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30% schneller und 50% günstiger: Autobau-Revolution hat ein großes Manko

30% schneller und 50% günstiger: autobau-revolution hat ein großes manko

Tesla will mit einer neuartigen Produktionsmethode die Herstellung seiner Fahrzeuge revolutionieren.

Schon mit seiner “Gigacast”, einer riesigen Druckgussanlage zur Herstellung kompletter Baugruppen, hatte Tesla in der Automobilwelt für Aufsehen gesorgt. Nun deutet sich eine weitere kleine Revolution beim Elektroautobauer an: Laut einem Bericht des Handelsblatts arbeitet Tesla-Chef Elon Musk aktuell an einer neuartigen Produktionsmethode für seine E-Autos.

Die sogenannte Unboxing-Methode, die laut Handelsblatt-Informationen in der Gigafactory in Texas unter dem Codenamen “NV9X” entwickelt wird, soll die Automobilproduktion noch stärker automatisieren. Unternehmenschef Elon Musk gibt sich laut dem Bericht gewohnt selbstbewusst: Unboxing „wird mit Abstand besser sein als jede Produktionstechnologie, die es in der Welt gibt“, so Musk.

Lackieren einzelner Baugruppen soll immense Einsparungen bringen

Bei der Unboxing-Methode sollen vorgefertigte Baugruppen aus der Giga-Presse nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt werden, nachdem sie einzeln lackiert wurden. Bei der heute gängigen Produktionsmethode am Fließband werden Fahrzeuge hingegen erst komplett montiert und anschließend lackiert. Die neue Produktionsmethode würde eine engere und besser vernetzte Zusammenarbeit zwischen Designern, IT- und Automatisierungsexperten bedeuten.

Tesla verspricht sich von der Unboxing-Methode wohl immense Einsparungen bei den Produktionskosten und eine höhere Produktionsgeschwindigkeit: Laut einer Studie der US-Unternehmensberatung Caresoft, die dem Handelsblatt vorliegt, könne Tesla mit der Methode seine Fabriken 30 Prozent günstiger bauen, unter anderem weil weniger Fläche und weniger Mitarbeiter benötigt werden. Fast 500 Millionen Dollar weniger könnte eine US-Gigafactory somit kosten. Laut Caresoft benötige die Unboxing-Methode 40 Prozent weniger Mitarbeiter, die Produktion eines Fahrzeugs soll hingegen 25 Prozent schneller vonstattengehen. Tesla selbst plant eine Halbierung der Materialkosten pro Fahrzeug. Ein Auto soll mit der Unboxing-Methode zudem 30 Prozent schneller gebaut werden können.

Lars Moravy, Teslas Vizepräsident für Fahrzeugtechnik, stellte die Fertigungstechnik laut einem Bericht von Bloomberg schon bei einem Investorentag 2023 vor. Moravy erklärte: „Wenn wir so skalieren wollen, wie wir es wollen, müssen wir die Produktion neu überdenken.“

Tesla-Experten kritisieren aktuelle Produktionsmethoden als ineffizient

Der klassische Auto-Produktionsprozess, wie Ford ihn 1913 bei der Produktion des Model T erstmals eingesetzt hatte, ist laut Tesla ineffizient. Der Transport einer autogroßen “Box”, die in einer Fabrik von Montagestation zu Montagestation bewegt wird, nehme viel Platz in Anspruch. Das Lackieren eines ganzen Fahrzeugs koste mehr Zeit und Energie als das Lackieren einzelner Baugruppen. Und auch die Arbeit an einem großen Fahrzeugrahmen bedeute, dass nur wenige Menschen gleichzeitig an dem Fahrzeug arbeiten können.

Bei der Unboxed-Methode soll hingegen kein großes Fahrzeugskelett durch die Fabrik bewegt werden müssen. Stattdessen sollen sich die Arbeiter in kleine Gruppen aufteilen und gleichzeitig an verschiedenen Komponenten eines Fahrzeugs arbeiten können, bevor es in der Endmontage an einem einzigen Ort zusammengebaut wird.

Die Lackierung von Fahrzeugen ist bisher tatsächlich teuer für die Hersteller: Die hohen Temperaturen, die beim Lackieren benötigt werden, verbrauchen viel Energie – zudem ist der Durchsatz der Lackiererei bestimmend für den Gesamtdurchsatz eines Werks.

Für Tesla könnte die Produktionsmethode – sofern sie sich überhaupt als umsetzbar und erfolgreich erweist – einen wichtigen Schritt in die Entwicklung günstiger Elektrofahrzeuge bedeuten. Tesla braucht Dutzende neue Fabriken, um seine selbst gesteckten Produktionsziele von 20 Millionen Fahrzeugen bis 2030 zu erreichen. Laut Caresoft könnte der Elektroautobauer durch die Unboxing-Strategie allein beim Bau der Fabriken elf Milliarden Dollar sparen. Für die Tesla-Mitarbeiter könnte Unboxing aber auch zur Hiobsbotschaft werden: Laut den Berechnungen der Branchenberater würde Tesla 54.000 Mitarbeiter weniger benötigen als beim Einsatz traditioneller Produktionsverfahren – Tesla bräuchte demnach nur 126.000 Mitarbeiter und somit zehn Prozent weniger als heute.

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