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Fahrrad: Rennrad oder Gravelbike? Darauf sollten Sie beim Kauf achten

Mit der Vorfreude auf die neue Radsaison stellt sich die entscheidende Frage: Rennrad oder Gravelbike? Beide Fahrradtypen bieten einzigartige Vorteile, und die Wahl hängt von zahlreichen Faktoren ab. Ein Überblick, damit Sie optimal gerüstet sind.

fahrrad: rennrad oder gravelbike? darauf sollten sie beim kauf achten

Fahrrad: Rennrad oder Gravelbike? Darauf sollten Sie beim Kauf achten

Erinnern wir uns kurz zurück an die heroischen Ursprünge des modernen Radsports – zum Beispiel an den Start der allerersten Tour de France am 1. Juli 1903. Damals kamen einige Dutzend Wagemutige zusammen, um ein Radrennen quer durch Frankreich zu fahren. Aus heutiger Sicht erscheint dies unglaublich angesichts der bescheidenen technischen Ausstattung der Rennräder und der Straßen, die damals noch nicht asphaltiert waren. Ja, richtig – damals wurde mit Rennrädern auf jedem Untergrund gefahren.

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Was zu der Zeit selbstverständlich war, geriet über viele Jahrzehnte fast in Vergessenheit. Erst in den vergangenen zehn Jahren kam die Trendwende: Rennradfahrer begannen, die Freiheit abseits asphaltierter Straßen zu suchen, und die Fahrradindustrie reagierte darauf mit einer breiten Auswahl an gravelspezifischen Modellen („Gravel“: englisch für „Schotter“). Seitdem haben sich Gravelbikes zu einer eigenständigen Kategorie entwickelt. Gravel Cycling ist für einige nicht mehr als Radfahren auf nicht asphaltierten Straßen. Für andere ist es fast schon ein Lifestyle.

Unterstützung für Ihre Entscheidung bekommen Sie von mir, der 25.000 bis 30.000 Kilometer pro Jahr auf dem Rennrad, dem Gravelrad und dem Mountainbike unterwegs ist. Am liebsten bei Ultracycling-Rennen auf der ganzen Welt, allein und ohne Unterstützung. Wenngleich ich vermutlich „extremer“ Rad fahre als die meisten von Ihnen – ich hoffe, Ihnen mit meinen Erfahrungen die ein oder andere Inspiration liefern zu können.

Welcher Radfahrtyp sind Sie?

Als Radfahrer muss man sich nicht stereotyp und eindimensional entscheiden, ob man zur Fraktion Rennrad oder zur Fraktion Gravel gehören möchte. Sehr wohl werden Sie sich aber die Frage beantworten müssen, was Ihr Fokus für die Kaufentscheidung sein soll: hohe Geschwindigkeit auf glatten Straßen oder Abenteuer auf unbekannten Pfaden?

Rennräder sind konzipiert für pure Sportlichkeit. Mit ihrer aerodynamischen Bauweise, ihrer Geometrie und ihren leichten Rahmen eignen sie sich besonders für Geschwindigkeitsenthusiasten und Rennsportliebhaber. Das beste Fahrerlebnis haben Sie mit einem Rennrad auf gut asphaltierten Straßen.

Gravelbikes versprechen dagegen Vielseitigkeit. Mit robusteren Reifen und stabilerem Rahmen eignen sie sich sowohl auf asphaltierten Straßen als auch auf unbefestigten Wegen. Eine gute Wahl also für Abenteuerlustige, die auch gern mal abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sind.

Am Ende des Tages hängt die Entscheidung für Rennrad oder Gravelbike von Ihren persönlichen Vorlieben, geplanten Strecken und individuellen Zielen ab.

Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Wer darüber nachdenkt, sich ein neues Rad anzuschaffen, für den habe ich einige Tipps, worauf es beim Kauf ankommt. Rahmenmaterial, Reifengröße, Schaltungen und Bremsen sind nur einige der Aspekte, die die Entscheidung beeinflussen.

Geometrie und Rahmenform:

Auf den ersten Blick erkennt man zwischen Rennrädern und Gravelbikes oft keinen Unterschied: Rahmen- und Lenkerform, Komponenten, alles recht ähnlich. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass die Bauform und die Geometrie des Rahmens sich leicht unterscheiden. Dadurch ermöglicht das Gravelbike eine bequemere Sitzposition. Das höhergelegte Tretlager gibt Ihnen außerdem mehr Bodenfreiheit. Gabel und Hinterbau bieten Raum für breitere Reifen. Bei den neuesten Modellen werden moderne Schockabsorber in den Rahmen eingearbeitet, um den Fahrkomfort im Gelände weiter zu steigern. Das bedeutet aber auch: etwas mehr Gewicht. Gute Gravelbikes wiegen acht bis zehn Kilogramm. Moderne Rennräder sind mit sieben bis neun Kilogramm etwas leichter und zeichnen sich durch eine sportliche Sitzposition, ein sehr direktes Fahrgefühl und Aerodynamik aus.

