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Leas Anti-Schlinger-Sytem nachrüsten - Caravan optimieren

Das Leas Anti-Schlinger-Sytem verhindert gefährliches Schlingern und soll für den Selbsteinbau geeignet sein. CARAVANING macht den Test.

leas anti-schlinger-sytem nachrüsten - caravan optimieren

1. Zum Schrauben gehört erstmal die Sichtung der Teile. Alles dabei? So gut wie. Nur fünf Schräublein fehlten.

Wenn der Caravan zu schlingern beginnt, sollte man kräftig in die Bremse treten. Warum? Weil man nur so Energie vernichtet und vom kritischen Geschwindigkeitsbereich in den unkritischen zurückkommt. Gegenlenken ist schlecht, dadurch führt man der Pendelbewegung nur noch mehr Energie zu. Gas geben, um das Gespann zu strecken? Niemals! Das bedeutet noch mehr Energie für ein ohnehin schon instabiles System.

Strecken an sich ist keine schlechte Idee, sollte aber andersherum funktionieren: Der Caravan muss abgebremst werden. Assistenzsysteme wie das ATC von Alko oder das ETS Plus von Knott arbeiten nach diesem Prinzip. Ein weniger bekannter Hersteller, BL-Trading, bietet eine ähnliche Einrichtung zum Nachrüsten an: das Leas.

Das Funktionsprinzip ist einfach. Ein Federspeicher, also eine Feder, die im gespannten Zustand von einer Nocke festgehalten wird, ist durch ein Stahlseil mit dem Hauptbremsgestänge des Caravans verbunden. Am Heck des Fahrzeugs wird ein Querbeschleunigungssensor angebracht.

Registriert dieser Pendelschwingungen, sendet er ein Signal an die Zentraleinheit. Laut Hersteller reagiert Leas innerhalb von 0,06 Sekunden und setzt die Federkraft frei. So wird die Bremse mit etwa 15 Prozent der Bremskraft betätigt, der Anhänger durch die Bremsung stabilisiert, das Gespann gestreckt und das Schlingern abgestellt.

Laut BL-Trading, beziehungsweise dessen Erfinder Wolfgang Lubs, braucht man für den Einbau des 799 Euro teuren Systems zwei bis zweieinhalb Stunden. Wir machten die Probe aufs Exempel und installierten Leas an unserem Lastenanhänger.

Der Einbau

Im Lieferumfang enthalten sind die Zentraleinheit mit Drahtseil, die Bügel zur Befestigung, dann der Sensor fürs Heck, eine Steckdose und ein beschrifteter Kabelstrang sowie Schrauben, Scheiben, Muttern und andere Kleinteile. Mit dabei ist auch eine bebilderte, aber schlichte schwarz-weiße Anleitung, die gleich den ersten Schritt vorgibt: “Die Leas-Einheit so an der Deichsel befestigen, dass das Stahlseil in einem möglichst spitzen Winkel zur Bremsstange verläuft.”

Ergo muss der graue Kasten möglichst weit vorne rechts angebracht werden. Als Zweites schrauben wir die Sensorbox am Unterboden an. “Möglichst weit hinten, mittig, quer zur Fahrtrichtung” – so steht es im Handbuch, so ergibt es auch Sinn. Beim Holzunterboden unseres Deseo reichen zwei Spax-Schrauben vollkommen aus. Wer mehr Wert auf Dichtigkeit legt, kann zwischen Sensorbox und Caravanboden zusätzlich Dichtmasse auftragen.

Wir entschieden uns dagegen, da in unserem Knaus nur anspruchslose Sandsäcke wohnen. Mitsamt der Verlegung des Kabels zur Zentraleinheit dauerte dieser Schritt etwa 45 Minuten, inklusive Verarztung einer Nasenverletzung.

Zwei Tipps: Kabel nicht an beweglichen Teilen befestigen, Nase nicht an scharfkantigen Rahmenteilen schleifen. Nach der Verlegung der Kabel bleibt nur noch ein Teil der Mechanik übrig: die Verbindung zwischen Leas und dem Bremsgestänge.

Das Herzstück dieser Verbindung ist das Drahtseil, das bei Bedarf die Kraft der Feder auf die Bremsanlage überträgt. Um Spannungen zu vermeiden, muss hier zuerst das nötige Spiel ermittelt werden. Dazu wird die Bremse gelöst – sicherheitshalber mit Keilen vor und hinter den Rädern. Dann wird unten die Position der Hauptbremsstange zum Abstandshalter hin mit einem Stück Klebeband markiert.

Bei erneut angezogener Bremse dürfen zwischen dieser Markierung und dem Abstandshalter nicht mehr als 15 mm liegen. Sonst sollten die Bremsbacken nachgestellt oder ersetzt werden. Nach dieser Kontrolle kann das Stahlseil mit den zwei mitgelieferten Klemmen an der Bremsstange befestigt werden.

