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Lorsbach im Ausnahmezustand

Lorsbach im Ausnahmezustand

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Viele Autofahrer, aber auch Trucker mit ihren schweren Lkw wählen als Umleitung die Straßen durch den Lorsbacher Ortskern, um über die Steilstrecke nach Langenhain in Richtung Hofheim zu gelangen. becht

Viele Autos und Lastwagen wählen die gefährliche Langenhain-Route und nicht die offizielle Umleitung

Hofheim – Es war keine Fata Morgana, und ich hatte noch nicht einmal ein Glas Wein getrunken“, betont der Lorsbacher Peter Clasen. Offensichtlich ist er besorgt, keinen Glauben zu finden mit seiner Geschichte vom vergangenen Freitag. Dabei brauchen sich Zweifler lediglich eine Weile an den Lorsbacher Zimmerplatz zu stellen – dort wo auch Clasen sich aufgehalten hatte. Auch Anfang der Woche noch konnte man schwere Brummis beobachten, die durch den engen Ortskern fuhren. Clasen hat einen großen Tanklastwagen gesehen.

Es ist ein Dauerzustand geworden, seit die Landesstraße 3011 in Richtung Hofheim auf Höhe des Klärwerks voll gesperrt ist. Die offizielle Umleitung führt von Eppstein über Fischbach und durch Kelkheim-Mitte nach Hofheim. Denn die Strecke über Langenhain ist wegen der Enge im Lorsbacher Ortskern und der Steigung nach Langenhain als Ausweichstrecke nicht geeignet. Aber die Route ist erheblich kürzer als die offiziell ausgeschilderte Umleitung. Deshalb fahren viele über Langenhain – auch viele Auswärtige, die weder in Hofheim noch in Lorsbach etwas zu tun haben. Feststellen kann man das an der Straße von Langenhain nach Hofheim: Am Vincenzhaus, wo sie auf die L 3011 mündet, biegt kaum jemand nach Hofheim ab, sondern fast alle in Richtung Hattersheim. Eine Rolle spielt dabei sicher, dass Navigationsgeräte derzeit ebenfalls die Strecke über Langenhain vorschlagen, wie ein Lorsbacher Anwohner testweise ermittelt hat.

Ob überhaupt jemand die Ausweichstrecke über Kelkheim benutzt? In der vergangenen Woche sei ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen in Kelkheim beobachtet worden, berichtet die städtische Pressesprecherin Christine Micheln. „Dem Autofahrer wird viel zugemutet“, ergänzt Erster Stadtrat Dirk Hofmann mit Blick auf mehrere Sperrungen rund um die Möbelstadt. Ganz genau lässt sich deshalb nicht sagen, welche Baustelle welchen Umleitungsverkehr ausgelöst hat.

Wie auch immer: Die Lorsbacher machen sich große Sorgen. Clasen malt sich aus, bei einem Tanklaster könnten auf der Steilstrecke die Bremsen versagen. „Was dies bei einem Unglück für Lorsbach bedeutet hätte, mag man sich gar nicht vorstellen“, schrieb er dem Hofheimer Ordnungsamt. Und da ist er längst nicht der einzige Lorsbacher, der sich ärgert. „Nicht nur, dass der Lärm Nerven kostet, es ist einfach lebensgefährlich“, sagt Roswitha Diepolder, die an der Ortsdurchfahrt in Richtung Langenhain wohnt. Ähnliche Stimmen gibt es in der Facebook-Gruppe „Lorsbach im Herzen“. Dort berichteten mehrere Nutzer, auf der Strecke riesige Gelenkbusse gesehen zu haben. Das irritiert, denn zwar gibt es Busse, die die derzeit ausfallenden S-Bahnen ersetzen. Aber die sollen nicht über Lorsbach fahren und erst recht nicht auf der Steilstrecke nach Langenhain.

Das Thema ist längst auch in der Kommunalpolitik angekommen. Für die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am vergangenen Mittwoch hatten die Grünen einen Eilantrag vorbereitet, wonach der Magistrat die Straße nach Langenhain für Lastwagen sperren sollte. Allerdings hatten die Grünen sich den Antrag mit der Begründung ausreden lassen, der Antrag sei unzulässig, da er in die Kompetenzen des Magistrats eingreife.

Die Stadt ist jedoch bereits aktiv geworden, berichtete die Rathaus-Pressestelle auf Anfrage dieser Zeitung. Man versuche, die Auswirkungen des Verkehrs durch verstärkte Präsenz der Stadtpolizei abzumildern. Grundsätzlich lasse sich wenig an der Situation ändern, da die Baustelleneinrichtung die Sache von Hessen Mobil sei, heißt es. Die Stadt jedenfalls sieht Verbesserungsmöglichkeiten bei der Ausschilderung und hat dies nach eigenem Bekunden mit Hessen Mobil bereits besprochen. Aus Wiesbaden kommen allerdings andere Töne. Eine Nachjustierung der Umleitungsstrecken sei nicht vorgesehen, heißt es da, bei allem Verständnis für den Ärger der Anwohner. „Auf das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer haben wir jedoch keinen Einfluss.“ Straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen könnten nur die Ordnungsbehörden anordnen – gemeint sind etwa die Sperrung für Lastwagen oder auch Einbahnregelungen, über die ebenfalls gesprochen worden sein soll.

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