Ratgeber

Autos aus China: Wie gut sind die Modelle aus Fernost?

Chinesische Autos sind immer häufiger in den Städten zu sehen – vor allem aufgrund des E-Auto-Booms. MeinAuto.de gibt einen Überblick darüber, was Du wissen musst und wie gut chinesische Autos inzwischen sind.

autos aus china: wie gut sind die modelle aus fernost?

Acht chinesische Marken zum Jahresende 2022

Marken wie Aiways, MG Roewe oder Lynk & Co sind längst in Deutschland angekommen. Die Mobilitätswende hat daran einen Anteil: Während die deutschen Autohersteller mit ambitionierten Preisen für Stromer aufwarten, sind E-Autos aus Fernost für deutlich günstigere Preise erhältlich. Zum Jahresende werden insgesamt acht chinesische Automarken ihre Modelle in Deutschland anbieten – die Tendenz steigt:

Aiways
BYD
NIO
Lynk & Co
Maxus
MG Roewe
Ora
Wey

Im ersten Halbjahr 2022 hat MG Roewe mehr Autos verkauft als Alfa Romeo, Subaru oder Lexus. Natürlich stellt sich die Frage, ob die chinesische Konkurrenz den alteingesessenen Autobauern auch qualitativ das Wasser reichen kann. Wenn man ein paar Jahre zurückdenkt, kommen einem vor allem penible Designkopien in den Sinn. Designanleihen gehören inzwischen ganz überwiegend der Vergangenheit an. Dafür sind immer mehr chinesische Investoren involviert: Die Marke Roewe hat unter anderem die Produktionsrechte für verschiedene Rover-Modelle. Seit 2017 hält der chinesische Geely-Konzern die Mehrheit der Geschäftsanteile von Lotus Cars. Zudem ist der britische Traditionshersteller MB seit rund 15 Jahren Teil der chinesischen Unternehmensgruppe SIAC Motor.

Innovationen und Nischen

Dass sich inzwischen ein großer Teil des Innovationsreichtums im sogenannten Reich der Mitte konzentriert, ist auch in der Automobilindustrie zu beobachten. Der Hersteller NIO plant, ein Batterietauschkonzept auf deutschen Straßen einzuführen. Auf diese Weise soll das Reichweitenproblem auf einfallsreiche Weise entschärft werden. Dafür hat NIO bereits im letzten Jahr eine strategische Partnerschaft mit dem Mineralölkonzern Shell geschlossen. Zudem bringt NIO in diesem Herbst den ET7 mit einer Feststoffbatterie auf den Markt, die 30 Prozent mehr Reichweite bieten soll.

Außerdem finden chinesische Automarken Nischen, denen europäische Hersteller den Rücken kehren: Während Mercedes, BMW und Audi sich mangels Rentabilität von dem Kleinwagengeschäft verabschieden, konzentrieren sich Hersteller wie Wuling auf ebenjene Nische und präsentieren Fahrzeuge wie den Mini EV. Der elektrifizierte Kleinstwagen erinnert an Mopedautos, bietet aber Platz für vier Personen und eine Reichweite von bis zu 300 Kilometer nach NEFZ.

Auch beim Vertrieb gehen die chinesischen Marken eigene Wege. Während MG Roewe und Maxus auf das traditionelle Händlersystem greifen, werden Fahrzeuge der Marke Aiways über die Elektronikkette Euronics vertrieben und bei A.T.U. gewartet. NIO und BYD werden ihre Modelle unter anderem in modernen Showrooms präsentieren. Lynk & Co setzt neben dem klassischen Fahrzeugverkauf auf Auto-Abos direkt vom Hersteller.

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Hand aufs Herz: Wie gut sind Autos aus China wirklich?

Natürlich könnten wir uns jetzt zurücklehnen und behaupten, dass jedes Auto und jeder Hersteller unterschiedlich sind. Wenn man einen Blick auf die letzten Marktstarts der chinesischen Autos wirft, dann zeichnet sich jedoch eine gewisse Tendenz ab. Dazu gehört zunächst, dass die Sicherheitsstandards vielversprechend zu sein scheinen: Sicherheitstests der europäischen Crashtest-Gesellschaft Euro NCAP haben ergeben, dass Modelle der Marken Ora, Wey und Lynk & Co die Bestwertung von fünf Sternen erhalten haben. Der MG Marvel R konnte immerhin vier von fünf Sternen erzielen.

Was die Ausstattung, Verarbeitung und Bedienbarkeit sowie die Reichweite der verschiedenen E-Autos angeht, lassen sich ebenfalls Tendenzen erkennen. Hiernach können sich die elektrifizierten Reichweiten durchaus sehen lassen – negative Überraschungen brauchen kaum erwartet werden. Auch das Platzangebot bereitet keine Kopfschmerzen, sondern beeindruckt bei vielen Modellen mit ausreichenden, wenn nicht sogar überraschend üppig dimensionierten Abmessungen für Passagiere und Gepäck.

Hinsichtlich der Verarbeitung und Bedienbarkeit solltest Du hingegen Deine Erwartungen dämpfen: Kaum ein chinesisches Fahrzeug kann mit der Verarbeitungsqualität und Materialauswahl europäischer Marken oder gar deutscher Hersteller gleichziehen. Dies ist überwiegend darin begründet, dass die Preise niedrig gehalten werden – und hochwertige Materialien und eine perfekte Verarbeitung sind eben teuer. Bei der Bedienbarkeit neigen chinesische Fahrzeuge ebenfalls oft zu denselben Schwächen: Die Menüführung ist oftmals kompliziert, kaum selbsterklärend und teilweise sogar schwer zu verstehen. Vereinzelt sind die deutschen Übersetzungen verwirrend.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Dabei muss aber betont werden, dass es sich tatsächlich nur um Tendenzen handelt. Diese Eigenschaften lassen sich zwar vermehrt beobachten, sind aber nicht die Regel. Das Bediensystem von Fahrzeugen wie dem MG4, der im Herbst 2022 als Konkurrent des VW ID.3 auf den Markt kommt, bietet eine intuitive, beinahe selbsterklärende Bedienung. Der chinesische Premiumhersteller NIO stellt mit Modellen wie dem ES6 Fahrzeuge her, deren Verarbeitung und Materialien sich auf dem Niveau europäischer Autos bewegen.

Letztlich lohnt sich immer ein Blick auf ein konkretes Fahrzeugmodell – und auf das jeweilige Gesamtpaket. Fest steht, dass chinesische Autos nicht nur den Innovationswettbewerb fördern, sondern eine interessante Alternative mit Potenzial darstellen. Wir dürfen gespannt sein, welche Neuerscheinungen Aiways, NIO, MG Roewe und Co. in Zukunft auf den Markt bringen werden.

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