Laufräder und Reifen:

Der Hauptkontaktpunkt zum Untergrund bestimmt maßgeblich, wie komfortabel und sicher Sie in unterschiedlichem Terrain unterwegs sind. Laufräder mit einem höheren Profil und schmalen Reifen sorgen für sehr gute Aerodynamik und geringen Rollwiderstand. Rennräder mit Reifenbreiten von 28 bis 32 Millimeter sorgen auf Asphalt für eine Menge Freude – auf einer Schotterpiste werden Sie dagegen gut durchgeschüttelt. Beim Gravelbike dominieren heute Reifenbreiten von 40 Millimeter – ein Kompromiss aus „effizient auf der Straße“ und „sicher mit dem nötigen Grip auf dem Schotterweg“.

Schaltgruppen und Übersetzung:

Rennräder werden heute in der Regel mit zwei Kettenblättern vorn und zwölf Gängen hinten mit 10 bis 34 Zähnen verkauft. Mit dieser feingranularen Übersetzung ist man auf der Straße komfortabel unterwegs und bezwingt auch steile Rampen mit 16 Prozent Steigung. Im Gravelsegment hingegen kommen die meisten Räder mit einem Kettenblatt vorn und einer großen Kassette hinten mit 10 bis 52 Zähnen. Je mehr Gänge, desto flexibler und komfortabler sind Sie in unterschiedlichem Gelände unterwegs. Mit einer soliden Gravelübersetzung werden Sie auch kurze Anstiege mit über 20 Prozent Steigung auf Schotter noch bezwingen können.

Der Preis:

Einen signifikanten Unterschied beim Preis werden Sie zwischen Renn- und Gravelrädern heute nicht mehr finden. Für beide Radtypen gibt es eine sehr breite Spanne, die von 2000 Euro für solide Einsteigermodelle bis zu 15.000 Euro und mehr für Sportgeräte im High-End-Segment reicht. Grundsätzlich gilt: je höher der Preis, desto hochwertiger die Materialien und Komponenten und desto leichter das Rad.

Aber nicht das Gewicht, sondern primär die Komponenten sind ein wichtiger Aspekt in der Gesamtkalkulation: Sind Sie eher ein Gelegenheitsfahrer mit weniger als 200 Kilometern im Monat, dann sind Sie mit Einsteigermodellen gut beraten und haben bei regelmäßiger Pflege mehrere Jahre Freude an ihrem Rad. Haben Sie größere Ambitionen und 5000 Kilometer im Jahr sind für Sie ein erstrebenswerter Meilenstein? Dann lohnt sich das Investment in höherwertige Komponenten, die Ihren Touren länger standhalten. Sie müssen dennoch damit rechnen, nach 5000 Kilometern Verschleißteile wie Reifen, Kette, Kassette und Ähnliches einmal tauschen zu müssen.

Entscheiden Sie sich für das Fahrrad, das für Ihren Einsatzzweck die meisten Vorteile bietet:

Rennrad

  • geringes Gewicht, aerodynamisch, sehr effizient und schnell

  • vielfältige Modellvarianten von sportlich bis komfortabel

  • hoher Spaßfaktor auf asphaltierten Straßen

  • gut geeignet für den ambitionierten Sportler, der sich gern auch mit anderen misst

Gravelbike

  • vielseitiger Allrounder für unterschiedliches Terrain

  • flexibel in der Routenwahl – für Schotterwege gleichermaßen geeignet wie für die Straße

  • komfortablere Sitzposition, höherer Fahrkomfort durch breitere Reifen

  • komfortabler Begleiter auf ausgedehnten Touren

Mit meinen sechs Rädern im Keller habe ich mittlerweile für jedes Terrain ein passendes Sportgerät – von feinstem Straßenbelag bis zu den wildesten Mountainbike-Trails. Aber auch ich habe vor Jahren einmal ganz unentschlossen angefangen. Sollten Sie nach wie vor unentschlossen sein, habe ich eine Idee: Kaufen Sie sich ein Gravelrad sowie einen zweiten Laufradsatz, den Sie mit einer Kassette und schmaleren Straßenreifen bestücken. Um den Laufradsatz zu tauschen, benötigen Sie nur einen Inbusschlüssel und mit etwas Übung keine fünf Minuten. Dann haben Sie Ihr Gravelrad in kürzester Zeit in einen Straßenrenner verwandelt – und wieder zurück.

Mit welcher Reifenbreite Sie auch immer bevorzugt unterwegs sein wollen – das Wichtigste ist: Fahren Sie Rad. Haben Sie Spaß.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

Ihr Ulrich Bartholmös

PS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns in dieser Kolumne kümmern sollten? Hier erreichen Sie uns per E-Mail. Unseren Newsletter „Pedale und Performance“ finden Sie auch auf unserer Website. Kostenlos abonnieren können Sie ihn hier.

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