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Grünes Jobwunder stottert: VW muss Stellen abbauen – Ampel muss handeln

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Grünes Jobwunder stottert: VW muss Stellen abbauen – Ampel muss handeln

Sinkende Nachfrage nach grüner Zukunftstechnologie führt zum Stellenabbau bei Volkswagen und anderer großer Unternehmen. Die erhoffte grüne Transformation der Bundesregierung bleibt erstmal aus.

Zwickau – Als die größte globale Herausforderung bezeichnet Bundeskanzler Olaf Scholz den menschengemachten Klimawandel. Um diese Herausforderung zu bewältigen, soll Deutschland bis 2045 emissionsfrei werden. Allerdings leidet der Umsatz der grünen Zukunftstechnologien, die dieses Ziel ermöglichen sollen. Immer mehr Unternehmen in diesem Sektor erleben daher Rückschläge, und auch Experten äußern Kritik an der festgelegten Transformationswende der Bundesregierung.

Starke Nachfrage nach Elektroautos sinkt

Angefangen bei der Volkswagen AG im sächsischen Werk in Zwickau könnte die grüne Transformation weitaus besser laufen. Einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen zufolge lässt der größte Autokonzern Deutschlands bei 1000 bis 1200 Mitarbeitern die befristeten Verträge auslaufen. Verwiesen werde im Bericht auf die mangelnde Nachfrage nach Elektroautos. Die ersten Mitarbeiter wurden bereits vor einigen Monaten entlassen, die letzten Verträge würden bis 2025 auslaufen. Aktuell arbeiten im Werk in Zwickau rund 11.000 Mitarbeiter, darunter 2700 befristet Eingestellte für den Bereich Elektromobilität.

Zwar zeigen die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes, dass die Anzahl der batteriebetriebenen Elektroautos im letzten Jahr um 11,4 Prozent zugenommen hat, jedoch ist dieser Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer ausgefallen. Im Jahr 2022 gab es noch einen Anstieg von 30 Prozent. Die Zulassungen von Plug-in-Hybriden gingen im letzten Jahr zudem stark zurück und verzeichneten einen Rückgang von 51,1 Prozent.

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Im Volkswagen Werk in Zwickau werden aufgrund sinkender Nachfrage nach Elektroautos Stellen gestrichen.

Wärmepumpen und ausländische Investitionen gingen letztes Jahr zurück

Auch in anderen Sektoren kam es zu einem Rückgang der Nachfragen. So meldete der Heizungshersteller Viessmann für Juli und August an seinem Stammsitz im nordhessischen Allendorf Kurzarbeit an. Rund 1200 Mitarbeiter seien dabei betroffen. Ähnlich ergeht es dem Heizungshersteller Stiebel Eltron, dieser meldete nun ebenfalls Kurzarbeit an. Und Vaillant baut dreihundert Stellen ab.

Um etwa 52 Prozent, ging der Absatz von Wärmepumpen laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zurück. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 46.000 Wärmepumpen installiert, im Jahr zuvor waren es noch 96.500. Der Verband nennt als Grund die Unsicherheit der Verbraucher, die gerade durch die politische Debatte in Bezug zur Förderung und Gesetzlichkeiten entstanden sei.

Aufgrund dieser Zahlen schätzt der BDH, dass in diesem Jahr nur insgesamt 200.000 Wärmepumpen verbaut werden. Geplant waren jedoch von der Bundesregierung eigentlich 500.000 Wärmepumpen für dieses Jahr. Damit würde das Ziel der Bundesregierung weiter in die Ferne rücken. „Offenbar gab es bei vielen Herstellern eine Fehleinschätzung zur Nachfrage“, sagt ein Experte des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) in einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen. Er ergänzt, dass in diesen Fällen Überkapazitäten aufgebaut worden sind.

Selbst eine steigende Nachfrage nach grünen Produkten würde das Problem nicht unbedingt lösen. Denn, der Rückgang von ausländische Investitionen in Deutschland bringt immer weniger Geld ins Land. Viele Unternehmen investieren dabei bevorzugt in Ländern mit billigeren Produktionskosten. So plant der chinesische Elektroautohersteller BYD beispielsweise ein Werk in Ungarn für 2027 und sein Konkurrent Chery plant seinen Ausbau in Spanien.

Ziele der Bundesregierung

Der Klimawandel ist „eine Herausforderung, die für diese Bundesregierung von Tag eins an höchste Priorität hatte und weiterhin hat“, sagt Olaf Scholz in einer Regierungserklärung zum Klimaschutz.

Erreichen will die Regierung das mit dem Klimaschutzgesetz. Bis 2030 sollen die Emissionen um 65 Prozent gesenkt werden und bis 2045 soll Deutschland komplett klimaneutral wirtschaften. Rund 211,8 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) sollen dafür zwischen 2024 und 2027 bereitgestellt werden. Der Förderschwerpunkt liegt dabei mit 18,9 Milliarden Euro in diesem Jahr auf benötigten Sanierungen und Neubauten. Im Jahr 2024 stehen insgesamt 49 Milliarden Euro für Klimaschutzzwecke aus dem Fonds zur Verfügung.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass der Staat im Jahr 2021 weitaus weniger in den Klimaschutz investiert hat. Rund 14 Milliarden Euro hat er 2021 ausgegeben, ohne Investitionen und laufende Ausgaben zu berücksichtigen. Im Jahr 2020 waren es noch 15,5 Milliarden.

Dabei sind mindestens 145 Milliarden Euro Schäden zwischen 2000 und 2021 durch die Folgen des Klimawandels entstanden, nennt eine beauftragte Studie des Bundesministeriums für Umweltschutz. Bis zu 900 Milliarden Euro könnten dabei bis zum Jahr 2050 noch anfallen. Andere Studien schätzen die Kosten für den Klimawandel auf weit mehr – bis zu Billionen von Euros könnten, an Kosten entstehen.

Experten äußern Kritik an Klimaschutzgesetz und -maßnahmen der Bundesregierung

Die Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen kritisiert die Klimaschutzmaßnahmen der Regierung. In einer Pressemitteilung wird betont, dass die Festlegung jahresgenauer Emissionsziele sich negativ auf die Innovationsaktivitäten von Unternehmen auswirken könnte. Die ifo schlägt vor, die sektoralen Ziele in der Wirtschaft abzuschaffen, um die Kosten für das Erreichen der Klimaziele in der Volkswirtschaft zu senken.

Auch der Vorsitzende der deutschen Naturschutzorganisation Bund äußert sich kritisch zum Klimaschutzgesetz der Bundesregierung. Er betont, dass noch erhebliche Anstrengungen notwendig sind, um die Klimaziele zu erreichen. Insbesondere die Bereiche Gebäude und Verkehr, die sich als besonders langsam in der Umsetzung erweisen, müssen intensiviert werden, um überhaupt Klimaneutralität zu erreichen. Die Bundesregierung steht somit immer noch vor der Herausforderung, die größte globale Herausforderung anzugehen.

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