In Anbetracht sinkender Margen in der Autoindustrie bleiben die IT-Budgets nicht ungeschoren. Einkaufsmanager und Digitalverantwortliche müssen sich zusammenraufen.
- Worauf die IT dieses Jahr achten muss
- Fehlt dem Einkauf die IT-Kompetenz?
- Wo die Einsparpotenziale in der IT liegen
In diesem Jahr müssen Einkäuferinnen und Digitalisierer in den Automotive-Unternehmen in besonderem Maße aufs Geld schauen und überlegen, für welche Innovationen sich Investitionen lohnen. (Bild: JOURNEY STUDIO7 / Adobe Stock)
Unternehmen hätten in den letzten Jahren so schnell innoviert, transformiert und expandiert, dass ihnen die Zeit und Ruhe dafür gefehlt habe, bei der Beschaffung genauer hinzuschauen oder ältere Kostenstrukturen zu bereinigen, so Stewart Buchanan, Research Vice President im CIO-Team des IT-Analysehauses Gartner. Risikobewertungen? Rentabilitätsvergleiche zwischen Abos und Kauf-Versionen? Oft Fehlanzeige!
Worauf die IT dieses Jahr achten muss
Wenn Geld am falschen Ende ausgegeben wird, fehlt es für Effizienzsteigerungen in Produktionen und Prozessen. Diese haben aufgrund der angespannten Ertragslage absolute Priorität. Auch andere Aufgaben dürfen nicht zurückstehen, etwa die ESG-Berichtspflichten, das Lieferkettengesetz und der CO2-Grenzausgleichsmechanismus. Im Jahr 2025 tritt zudem der neue Automotive-LCA-Standard der UNECE in Kraft. Auch dafür bedarf es neuer Daten- und Dokumentationsprozesse. „Das Geschäftsjahr 2024 sollten die Unternehmen aktiv nutzen, um sich auf die Berichtspflichten vorzubereiten und die eigenen Prozesse und Systeme an die neuen Anforderungen anpassen“, so Richard Zapp, Prokurist für den Bereich Industrials, Mobility & Construction bei der IKB Deutsche Industriebank AG.
All dies toppt den ohnehin hohen IT-Aufwand. Aus dem neuen Service-Preisspiegel 2024 der IT-Verbundgruppe Synaxon geht hervor, dass Systemhäuser in den letzten Jahren die Preise um insgesamt 14 Prozent angehoben haben. Im Jahr 2023 sei der Preisauftrieb moderat gewesen. Aber im Jahr 2024 beabsichtigten vier von zehn Anbietern ihre Preise um mehr als 10 Prozent zu erhöhen. Laut dem Analysehaus Metrics werden die Tagessätze für IT-System-Engineers im laufenden Jahr in Europa erstmals über 1.000 Euro steigen.
Fehlt dem Einkauf die IT-Kompetenz?
Der Einkauf soll die Budgets optimieren. Idealerweise basiert die Mitwirkung auf klaren Rollenverantwortlichkeiten und Prozessen, vor allem aber auf ihrer rechtzeitigen Einbindung in Beschaffungsprojekte. Auf dieser Basis kann er seinen Mehrwert leisten: schnellere Prozesse, höhere Qualität von Produkten und Services und nicht zuletzt bessere Preise. „Allerdings fällt es Einkäufern häufig schwer, bei allen Themen up to date zu sein. Spezifikationen und Preismetriken ändern sich mit so hoher Geschwindigkeit, dass die Fachabteilungen in der Regel besser Bescheid wissen“, soNiklas Wagener, Principal bei Inverto, der auf Einkauf und Supply-Chain-Management spezialisierten Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group. Dies wiederum kratze an der Kompetenz des Einkaufs und schwäche dessen Position.
Wo die Einsparpotenziale in der IT liegen
Bei den Lizenzen etwa besteht laut Experten ein Einsparpotenzial durch Bedarfsoptimierung im zweistelligen Prozentbereich. „Und Cloud-Infrastrukturservices sind inzwischen so stark ausgereift, dass mit dem richtigen technischen Setup höchste Qualitätsstandards erfüllt werden können“, so Wagener. Hier seien dann eher Kostenvermeidungs- statt Kostenreduktionsstrategien angesagt. In wettbewerbsintensiveren IT-Kategorien bestünden dagegen Optimierungsmöglichkeiten in zweistelliger Größenordnung. Dazu gehörten Hardware, Telekommunikation und Managed Services.
Zudem sollten Möglichkeiten genutzt werden, Lieferanten eng zu steuern. Bestimmte Vertragsklauseln, etwa Step-in rights, versetzen den Auftraggeber in die Lage, bei einer schwachen Dienstleister-Performance selbst in die Prozesse einzugreifen oder Vertragsstrafen bis hin zur Kündigung abzurufen. Wagener: „Mittels Incentivierungsmodellen wie Verträgen mit Vergütungsbestandteilen, die an wichtige Meilensteine und die Servicequalität geknüpft sind, lässt sich die Lieferanten-Performance steigern.“