War ja klar, dass AC Schnitzer was mit dem M3 Touring macht. Dass am Ende doch noch so viel Performance in dem Kombi steckt, ist schon erschreckend.
Ein Kombi stiehlt dem 911 GT3 RS die Show. Nichts anderes war das im letzten Jahr. Der beflügelte Elfer holte sich den Fame über die Rundenzeiten, der Dreier mit seiner großen Klappe. Kein Kombi zuvor war so performant und sah so gut aus wie der M3 Touring. Bei uns im Supertest so schnell wie der M4 Competition, zu viert in den Urlaub düsen kann er auch. Was für ein Hype – mit Begehrlichkeiten und Wartezeiten auf ein Auto fast auf dem Niveau des GT3 RS. Ein berechtigter Hype, wohlgemerkt.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILDDen hat natürlich auch AC Schnitzer mitbekommen, zunächst in negativer Form. Denn die Nachfrage nach dem M3 Touring war so groß, dass man selbst kein Entwicklungsauto hatte. Alle beim integrierten BMW-Autohaus Kohl verfügbaren Super-Touring gingen direkt an die Besitzer. Doch irgendwann konnte auch Entwicklungschef Roman Fenners eines der Autos in seinen Stall holen. Die prinzipiellen Ideen hatte er schon in der Schublade, vieles konnte von den Umbauten von M3 und M4 übernommen werden.
Leistungskur für den Familien-M
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILDEbenfalls bekannt sind die optischen Zutaten. Vorn zeichnen ein Carbonsplitter, Winglets sowie Kotflügel- und Haubenzusätze die Schnitzer-Handschrift. Die wird nach hinten über Seitenschweller und einen neuen Carbon-Diffusor fortgeführt. Darin finden auch die vier 110 Millimeter dicken Carbon- Endrohre ausreichend Platz. Apropos: Auch die Radhäuser sind mit dem M3 Touring noch mehr ausgefüllt als bisher beim Tuner. Früher waren maximal 20 Zoll rundum möglich, mit dem neuen Leichtbaurad AC4 steht die Hinterachse nun auf 21 Zoll. Besohlt mit 285er und 295er Conti SportContact 7 – für die Rennstrecke gibt es später einen anderen Reifensatz.Sonst noch was in Sachen Technik? Statt des Werks-Adaptivfahrwerks hat Schnitzer beim Testwagen ein komplett verstellbares Gewindefahrwerk verbaut. Sie merken schon, der Tuner treibt es wieder mal auf die Spitze.
Performance trifft Ladevolumen
Und schon bei der Alltagstour spürt man das Performance-Plus in jeder Lebenslage. Sensationell, wie der Tourer über die Autobahn fetzt, sich mit 250 entspannt in die Kurven schmeißt. Die 610 PS und 750 Newtonmeter finden dank Allrad immer einen souveränen Weg auf den Asphalt. Untenrum wirkt der Sechszylinder viel munterer als die Serie. Das Level an Rückmeldung und Präzision ist mit der Reifen-Fahrwerk-Kombination beeindruckend, locker auf dem Niveau gestandener Sportwagen. Und: Mit dem Sachsenring-Setup bekommt man auch keine Rückenprobleme.Längsdynamik? Auf 200 knapp eine Sekunde schneller als die Serie geht in Ordnung, zumal die Launch Control nicht so performant arbeitet wie beim Werks-M3. Subjektiv agiert die Starthilfe softer, vielleicht hatte die Elektronik Angst vor dem gewaltigen Drehmoment. Viel heftiger dagegen die Verzögerung: 29,8 Meter aus 100, das Werksauto mit Cup 2 nur 32,0.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILDSachsenring: Fenners pellt neue Cup 2 R vom AMG Black Series aus den Heizdecken, Leistung auf Sport, ESP off, und direkt die erste Runde sitzt. Der Schnitzer-Touring zerfleischt förmlich jede Kurve, kein Querkraft-Gehobel, besser geht die Ideallinie nur im Rennwagen. Bergauf und bergab spürt man deutlich das Plus an Power, schade, dass es am Ende nur zum Kombi-Rekord, aber nicht zur 29er-Runde reicht. Das ist Jammern auf ganz, ganz hohem Niveau, wir reden hier von einem Kombi.