Wie viel der Strom an der Ladesäule kostet, ist bei jedem Anbieter anders geregelt. Das kann für böse Überraschungen am Monatsende sorgen.
- Tarifdschungel immer dichter
- Flexible Stromtarife bei EnBW
- Tankstellen werden zu Ladestationen
- Supercharger-Netz offen für alle
Wer zu Hause nachlädt, ist bei seinem Elektroauto oder dem Plug-in Hybrid in aller Regel auf der sicheren Seite. Denn entweder wird der Strom über die eigenen Sonnenkollektoren auf dem Dach ohnehin kostenlos eingespeist. Oder über den gebuchten Stromtarif für das Hausnetz steht fest, was die Kilowattstunde kostet – mitunter nur 20 Cent. Wer mit seinem elektrischen oder elektrisierten Fahrzeug unterwegs ist und die öffentliche Ladeinfrastruktur nutzt, muss dagegen schon genauer hinschauen – damit er nicht in die Kostenfalle tappt. Denn was der Strom am Ladepunkt kostet, ist im Unterschied zur Tankstelle nicht immer gleich ersichtlich – und hängt davon ab, über welchen Ladedienst und zu welchem Tarif der Ladestrom bezogen wird. Oder auch, zu welcher Uhrzeit das Elektroauto geladen wird.
Komfortabel, aber teuer Schnellladestationen an Autobahn-Raststätten – wie hier die von E.ON – sind für Fernreisen mit dem Elektroauto unverzichtbar. Für den Komfort muss man allerdings zum Teil teuer bezahlen. Foto: E.ON
Tarifdschungel immer dichter
Doch der Tarifdschungel wird national wie international immer dichter und unübersichtlicher. In den vergangenen Monaten haben zum einen mehrere Stromanbieter spürbar ihre Tarife erhöht. Und gerade das schnelle Nachladen an einem Highpower-Charger an der Autobahn kann richtig ins Geld gehen, wenn man nicht aufpasst und sich vor dem Start des Ladevorgangs nicht über Apps wie die von Moovility über die Konditionen vor Ort informiert.
Kurze Pause Mit Ladeleistungen von bis zu 400 kW sind die Stationen des Ionity-Konsortiums eine wichtige Säule im europäischen Schnellladenetz für Elektroautos. Die Kilowattstunde kostet hier in aller Regel 79 Cent. Foto: Ionity
Flexible Stromtarife bei EnBW
Ganz ähnlich sieht es beim Netzbetreiber EnBW aus, der an über 1000 Standorten über 4000 eigene Ladepunkte betreibt und über Roaming-Verträge den Zugang zu 600.000 Ladepunkten in 17 Ländern Europas eröglicht. Die Schwaben bieten unter dem Namen mobility+ aktuell drei Ladetarife an. Ohne Grundgebühr im Tarif S kostet eine Kilowattstunde an eigenen EnBW-Ladestationen aktuell 61 Cent – bei Fremdanbietern werden hingegen wenigstens 65 Cent/kWh fällig. Für Vielfahrer gibt es günstigere Tarife – die allerdings an Grundgebühren von bis zu 17,99 Euro im Monat gekoppelt sind. Ab 5. Juni gelten jedoch neue Konditionen. EnBW verbilligt dann das Laden an den eigenen Stationen um zwei Cent. Dafür gelten beim Laden an den Stationen anderere Netzbetreiber „variable“ Preise: Statt zu einem Fixpreis wie bisher kostet die Kilowattstunde zwischen 59 und 89 Cent – je nachdem, was der Betreiber der Ladesäule aufruft.
