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Naked Bike

Frischer Allround-Sportler

Triumph stellt die neue Street Triple 765 R vor. Wie sie sich mit mehr Power und Elektronik auf spanischen Landstraßen schlägt, zeigt die Testfahrt.

Frischer Allround-Sportler

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Street Triple, das steht seit 2007 synonym für Fahrspaß. Das agile Mittelklasse-Naked-Bike im feinen britischen Zwirn hat seit jeher eine starke Anziehungskraft auf sportliche Hausstrecken-Piloten, die statt überbordender Leistungsdaten auf einsetzbare Power und leichtfüßiges Handling setzen. Zuletzt lag die “Streety” vorwiegend bei der Elektronik unter dem Klassendurchschnitt. Das ist vorbei und neben Fahrassistenzen wurde zur Saison 2023 der Motor feingeschliffen.

Optisch schärfer

Auf den südspanischen Landstraßen nahe Jerez de la Frontera steht für uns eine launige Tagestour auf dem Programm. Schon der Anblick der neuen Street Triple 765 R macht Lust darauf. Optisch hebt sie sich von ihrer Vorgängerin nur marginal ab. Tankform und Verkleidungsteile sind kantiger, der ikonische Doppelscheinwerfer änderte sich leicht. Kenner erspähen den neuen Auspuff (mit einem statt vorher zwei Katalysatoren) auf den zweiten Blick und auf den dritten das aus der Tiger 660 stammende Cockpit mit einer Kombination aus TFT- und LC-Display. Der um zwölf Millimeter breitere, aus der Speed Triple 1200 RS stammende Lenker verleiht der “Streety” etwas breitere Schultern, was sich beim Aufsitzen direkt auf den Fahrer überträgt. Abgesehen davon ist das Arrangement vertraut. Sitzposition sportlich aber nicht übermäßig eingespannt in 826 Millimetern Höhe.

Emotionaler Motor mit mehr Punch

Auf Knopfdruck erwacht der generalüberholte und auf 120 PS bei 11.500/min und 80 Nm bei 9500/min erstarkte Dreizylinder, säuselt unaufdringlich, und gewohnt heiser und mit unverwechselbarem Pfeifen vor sich hin. Den 765-Kubik-Triple krempelten die Ingenieure in Hinckley einmal auf links und ließen bei seiner Überarbeitung nach Triumph-Angaben Erkenntnisse aus der Moto2 (für die Triumph seit 2019 die Motoren liefert) einfließen. Kolben und Bolzen sind neu, wie die Ein- und Auslassventile. Die Nockenwellen erhöhen den Ventilhub zu, die Verdichtung stieg von12,65:1 auf 13,25:1. Das Getriebe wurde in Richtung Rennsport umgestaltet und die Sekundärübersetzung entsprechend angepasst. Bedeutet summa summarum: erster Gang länger, alle anderen kürzer.

Der Erste rastet ein, “Klonk”, dann schließt die mit etwas Kraft gut dosierbare Kupplung präzise den Kraftschluss und die Streety gleitet vorwärts. In den ersten lässig geschwungenen Kurven fällt bereits das Ansprechverhalten des Triples positiv auf. Angenehm weich setzt die neue Streety R Gasbefehle in Vortrieb um, Lastwechselreaktionen beeinflussen die Linie nicht negativ. Die überarbeitete Motorabstimmung (drei verschiedene Mappings stehen zur Auswahl) macht sich hier spürbar bezahlt und nach einigen Kilometern sind die Conti Road Reifen ausreichend angewärmt, um aus den Kurven heraus das Beschleunigungsvermögen des 765-Kubik-Triples voll auszukosten.

Ohne den direkten Vergleich lässt sich der Gewinn zwar nicht zweifelsfrei beziffern, allerdings: Die Agilität, mit der der elastische Motor aus der unteren Mitte in die Höhe schnalzt, ist eine Wucht. Bis in den fünfstelligen Bereich steigt der Druck im Gesicht sehr gleichmäßig an, dann schiebt der Quickshifter mit etwas Kraft den nächsten Gang in wenigen Millisekunden rein. Wer sich bei diesem von rassigem Dreizylinder-Röhren aus dem Ansaugtrakt untermalten Erlebnis das Grinsen unter dem Helm verkneifen kann, der sollte dringend einen Arzt konsultieren.

Handling bekannt gut

Das Handling der Street Triple R verbreitert jenes Grinsen weiter. Relevante Änderungen am Chassis gibt’s nicht – warum auch? Geschmeidig schmiegt sich die Street Triple R an kleine und große Kurvenradien, folgt der gewählten Linie treu. Nicht hyperagil, sehr unaufgeregt fällt sie in Schräglage und liegt dort stabil. Die Conti Road Reifen geben dabei ein gutes Gefühl, fordern für ganz tiefe Schräglagen etwas Nachdruck.

Mit 189 Kilogramm vollgetankt bleibt die 765er ein Leichtgewicht und ein großartig ausbalanciertes Spielzeug für die Landstraße. Das bekannte und voll einstellbare Fahrwerk von Showa spendet guten Komfort, volle Attacke beantwortet es mit leichten Schwingungen aus dem Chassis.

Sensible Assistenzsysteme

Elektronisch bietet die Street Triple 765 R vier Fahrmodi. Neben “Rain”, “Road” und “Sport” den frei konfigurierbaren “Rider”-Mode. Während der Fahrt den Modus zu wechseln, gelingt über die wie das Cockpit aus der Tiger Sport 660 bekannten Armaturen schnell und unkompliziert. Im Sport-Modus setzt die Streety Gasbefehle spürbar entschlossener um als in den übrigen Modi und die dank Sechs-Achsen-IMU schräglagensensibel agierende Traktionskontrolle schreitet spürbar später ein. Beim harten Beschleunigen bleibt sie besonders über Unebenheiten stets präsent und hält das Heck sicher in der Spur, bevor harte Power-Cuts notwendig werden.

Ebenso feinfühlig schreitet das Conti-ABS beim Verzögern ein. Es leitet beim Griff in den Hebel etwas Druck zum Hinterrad, was bei submaximalen Bremsmanövern das Stabilitätsgefühl verbessert. Die von einer Axialpumpe angesteuerten Brembo M4-Anker beißen fest in 310-Millimeter-Scheiben, die Dosierbarkeit ist in Ordnung.

Fazit

Nur gute Nachrichten also und zum Abschluss die beste: Das gelungene Update der Street Triple R macht sich kaum im Preis bemerkbar. Ab 10.195 Euro bieten die Engländer ihre neue Steety an, in weiß sind 200 Euro mehr fällig. Wer will kann den Preis natürlich mit reichlich Zusatzausstattung, zum Beispiel Heizgriffen oder Optik-Parts in Höhe treiben. Dank der umfangreichen Serienausstattung und der sehr gelungenen Updates ist das aber kein Muss und die Street Triple 765 R unserer Meinung nach ein faires Angebot.

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