Praga, die tschechische Kraftfahrzeugmarke mit langer Historie, präsentierte im Februar 2023 überraschend ein neues Motorrad: die ZS 800. 158 Kilo leicht, angetrieben vom luftgekühlten Königswellen-Twin der Kawasaki W 800. Nur 28 Exemplare der Praga ZS 800 soll es geben, für jeweils 86.000 Euro plus Steuern.
- Praga ZS 800 neu für 2023
- Starrrahmen mit Hossack-Fior-Duolever
- Carbonräder mit hydraulischen Trommelbremsen
- Luftgekühlter Königswellen-Twin
- Kawasaki-Motor Typ W 800 mit 50 PS
- Nur 158 Kilogramm vollgetankt
- Praga ZS 800 ab Mitte 2023 ab 86.000 Euro
- Praga BD 500 als historisches Vorbild
- Praga-Enduros in den 1990er-Jahren
- Praga Bohema Hypercar
- Umfrage
- Fazit
In diesem Artikel:
1907 wurde die Marke Praga gegründet. Nomen est omen: im tschechischen Prag. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte Praga zu den großen Kraftfahrzeugherstellern. Hergestellt wurden Autos, Lastwagen, Busse, weitere Nutzfahrzeuge, sogar Flugzeuge. Und: Motorräder. Im Februar 2023 wurde überraschend die neue Praga ZS 800 präsentiert.
Praga ZS 800 neu für 2023
Als Neuinterpretation der Praga BD 500 aus dem Jahr 1928 kommt die neue Praga ZS 800 nicht nur im Retro-Stil, sondern tatsächlich klassisch daher. Mit Kühlrippen am luftgekühlten Motor und sogar mit Trommelbremsen an beiden Rädern. Auf die inzwischen konventionelle Fahrwerkstechnik und Elektronik verzichtet Praga weitestgehend. Treibende Kräfte hinter diesem Projekt sind die beiden tschechischen Ingenieure Jan Zuzi und Radek Sebesta – beide mit Know-how im Bereich edler, leichter Kleinserienfahrzeuge.
Starrrahmen mit Hossack-Fior-Duolever
Aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren wird der Rahmen der ZS 800 gefertigt. Ebenso die Vorderradschwinge, die nach dem Prinzip der Tüftler Hossack und Fior, also ähnlich wie der Duolever von BMW angeordnet ist: mit zwei kurzen, gefrästen Aluminium-Hebeln am Lenkkopf und mittig eingesetztem Federbein – hier voll einstellbar von Öhlins (TTX22) mit Titanfeder. Am Heck, an der Hinterradaufnahme, ist der Rahmen starr. Immerhin ist ein Luftdruck-Federbein von Öhlins (TTX Air) direkt unter dem Solosattel angebracht. Übrigens: Beide Dämpfer hat Öhlins für Mountainbikes entwickelt.
Vorderradaufhängung der Praga ZS 800 ähnlich wie bei Hossack, Fior oder BMW Duolever. Mit voll einstellbarem Federbein, Öhlins TTX22 mit Titanfeder.
Carbonräder mit hydraulischen Trommelbremsen
Extrem speziell sind die Räder der Praga ZS 800, denn dabei handelt es sich um Sonderanfertigungen aus leichtem Carbon, die mit zahlreichen Speichen klassisch erscheinen. In beide Radnaben sind Trommelbremsen mit je 200 Millimeter Durchmesser integriert, die nicht über Seilzüge, sondern hydraulisch angesteuert werden. Hinten als Simplex, vorn als Doppel-Simplex, ABS ist nicht vorgesehen. Einer Straßenzulassung in der Europäischen Union steht das nicht im Weg, denn es gibt eine entsprechende Ausnahmeregelung für Kleinserienfahrzeuge.
Praga
Carbonräder der Praga ZS 800. Integrierte Trommelbremsen mit hydraulischer Ansteuerung.
Luftgekühlter Königswellen-Twin
Praga
Praga ZS 800 mit Kawasaki W 800-Motor. Im Hintergrund das “Hypercar” Praga Bohema mit Nissan GT-R-Motor.
