Bild: Toyota
Für fast zwei Drittel der Befragten (62 %) ist der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs eine wichtige Stellschraube, um die Klimabelastung zu reduzieren. 60 Prozent setzen auf die Maßnahme, den Güterverkehr verstärkt auf Schienen- und Wasserwege umzuleiten. In der Reduktion der Nutzung fossiler Brennstoffe sieht jeder bzw. jede zweite Befragte (51 %) einen wichtigen Hebel für den Klimaschutz – sechs Prozent weniger als noch bei der ersten Mobilitätsmonitor-Erhebung im Jahr 2020.
Veränderungen im Zeitverlauf sind auch bei anderen Themen zu beobachten: Dass die Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leistet, glauben heute nur 44 Prozent der Bürger – 2020 waren es noch 56 Prozent, beim letzten Mobilitätsmonitor im Jahr 2022 zwischenzeitlich sogar 63 Prozent.
Nach wie vor ist das Auto das wichtigste Verkehrsmittel: 76 Prozent der Autofahrenden nutzen es mehrmals in der Woche oder täglich – genauso wie im Jahr 2020. Entsprechend können mehr als drei Viertel von ihnen (78 %) nicht auf das Auto verzichten. Fahrrad und Öffentlicher Nahverkehr (ÖN) sind dagegen nur für 55 beziehungsweise 41 Prozent unverzichtbar. Ähnlich schnitten diese Mobilitätsoptionen bereits bei der letzten Erhebung im Jahr 2022 ab (51 bzw. 42 %).
Stadt-Land-Vergleich: Die Bedürfnisse der Menschen unterscheiden sich
Große Unterschiede bei der Bewertung der Infrastruktur zeigt ein Vergleich zwischen Stadt und Land. Unterschiedliche Rahmenbedingungen sind hierfür die Ursache. So wird in Dörfern das Angebot an Lebensmittelmärkten oder Hausärzten in der direkten Umgebung um durchschnittlich zehn Prozentpunkte schlechter eingeschätzt als in Städten; das Angebot an Restaurants, Bars und Cafés um fast 20 Prozentpunkte schlechter. Während 84 Prozent der Großstadtbewohnenden das ÖN-Angebot als gut oder sehr gut einschätzen, liegt dieser Anteil bei Befragten, die in Dörfern leben, bei nur 32 Prozent.
Insgesamt betrachtet die Bevölkerung eine Stärkung und Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur als wichtige Aufgabe. Dabei wird vor allem das Schienennetz aktuell kritisch wahrgenommen: 65 Prozent sehen es in einem sehr schlechten oder schlechten Zustand – ein Anteil, der sich seit 2015 verdoppelt hat, wie ein Vergleich mit früheren Allensbach-Erhebungen zeigt. Autobahnen werden dagegen deutlich positiver bewertet: für nur 28 Prozent sind diese in einem sehr schlechten oder schlechten Zustand. Schwächer schneidet das lokale Straßennetz ab: Hier sehen 41 Prozent einen sehr schlechten oder schlechten Zustand.
„Die schlechte Bewertung der Verkehrsinfrastruktur, insbesondere der Bahninfrastruktur, macht den Modernisierungsbedarf in diesem Bereich deutlich. Hier sind in den nächsten Jahrzehnten umfassende Maßnahmen und Investitionen notwendig, um die Funktionalität sicherzustellen. Zudem müssen wir in der Stadt- und Quartiersentwicklung die Bedürfnisse der Bewohnenden stärker berücksichtigen“, so Jan Wörner, acatech-Präsident.
Informationsdefizite & sinkende Bereitschaft zur Anschaffung eines E-Autos
Nur noch 17 Prozent der Befragten ziehen aktuell die Anschaffung eines E-Autos in Erwägung. Bei der ersten Ausgabe der Studie im Jahr 2020 lag dieser Anteil noch bei 24 Prozent. Stabil sind dabei auch die Vorbehalte gegenüber der E-Mobilität: Wie schon 2022, halten 60 Prozent der Befragten die Reichweite von E-Autos für zu gering. Ein gleich hoher Prozentsatz stellt damals wie heute in Frage, ob Elektroautos wirklich umweltfreundlicher sind.
Bei ihren Urteilen zur E-Mobilität verlassen sich rund zwei Drittel der Befragten (64 %) auf Informationen, die sie von Freunden oder Kolleginnen und Kollegen haben. 55 Prozent setzen auf die Informationsquelle Fernsehen, 42 Prozent auf das Internet und 35 Prozent beziehen ihr Wissen aus Zeitungen und Zeitschriften. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung haben sich Personen, die den Kauf eines Elektroautos in Betracht ziehen, wesentlich umfassender informiert: 58 Prozent beziehen ihr Wissen unter anderem aus dem Internet, 43 Prozent aus Zeitungen und Zeitschriften. Ihr Urteil über die aktuelle Verfügbarkeit von Ladestationen und die Dauer des Ladevorgangs fällt signifikant positiver aus.
„Der Mobilitätsmonitor 2024 zeigt deutlich, dass viele Menschen in Deutschland beim Thema E-Mobilität noch weitere Informationen benötigen. Fast die Hälfte der Befragten traute sich bei der Frage nach der geschätzten Ladezeit eines E-Autos keine Angabe zu. Auch Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur und Reichweite werden von der Bevölkerung scheinbar nicht wahrgenommen. Wir brauchen hier dringend weitere gemeinsame Anstrengungen, um den Menschen das Wissen für eine fundierte Meinungsbildung zur Verfügung zu stellen“, so Thomas Weber, acatech-Präsident.
Den Befund, dass es fast der Hälfte der Befragten (48 %) weniger oder gar nicht wichtig ist, ob ihr E-Auto von einem deutschen Hersteller kommt, bewertet Weber so: „Die Bevölkerung ist vor allem bei der Elektromobilität sehr preissensibel und spricht auch internationalen Autobauern aktuell eine gute Qualität zu. Dies zeigt nachdrücklich den Handlungsbedarf im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit auf, insbesondere für die deutsche Industrie und alle weiteren an der Transformation beteiligten Akteure am Standort Deutschland.“