. Das Unternehmen ist spezialisiert auf aufblasbare Räume, etwa große Zelte für Veranstaltungen. Bürstner Gallery und Hymer Venture S sind die beiden ersten Projekte, die X-Gloo mit Partnern aus der Caravaning-Branche realisiert hat.

Weitere Anwendungsfälle sind denkbar, vom Slide-Out bis zum Heckzelt. Besonders vielversprechend: Aufstelldächer für Campingbusse. Bereits auf der CMT im Januar soll ein bekannter Hersteller ein erstes serienreifes Modell präsentieren. Ein erster Prototyp für einen Aufstelldach-Camper hatte X-Gloo bereits auf der CMT 2023 vorgestellt.

Das X-Gloo-System im Detail

Das zentrale Element des X-Gloo-Systems ist der spezielle, aufblasbare Balg. Die umlaufende Zeltbahn, die meist aus zwei oder mehr Kammern besteht, ist dreidimensional, also doppelwandig ausgeführt.

Außen- und Innenwand sind bei dem patentierten 3-DTEX-Gewebe miteinander durch die sich diagonal kreuzenden, sogenannten X-Tether verbunden. Diese eingewebten (nicht etwa geklebten oder anderweitig fixierten) Fäden wechseln in definierten Abständen von einer Bahn zur gegenüberliegenden. Die spezielle Webtechnik hält die beiden Wände in gleichmäßigem Abstand und verhindert ein ballonartiges Aufblähen.

Eine meist transparente PU-Beschichtung macht das Gewebe luft- und wasserdicht sowie UV-stabil. Verschiedene Farben und Muster sind durch die Webung realisierbar. Möglich ist zudem eine Beflockung, die etwa der Innenwand eine angenehmere, weniger plastikhafte Haptik verleiht. Mit Luft gefüllt, wird der Zeltbalg sehr stabil und erzeugt so, anders als ein mitunter flatterhaftes Dachzelt, das Gefühl eines geschlossenen Raums mit stabilen Wänden.

Die Luftfüllung dient darüber hinaus der Temperatur- und Geräuschdämmung, wobei die ungleichmäßige Struktur ebenfalls schallisolierend wirken soll. Der Dämmwert der zwischen 8 und 15 Zentimeter dicken Luftschicht in den Kammern, entspricht laut X Gloo einer 8 Zentimeter dicken Ziegelwand – allemal mehr als bei einer einfachen Zeltplane.

Die Wanddicke könnte beim Aufstelldach jedoch etwas Liegefläche kosten. Trotz des niedrigen Luftdrucks von rund 0,2 bar fungieren die Wände als tragende Teile der Dachkonstruktion. Deren Unterteilung in mehrere Kammern ist gleichzeitig eine Sicherheitsmaßnahme; beim Bürstner Gallery etwa würde eine Kammer allein das Dach halten, sollten die beiden anderen undicht werden. Weitere stützende Komponenten wie Gasdruckfedern werden so überflüssig. Lediglich eine Führung wird benötigt, etwa drehbar gelagerte Tragarme.

Beispiel: Bürstner Lyseo Gallery

Daher soll ein Dachsystem mit X-Gloo-Technik nicht mehr wiegen als ein konventionelles Aufstelldach oder der Wandaufbau eines Alkovens. Doch es kommt darauf an, wovon man ausgeht. Bürstner beziffert das Mehrgewicht des Gallery gegenüber dem grundrissgleichen Lyseo-TD-Teilintegrierten mit 163 Kilogramm. Gegenüber einem elektrischen Aufstelldach soll ein aufblasbares laut Hersteller hingegen Gewichtsvorteile haben, obwohl die Pumpe mit ein paar Kilo zusätzlich zu Buche schlägt.

Was den Bedienkomfort anbelangt, ist das Aufblas-System einem elektrischen Aufstelldach vergleichbar, mithin einem manuellen überlegen. Beim Druck aufs Knöpfchen öffnet und schließt das Dach automatisch. Dafür sorgt gewissermaßen eine Luftpumpe. Da diese unter Umständen mitten in der Nacht anspringt, um etwa auftretende Druckverluste auszugleichen – der mit der Außentemperatur schwankende Kammerdruck wird mit einem Sensor in der Pumpe ständig überwacht –, wäre ein gewöhnlicher Hubkolbenkompressor viel zu laut.

X-Gloo entwickelte eigens ein Gerät nach dem Prinzip des Seitenkanalverdichters, das bei einem relativ geringen Luftdruck ein verhältnismäßig hohes Fördervolumen liefert. Dessen Flügelrad pumpt rund 600 Liter Luft pro Minute in die Kammern, die sich mit zunehmendem Füllgrad aufstellen und so die Oberschale des Dachs anheben.

Genauso funktioniert das Ganze in die umgekehrte Richtung: Die Pumpe saugt die Luft aktiv aus den Kammern des Zeltbalgs und zieht so die Dachschale in die Schließposition.

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