Kawasaki-Motor Typ W 800 mit 50 PS
Von den Kawasaki-Daten weichen die Praga-Daten minimal nach oben ab, da Praga das 48-PS-Limit für die europäische Führerscheinklasse A2 ignoriert. Während die Benzineinspritzung von Kawasaki übernommen wird, kommt auslassseitig eine leichte 2-in-2-Abgasanlage aus Titan zum Einsatz. Mit 3D-gedruckten Teilen und Euro-5-konform mit integrierten Abgaskatalysatoren. Original Kawasaki bleibt das 5-Gang-Getriebe mitsamt Mehrscheiben-Ölbadkupplung.
Nur 158 Kilogramm vollgetankt
Aus Aluminium gefräst bildet der Benzintank eine mittragende Struktur am Rahmen, verkleidet wird er mit einer klassisch geformten Carbonhaube. Voll befüllt mit 11,5 Liter Sprit gibt Praga das Gesamtgewicht für die ZS 800 mit 158 Kilogramm an, jeweils exakt zur Hälfte auf beide Räder verteilt. In Summe ergibt sich das geringe Gewicht logischerweise mit den vielen Leichtbauteilen aus Aluminium, Titan und Carbon.
Praga ZS 800 ab Mitte 2023 ab 86.000 Euro
Praga BD 500 als historisches Vorbild
1928 rollte die erste Praga BD 500 aus dem Breitfeld-Danek-Werk in Prag, das von Praga übernommen wurde. Konstruiert worden war die Praga BD 500 von Jaroslav Frantisek Koch, einem Luftfahrtingenieur und Motorradfahrer. Damalige Besonderheit der BD 500 war der ebenfalls von Koch entwickelte Viertakt-Einzylindermotor mit doppelten obenliegenden Nockenwellen (dohc). Mit 499 Kubik leistete der für damalige Verhältnisse erstaunliche 15 PS bei 4.400/min. Und auch die Praga BD 500 hatte einen Königswellen-Ventiltrieb an der rechten Seite. Bis Mitte der 1930er-Jahre wurde sie gefertigt, heute gilt sie unter Sammlern als gesuchte Rarität.
Praga-Enduros in den 1990er-Jahren
Ab den 1960er-Jahren wurde es still um die Kraftfahrzeugmarke Praga. Ende der 1990er-Jahre tauchten wieder Motorräder von Praga auf: die beiden sportlichen Enduro-Modelle ED 250 und ED 610. Doch bereits 2003 erlosch dieses Aufflackern der Marke Praga als Motorradhersteller wieder.
Praga Bohema Hypercar
Dafür tauchte die Marke Praga erneut auf, in der Nische luxuriöser Sportwagen, sogenannter Hypercars. Ende 2022 wurde der Praga Bohema präsentiert, mit 700 PS starkem Biturbo-V6 von Nissan. Ebenfalls ein Leichtbau-Konzept mit viel Carbon und Titan, angeblich knapp unter 1.000 Kilogramm (Trockengewicht). Und ebenfalls limitiert: 89 Exemplare für je 1,28 Millionen Euro plus Steuern.
Umfrage
4314 Mal abgestimmt Würdet Ihr ein Kleinserien-Modell von einem unbekannten Hersteller kaufen?
Ja, warum nicht? Ich hätte Lust, mal etwas anderes auszuprobieren, etwas Besonderes, was nicht jeder hat.
Nein, das wäre mir zu riskant. Da hätte ich Zweifel an der Zuverlässigkeit, der Garantie oder der Ersatzteilversorgung.
Fazit
Praga, die tschechische Kraftfahrzeugmarke aus Prag, hat eine lange Historie ab 1907, wenn auch nicht lückenlos. Aktuell ist Praga mit dem luxuriösen Sportwagen Bohema im Gespräch. Und nun auch mit einem neuen Motorradmodell. Die Praga ZS 800 mit dem luftgekühlten Reihenzweizylindermotor der Kawasaki W 800 ist ein edles Leichtbaukonzept im klassischen Stil, limitiert auf 28 Exemplare und ziemlich teuer: 86.000 Euro plus Steuern.