Berlin: Neues Grün am Straßenrand – doch dann kommen die dicken Autos
Es sind 62 Minigärten und damit 62 Minischwämme, denn Berlin will zu einer „Schwammstadt“ werden, und solche Kleinstgrünflächen gehören zum Konzept. Damit soll in Zeiten des Klimawandels möglichst viel Wasser in der Stadt gehalten werden. Bei Hitze wird es in zubetonierten Innenstädten immer drückender. Nicht nur alte Menschen leiden und trauen sich oft nicht mehr vor die Tür. Pflanzen und Teiche helfen dabei, Hinterhöfe oder Straßen etwas abzukühlen. Deshalb werden die Baumscheiben in der Rigaer nun ganz offiziell bepflanzt, nicht mehr nur von einzelnen Guerilla-Gärtnern.
Da wird vom Bezirksamt ein ordentlicher Aufwand betrieben. Zuerst wurde die alte Erde vom Bagger entfernt. Denn die war über Jahrzehnte so festgetrampelt und festgefahren, dass sie kaum noch Wasser aufnahm. Sie wurde durch Steine ersetzt – ganz spezielle Lavabröckchen, die Wasser besonders lange speichern.
Anwohner schauen zu und freuen sich über das neue Grün. Sie stellen aber auch besorgte Fragen: „Ist das nur ein Pilotprojekt, wo einmal ganz kurz ganz viel Geld ausgegeben wird, und dann kommt niemand zum Gießen?“, fragt eine alte Dame.
Die Gärtner antworten, dass sie nur den Auftrag haben, Zäune zu bauen, zu pflanzen und ein einziges Mal zu gießen. „Ab Freitag soll eine andere Firma das Gießen übernehmen“, sagt ein Gärtner. Die Dame nickt zufrieden. Aber sie ist auch betrübt. „Denn da drüben ist schon wieder so viel kaputt.“
Und tatsächlich: Auf dieser Straßenseite sind alle Zäune noch intakt, weil die Leute ihre Autos hier parallel zum Bordstein einparken und die Minizäune nicht rammen. Auf der anderen Seite wird rückwärts eingeparkt. Und da endet oft die Rücksichtnahme für die wunderbaren neuen Gärtchen. Die Stoßstange eines schwarzen SUV biegt das dicke Brett eines Zauns sehr weit durch. Noch steht der Zaun, aber der daneben ist schon umgeworfen. Auf dieser Seite sind knapp die Hälfte der Zäune bereits zerstört oder beschädigt, bevor die erste Pflanze gesetzt ist. Schade eigentlich.