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Test VW Touareg 3.0 V6 TSI: Endlich ein hoher Phaeton?

Der VW Touareg 3.0 V6 TSI auf einen Blick

  • 340 PS und 500 Nm starker V6
  • Optional mit HD-Matrix-Scheinwerfern
  • Großes Fahrwerks-Paket mit Phaeton-Qualitäten
  • Höhere Qualität im Innenraum
  • Grundpreis V6 TSI ab 73.010 Euro

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Hell leuchtende HD-Matrix-Scheinwerfer und ein durchgehendes LED-Leuchtband sind ab der Ausstattungslinie Elegance Serie.

Überarbeitetes Infotainment-System mit weniger Schwächen

Es wäre durchaus interessant zu wissen, was der ehemalige Volkswagen-Patriarch Ferdinand Piëch zur derzeitigen Situation bei den Wolfsburgern zu sagen hätte. Leider ist das nicht mehr möglich, und so können wir nur spekulieren, dass er wohl nicht ganz so zufrieden wäre. Dabei gibt es Licht am Ende des Tunnels: Volkswagen hört wieder auf seine Kunden und arbeitet an der Material- und Bedienqualität seiner Produkte. So erhält der Golf 8 etwa viereinhalb Jahre nach seinem Marktstart wieder echte Lenkradtasten und bekommt eine neue Infotainment-Generation spendiert. Das ist ein bedeutender Schritt für ein Unternehmen, das weiterhin glaubt, dass zwei Fensterheberschalter für den Fahrer im ID.3 ausreichen sollten, um vier Fensterscheiben zu kontrollieren.

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Das 15 Zoll große Discover Pro Max ist im Touareg jetzt Serie, die Bedienung wurde aber nur teilweise verbessert.

Auch beim Volkswagen Touareg wollte man die Zeichen der Zeit erkennen. Zwar hat man es versäumt, die fummeligen Touchfelder am Volant zu ersetzen, aber dennoch wollte man der geneigten Kundschaft ein besseres Nutzererlebnis bieten. Dies ist jedoch nur teilweise gelungen. Die letzte Ausbaustufe des alten Modularen Infotainment Baukastens 3 (MIB3) kommt jetzt zwar im Look, aber eben nicht im Feel des neueren und deutlich schnelleren MIB4 (ID.7, Passat, Tiguan etc.) daher. Eine neue Menüstruktur, mehr Farbakzente, eine teilweise verbesserte Reaktionszeit sowie die kabellose Anbindung von Apple CarPlay und Android Auto sind löblich. Das nunmehr serienmäßige Discover Pro Max hört jedoch weiterhin nur widerwillig auf „Hallo Volkswagen“ und kennt weder den neuen VW-Sprachassistenten IDA noch ChatGPT.

Auch interessant: Schau dir unser Testvideo zum VW Phaeton an

Fahrkomfort auf Phaeton-Niveau

Dass der Touareg keine künstliche Intelligenz kennt, muss jetzt kein Fehler sein. Schließlich sind die Bordsysteme schon kräftig damit beschäftigt, die ganzen Assistenten am Laufen zu halten. Hin und wieder klappt auch das nicht. Dann startet der oberste Volkswagen mit einer ganzen Reihe an Fehlermeldungen und leuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Meist hilft ein Neustart, um Soft- und Hardware wieder miteinander zu versöhnen. Wenn er dann läuft, der 340 PS starke V6 TSI im Testwagen (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 251 g/km)², weichen die nach unten gezogenen Mundwinkel schnell einem überlegenen Grinsen. Da wäre wohl sogar Prof. Dr. Ing. F. K. Piëch stolz darauf, was sie aus der dritten Generation des Touareg (ursprünglicher Marktstart 2018) noch an Fahrqualitäten herausgekitzelt haben.

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Unverändert gut ist das große, glasüberbaute Digital Cockpit (12,0 Zoll) – es zeigt seine Informationen übersichlich und leicht verständlich an.

