Nikola wird seine Lkw-Produktion in Coolidge (Arizona) unterbrechen, um die Montagelinie so umbauen, dass künftig sowohl Brennstoffzellen- als auch Batterie-elektrische Fahrzeuge auf derselben Linie hergestellt werden können. Danach wird sich der Fokus zunehmend auf die Brennstoffzellen verschieben.
Auch ein weiterer Punkt spricht eher gegen die Zukunft der BEV-Lkw von Nikola in größeren Stückzahlen: Der Hersteller prüft zudem eine Umstrukturierung des Geschäfts des vor weniger als einem Jahr übernommenen Batterieherstellers Romeo Power, inklusive eines Verkaufes der Vermögenswerte oder einem Insolvenzantrag. Zu dem 144-Millionen-Dollar-Deal hieß es noch, dass das Unternehmen seine Batterie-Lieferkette stärken wolle.
Die Brennstoffzellen-Lkw benötigen zwar auch Puffer-Batterien, aber ob Nikola in der offenbar angespannten Finanzlage hierfür einen eigenen Batteriehersteller benötigt, wird nun in Frage gestellt – da nach einer Klage von Lion Electric im Zusammenhang mit der Romeo-Übernahme noch ein juristisches Nachspiel droht.
Deutlich mehr Aufträge für FCEV-Lkw von Nikola
„Wir haben die richtigen Produkte zur richtigen Zeit und werden uns in Zukunft auf den nordamerikanischen Markt, Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw, das HYLA-Wasserstoffbetankungsgeschäft und autonome Technologien konzentrieren“, sagt Nikola-CEO Michael Lohscheller. „Mit unseren neu gestärkten Management- und Vertriebsteams, einer verbesserten Vertriebsstrategie, neuen Händlern und Energiepartnern sind wir auf dem richtigen Weg.“
Der Nettoverlust von Nikola belief sich laut dem Quartalsbericht auf 169,1 Millionen Dollar (154,4 Millionen Euro, im Q1 2022 waren es noch 152,9 Millionen Dollar (139,6 Millionen Euro). Zudem stieg der Bargeldverbrauch von 200 auf 240 Millionen Dollar, derzeit 219 Millionen Euro. „Dieser Cash-Burn ist für unser Unternehmen nicht nachhaltig und wir prüfen jede Möglichkeit zur Ausgabenreduzierung“, sagte die Finanzchefin des Unternehmens, Stasy Pasterick, in einer Telefonkonferenz vor Analysten. „Ich persönlich treibe die erneute Fokussierung auf ein aggressives Management aller drei Säulen des Betriebskapitals voran: Kostensenkungen, insbesondere Verbindlichkeiten, Bestandsbeschaffung und -verwaltung und natürlich Bargeldeinzug.“
Auch wenn der Fokus, wie von Lohscheller angekündigt, nun auf den H2-Lkw und dem HYLA-Geschäft mit den (mobilen) Wasserstoff-Tankstellen liegt, wird die Produktion in Coolidge flexibel bleiben. Voraussichtlich Ende Juli soll in Arizona die Herstellung eigener Batteriemodule und -packs anlaufen – sowohl für die FCEV-Lkw als auch die auf Bestellung montierten BEV-Lkw. Im Dezember 2023 will Nikola dann in Coolidge mit der Montage von Bosch-Brennstoffzellen-Leistungsmodulen beginnen.
reuters.com, nikolamotor.com