Gelbe Wegmarken Mit ihren ikonischen gelben Dächern fallen die Schnellladestationen von Fastned auf. Die börsennotierten Niederländer sind allerdings keine Billigheimer: Ohne Vertrag kostet die Kilowattstunde hier 69 Cent. Foto: Fastned
Noch teurer kann es an den Stationen des Ladeverbundes von E.ON werden. 61 Cent kostet hier die Kilowattstunde Gleichstrom ohne Grundgebühr an den konzerneigenen Ladepunkten, 79 Cent an Fremdstationen. Unter dem Namen „E.ON Drive“ bieten die Essener Monatspauschalen an: Für eine Monatspauschale von sieben Euro können dann 10 Kilowattstunden, für 52 Euro 75 kWh und für einen Betrag von 119 Euro bis zu 175 kWh im Monat „getankt“ werden. Ist das sogenannte „Energiekonto“ aufgebraucht, wird der „Basispreis“ von 89 Cent/kWh fällig. Immerhin: Wird weniger Strom gezapft als geplant, kann das Restguthaben innerhalb von drei Monaten aufgebraucht werden.
Tankstellen werden zu Ladestationen
Ähnlich teuer ist es bei Aral im Angebot von „Charge Plus“. Aktuell verlangt die deutsche BP-Tochter von der eigenen Kundschaft je nach Ladegeschwindigkeit zwischen 46 und 61 Cent pro Kilowattstunde – je nach Leistung der Ladestation. An Wechselstrom-Stationen mit bis zu 22 kW Ladeleistung sind es 46 Cent, bis 50 kW 51 Cent. An HighpowerChargern werden 61 Cent/kWh fällig, wenn darauf das Aral-Logo prangt. Fehlt dieses, werden wie bei Ionity stattliche 79 Cent aufgerufen. Ab 1. August arbeitet Aral auch mit dem ADAC zusammen. Der Automobilclub hatte lange eine Tarifkooperation mit EnBW, was den Mitgliedern des ADAC einen Rabatt von 10 Cent pro Kilowattstunde bescherte.Wie hoch der Rabatt nun bei Aral Pulse ausfällt, steht noch nicht fest.
Laden statt tanken Aral investiert große Summen in den Bau von Schnellladesäulen auf dem Gelände der Markentankstellen – und lässt sich das von seinen Kunden mit bis zu 61 Cent pro Kilowattstunde bezahlen. Foto: Aral
Auch der Tankstellenbetreiber Shell baut derzeit unter dem Namen Shell Recharge ein eigenes Ladenetz für Elektroautos auf. Die Preise für eine Kilowattstunde liegen hier zwischen 64 und 84 Cent. Bisweilen kommt eine sogenannte Transaktionsgebühr pro Ladevorgang noch obendrauf.
EWE Go, eine hundertprozentige Tochter des Oldenburger Energiedienstleisters EWE AG, ist an immer mehr Schnellrestaurants von McDonalds vertreten. Die Ladekarte selbst ist kostenlos, die Kilowattstunde kostet hier 49 Cent an einer mit Wechselstrom betriebenen eigenen Station, 59 Cent sind es an einem Schnelllader mit wenigstens 150 kW Leistung. Bei der Nutzung von Ladestationen von Partnerunternehmen kostet die Kilowattstunde 59 (AC) bzw. 64 Cent (DC).
Supercharger-Netz offen für alle
Und dann wäre da noch Tesla. Die Kalifornier haben ihr Supercharger-Netz nunmehr flächendeckend auch für die Fahrer anderer Automarken geöffnet. Allerdings müssen die etwas höhere Strompreise bezahlen als Tesla-Fahrer. Die Preise an den Tesla-Ladesäulen sind europaweit nicht einheitlich und nach Region und Ladezeit gestaffelt. Bei einem Fremdfabrikat kann der Ladevorgang ausschließlich per Smartphone-App gestartet werden und kostet in Deutschland pro Kilowattastunde zwischen 50 und 65 Cent. In den Nachbarländern sind die Preise – nicht nur am Tesla Supercharger – in der Regel niedriger, weil der Strom dort deutlich günstiger produziert wird und nicht mit so hohen Abgaben belastet ist wie derzeit in Deutschland.