Um allerdings wirklich auf dem geschmeidigen Niveau eines Phaetons unterwegs zu sein, muss man gewillt sein, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Zunächst gilt es, sich für den mindestens 75.070 Euro teuren Touareg Elegance (mit V6 TSI ab 78.880 Euro) zu entscheiden. Erst mit der Wahl dieser Ausstattungsvariante erhält man Zugriff auf das große Fahrwerkspaket, das Volkswagen etwas unscheinbar als „Adaptivfahrwerk mit aktiver Wankstabilisierung“ umschreibt. Die 5.900 Euro teure Option beinhaltet jedoch nicht nur elektronisch geregelte Dämpfer, sondern auch eine höhenverstellbare Luftfederung und die empfehlenswerte Allradlenkung. Letztere reduziert den Wendekreis des SUV auf 11,2 statt 12,2 Meter – VW Golf-Niveau!

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Der Innenraum des neuen Touareg präsentiert sich in Details aufgewertet. Mehr Lichtakzente und lederartige Materialien sorgen für Behaglichkeit.

Seidiger V6 TSI mit schlechten Trinkgewohnheiten

Derart ausgerüstet sind Ruhe, Komfort und Geborgenheit die großen Tugenden des Volkswagen Touareg. Dazu passt am besten die Kraft des seidig laufenden 3,0-Liter-V6-TSI, der wie bisher 340 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment an alle vier Räder verteilt. Bis Tempo 200 fehlt es dem Sechszylinder-Monoturbo kaum an Biss; erst darüber ebbt der Vorwärtsdrang, ähnlich wie beim Cayenne V6, deutlicher ab. Die Achtgang-Wandlerautomatik sortiert die Gänge unmerklich, aber hin und wieder auch etwas zäh – aus der Lethargie hilft nur die Sport-Gasse. Sie wiederum trägt nicht sonderlich zur Kraftstoffeffizienz bei. Schon beim gemütlichen Reisen auf der Autobahn braucht der Touareg V6 TSI allerdings mehr als 11 Liter auf 100 Kilometer.

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Die aufgeräumte Mittelkonsole ist geblieben, wurde beim Facelift-Modell aber um weichere Materialien an den Seiten ergänzt.

Auf der anderen Seite ist der neue Touareg durch seine fein ansprechende Lenkung und das weitreichend verstellbare Fahrwerk auch in der Lage, den Sportler heraushängen zu lassen. Zwar nicht ganz auf dem Niveau seines Stiefbruders aus Leipzig, aber doch so, dass man immer mal wieder fahrdynamisch wertvolle Eindrücke sammeln kann. Dass zum Feinschliff des Facelifts eine Detailaufwertung des Innenraums zählt, wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Etwas mehr lederartige Materialien hier, etwas mehr feines Ambientelicht dort und ein neu designtes Lenkrad sind kleine, aber insgesamt merkliche Änderungen. Komplettiert wird die Modellüberarbeitung ab der Ausstattungslinie Elegance durch beinahe taghell leuchtende IQ. Light HD-Matrix-LED-Scheinwerfer. Auf dem Heckdeckel prangt zudem erstmals bei einem VW-Modell in Europa ein beleuchtetes Markenlogo.

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Neben einer neuen Lichtsignatur vorne, gibt es erstmals für ein VW-Modell in Europa am Heck ein beleuchtetes Markenlogo. Der Kofferraum fasst unverändert zwischen 665 und 1.675 Liter Gepäck.

Fazit

Der Volkswagen Touareg ist nach dem Facelift von 2023 mehr denn je ein großer Reisewagen für die große Fahrt. Er ist komfortabel, sicher und wird passenderweise auch mit einem potenten, aber leider nicht sonderlich effizienten V6 TSI angeboten. Näher dran am legendären Piëch-Phaeton war der Touareg nie, wobei die Limousine in Sachen Innenraumqualität weiterhin klar die Nase vorn hat. Das ist verschmerzbar. Der, im Vergleich zur Konkurrenz, weiterhin vorhandene Rückstand bei der Digitalisierung ist es eher nicht. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Volkswagen Touareg V6 TSI
  • Motor: Sechszylinder-Benziner, 2.995 ccm
  • Systemleistung: 340 PS (250 kW)
  • Systemdrehmoment: 450 Nm bei 1.340 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 11,1 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 251 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 6,1 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,88 m/1,98 m/1,72 m
  • Gewicht: ca. 2.100 kg
  • Grundpreis Touareg V6 TSI: ab 73.010 Euro

*Herstellerangaben

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