Applaus und Konfetti zum Star: Nio eröffnet ein Smart Driving Technology Center in Schönefeld.
Auf der Bühne des „Smart Driving Technology Centers“ in Schönefeld steht der ET5 Touring, ein großes, SUV-ähnliches Modell. Auffällig sind die Kameras und Panels für Sensoren und Radar – sie bilden quasi die Augen des Autos. Mit dem Lidar-Sensor sieht es bis zu 500 Meter weit in die Straßen, 11 Kameras und 5 Radarsensoren unterstützen es dabei. Damit soll eines Tages auch vollautonomes Fahren ganz ohne Fahrer möglich sein, noch verharrt das Autonomie-Level allerdings bei Nio auf Stufe 2, ganz ohne Fahrer geht es erst ab Level 5.
Während Tesla, der große Konkurrent aus den USA, nur auf Kameras setzt, bevorzugen die Chinesen das Laser-Lidar-System des chinesischen Herstellers Seyond und demonstrieren auch gleich dessen Vorzüge, wenn es bei starkem Regen und 50 km/h ein plötzliches Hindernis erkennt und den Nio automatisch vor ihm abbremst, während die kamerageführten Autos zu spät oder gar nicht reagierten.
Das Technik-Zentrum von oben. Nio präsentiert hier zum Start seine aktuellen Modelle.
Nun sind die Stückzahlen chinesischer E-Autos von Herstellern wie BYD, Xpeng oder Nio in Deutschland noch sehr überschaubar – aber sie steigen. Laut dem Kraftfahrtbundesamt wuchs 2023 die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge aus China im Vergleich zu 2022 um fast 50 Prozent. Zahlenmäßig lagen chinesische Autos mit 33.699 Stück jedoch weit hinter der Konkurrenz aus anderen Ländern. Auch unter den Top fünf Importmarken fand sich keine aus China. In Deutschland kämpfen Chinas Marken auch noch gegen ihr Billig-Image. Doch in China spürt der Marktführer Tesla bereits die Konkurrenz durch die günstigeren Modelle chinesischer Hersteller.
Auf dem Dach eines Nios sitzen rechts und links Kameras, in der Mitte die Lidar-Einheit. Weitere Kameras befinden sich hinten und an den Seiten.
Im Januar und Februar dieses Jahres lieferte China rund 75.600 E-Autos in die EU, ein Rückgang von rund 20 Prozent. Der deutsche E-Auto-Markt schwächelt seit Anfang des Jahres, abgewürgt von einer zu dünnen Ladestruktur und plötzlich gestoppten Subventionen für die Käufer. Auch fehlt es an klaren Bekenntnissen der europäischen Hersteller zur elektrischen Zukunft des Autos. Hier sehen die chinesischen Hersteller offenbar eine Lücke, die sie nutzen können.
Stephan Worch vom Wirtschaftsministerium Brandenburg freut sich über Nios Neuansiedlung in Schönefeld, er kündigt in seinem Grußwort an, man wolle Brandenburg zur Batterie-Region ausbauen. Das Tesla-Werk in Grünheide würde weitere Unternehmen anziehen, erklärt er. Tesla feiert kurz danach am Montag den Spatenstich für ein neues Batteriespeicher-Werk – allerdings nicht in Brandenburg, sondern in Wittenberg, Sachsen-Anhalt.â–