Jetzt kommt es auf die Reihenfolge an. Handbremse wieder lösen, dann die Klemmen so justieren, dass zwischen Abstandshalter und Markierung der Bremsstange noch drei Millimeter Luftspiel vorhanden sind. Nach erfolgter Justierung sollte man nicht vergessen, die Klemmen richtig festzumachen.

Sonst wird das Seil verrutschen und Leas nicht eingreifen können. Arbeitet man effizient, ist dieser Schritt in einer halben Stunde erledigt. Dennoch gilt es, sich lieber mehr Zeit zu lassen, da es sich um sicherheitsrelevante Bauteile handelt.

In die ursprüngliche Auflaufbremse wird übrigens nicht eingegriffen. Selbst bei fehlerhafter Montage oder einem Defekt in der Elektrik funktionieren die Bremsen also weiterhin mit voller Kraft. Beruhigend. Weniger beruhigend dürfte für manche der letzte Arbeitsschritt sein: die Elektrik. Der Schreck vieler Hobbyschrauber.

“Das sind drei beschriftete Kabel. Wir haben eine Anleitung und ein Multimeter. Was könnte da noch schiefgehen?” Tja. Idealerweise sollte man, so auch in der Anleitung, das Leas direkt mit der Bordbatterie verbinden – falls vorhanden. So bleibt der Stromfluss konstant. Doch leider hat unser Lasten-Knaus keine Bordbatterie. In solchen Fällen kann man, wie Wolfgang Lubs uns versichert, auf die Dauerplusleitung zurückgreifen.

In der 13-poligen Steckdose ist sie auf Pin 9 zu finden, meist mit braun-blauem Kabel. Meist. In unserem Fall hat es einiger Minuten mit dem Durchgangsprüfer bedurft, doch schlussendlich haben wir die Dauerplusleitung lokalisiert. Vom Elektrik-Kasten des Caravans fließt der Strom durch eine 20-Ampere-Sicherung zu einer Steckdose, deren Gegenstück zur Zentraleinheit führt.

Weder für die Sensorbox noch für diese Steckdose waren Schrauben beigelegt. Klar, Holzschräublein gibt es in jedem Baumarkt für unter zwei Euro. Andererseits kosten sie den Hersteller wahrscheinlich noch viel weniger, also wäre es keine große Sache, eine kleine Handvoll davon hineinzuwerfen. Wolfgang Lubs hat bereits versichert, zukünftig welche beizulegen – schön, wenn gut gemeinte Kritik auf offene Ohren stößt.

Zwei, drei Sekunden nach dem Einstecken macht Leas einen Testlauf. Zur Sicherheit schrauben wir die Sensorbox nochmals ab und schütteln sie. Mit lautem Knall zieht das System an der Bremsstange. Geschafft! Übrig bleibt nur noch die Signalvorrichtung. Das ist eine runde Box, ähnlich einer Türklingel. Sie kommt in die Fahrertür und warnt lautstark, wenn das Leas einschreitet. Eine Abnahme beim TÜV ist nicht notwendig, das System verfügt über eine ABE, die allerdings immer mitgeführt werden muss.

Der Test

Mit einem lauten Knall setzt Leas die Federkraft frei und zieht am Bremsgestänge. Doch mehr als 15 Prozent Bremskraft kann und muss der unüberhörbare Federmechanismus für die Stabilisierung des schlingernden Caravans laut Leas-Erfinder Wolfgang Lubs nicht freisetzen. Darum ist es zwingend notwendig, dass die Auflaufbremse penibel eingestellt ist.

In unserem Testtrailer, mit dem sämtliche Verbrauchsmessfahrten und dadurch viele Kilometer absolviert werden, scheint das aktuell schon nicht mehr der Fall zu sein, obwohl Auflaufdämpfer und Bremsen jüngst erneuert und in diesem Zuge abgeschmiert und justiert wurden. Das äußert sich zum einen im relativ starken Auflaufruck und zum anderen darin, dass die Caravanräder bei einer Vollbremsung nicht (mehr) blockieren.

Die Folge: Das Leas löst nach drei bis vier provozierten Pendelschwüngen des absichtlich ungünstig austarierten Anhängers (nur 20 kg Stützlast bei voller Ausladung auf zwei Tonnen) zuverlässig aus und auch eine dezente Bremswirkung ist zu spüren ist. Dennoch genügt diese nicht, um das muntere Hin und Her hinter dem Zugwagen binnen kurzer Zeit zu unterbinden. Damit hat Leas zwar unter Beweis gestellt, dass Sensorik und Mechanik gut abgestimmt sind, konnte seine volle Wirkung aber noch nicht entfalten.

Das wiederum bedeutet, dass wir die Bremse optimal einstellen lassen werden, um die Tests zu wiederholen. Darüber lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben von CARAVANING.

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