Nur die wenigsten E-Autofahrer würden von einer größeren Batterie profitieren, wie eine aktuelle Analyse zeigt.
Kurios: Nur die wenigsten Autofahrer würden überhaupt von solchen Reichweiten profitieren, wie die ICCT-Studie zeigt. Die Studienautoren Carolina Poupinha und Jan Dornhoff haben für die Untersuchung drei typische Nutzungsprofile für ein Jahr unter den klimatischen Bedingungen von Berlin simuliert. Die Profile simulieren einen städtischen Pendler, der fünfmal pro Woche 22 Kilometer fährt, eine ländliche Pendlerin, die an jedem Werktag 34 Kilometer fährt und einen Vielfahrer, der zweimal pro Woche 20 Kilometer und dreimal pro Woche 374 Kilometer fährt. Für die Modellberechnung wurde der VW ID.3 als Fahrzeug zugrunde gelegt, dieser wurde zudem mit teils fiktiven Batteriegrößen von 28, 58, 87 und 116 kWh simuliert.
Die meisten Pendler würden von größeren E-Auto-Batterien nicht profitieren
Das Ergebnis: Die Stadt- und Landpendler müssen in der Simulation praktisch nie eine Ladepause einlegen: Weil viele E-Autofahrer zu Hause oder an der Arbeitsstätte laden können, können diese beiden Nutzerprofile selbst mit der kleinsten simulierten Batteriegröße 98 Prozent ihrer Fahrten ohne einen einzigen Ladestopp zurücklegen. Nur bei jeder fünfzigsten Fahrt müsse man laden.
Der ICCT rechnet laut Zeit Online vor, dass sich eine größere Batterie finanziell nicht lohnt, wenn die Zahl der eingesparten Ladevorgänge gering ist. Akkus sind das teuerste Bauteil im E-Auto, dementsprechend ist der Kaufpreis bei größeren Batterien entsprechend deutlich höher. Zudem verbraucht der Stromer durch das höhere Gewicht der größeren Batterie auch mehr Strom: 13 bis 17 Prozent mehr, je nach Nutzungsprofil. Auch der CO₂-Fußabdruck beziehungsweise der CO₂-Rucksack, mit dem ein E-Auto in sein Fahrzeugleben startet, fällt mit einer größeren Batterie deutlich höher aus.
Effizienz und Ladeleistung sind wichtiger als die Akku-Größe
Versierten E-Autofahrern dürfte schon länger klar sein, dass die Effizienz und die Ladegeschwindigkeit von E-Fahrzeugen im Realbetrieb eine merklich größere Auswirkung auf die Nutzungsqualität haben. Wenn die Anzahl der Ladestopps je nach persönlichem Fahrprofil durch eine größere Batterie nur etwas niedriger ausfällt, ist das die höheren Kosten kaum wert – wichtiger wäre es indes, die ohnehin erforderlichen Ladepausen so kurz wie möglich zu halten.
Der International Council on Clean Transportation ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in den USA, der die Aufgabe verfolgt, unabhängige Forschung zu betreiben und Umweltbehörden entsprechende Daten zur Verfügung zu stellen. In Deutschland gelangte der ICCT im Jahr 2015 zu größerer Bekanntheit: Die Organisation war verantwortlich für die Aufdeckung des Abgasskandals bei Volkswagen.