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Imageschaden durch Rückrufe - 70.000 Arbeitsplätze bei Auto-Zulieferern gefährdet - weil die Chinesen so viel Druck machen

imageschaden durch rückrufe - 70.000 arbeitsplätze bei auto-zulieferern gefährdet - weil die chinesen so viel druck machen

Mehr zu tun hatten zuletzt die Werkstätten deutscher Autohersteller. Konzerne und Zulieferer schieben sich die Schuld zu. Getty Images

Rückrufe, Sicherheitsrisiken, lange Lieferzeiten: Autofahrer leiden unter einem Preiskampf zwischen deutschen Autobauern und ihren Zulieferern. Trotz Milliardengewinnen sparen diese offenbar auch an der Qualität.

Einige Fahrer von nach Juni 2022 gebauten BMWs mussten stark auf die Bremse treten, um zum Stehen zu kommen: In seltenen Fällen hätten Signalstörungen die erforderliche Bremskraft erhöht, sagte ein Unternehmenssprecher der „auto motor sport“. Auch ABS und Stabilitätskontrolle könnten ausfallen. Bundesweit beorderte BMW##chartIcon knapp 50.000 Fahrzeuge zurück in die Werkstätten.

Keine Unfälle, keine Verletzten – aber ein Ärgernis für Autofahrer und ein Millionen-Fiasko für den Hersteller. Und Symptom eines größeren Problems: BMW bezog das fehlerhafte Bauteil laut „Manager Magazin“ von Continental##chartIcon. Inzwischen sollen die Münchner den Vertrag mit dem Zulieferer beendet haben.

Autobauer und Zulieferer streiten laut Medienberichten immer häufiger über Qualität und Kosten.

  • Die Hersteller werfen den Zulieferern vor, durch Qualitätsmängel teure Probleme und noch teurere Imageschäden zu verursachen.
  • Die Zulieferer werfen den Herstellern vor, durch Druck Fehler zu erzwingen und die gesamte Zulieferbranche in den Ruin zu treiben.

Die Situation schadet Herstellern, Zulieferern und Kunden. Doch leicht lösen lässt sie sich nicht.

Schnelle Chinesen, gehetzte Deutsche

Die Probleme entstehen vor allem durch den Aufstieg der chinesischen Autoindustrie. E-Auto-Bauer BYD##chartIcon entwickelt neue Modelle innerhalb von 24 Monaten, zitiert das Handelsblatt einen weiteren Insider. Deutsche Hersteller bräuchten doppelt so lange.

Um mit den Chinesen Schritt zu halten, verknappen die Deutschen Entwicklungs- und Testphasen. Das setzt die Zulieferer unter Zeitdruck und führt zu Fehlern. Die dürfen einem Standort, der mit Premiumqualität wirbt, eigentlich nicht passieren.

Ein Problem mit Ansage. Doch weitermachen wie bislang kann die Autoindustrie hierzulande auch nicht. Die Entwicklung dürfte sich eher beschleunigen, doch besonders die E-Auto-Entwicklung hierzulande hinkt hinterher.

Andererseits betreffen die Probleme oft keine neuen, komplexen Bauteile oder Software, sondern bewährte Komponenten wie Bremsen und Lichtmaschinen. Diese Teile müssen Zulieferer auch mit verkürzten Entwicklungszeiten zuverlässig herstellen, meinen die Hersteller.

Günstige Konkurrenz und Tausende Entlassungen

Auch der Preisdruck durch die Chinesen wird zum Problem. Weil die vom Staat subventionierten Hersteller aus Fernost ihre Fahrzeuge deutlich billiger anbieten, drücken die deutschen Autobauer die Preise bei Zulieferern. Diese entlassen Tausende Mitarbeiter. Das verstärkt die Probleme und mindert die Kapazitäten.

Mercedes sei eine Milliarde Euro Gewinn entgangen, weil Bosch nicht genügend 48-Volt-Batterien produzierte, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Insider. Die Sindelfinger lieferten 100.000 Modelle weniger aus als möglich.

„Unfassbar“ nannte das ein Mercedes-Manager. Die Zulieferer sehen solche Fälle als logische Folge des Kostendrucks.

Schuldzuweisungen und hohe Gewinne

Während sich Hersteller und Zulieferer die Schuld gegenseitig zuschieben, bleibt das Grundproblem: Die deutsche Autoindustrie ist zu langsam und zu teuer. Die Ursachen dieser Entwicklung dürften sich eher verschärfen.

Ihre Folgen treffen wohl zuerst die Zulieferer. BMW, VW##chartIcon und Mercedes-Benz##chartIcon schreiben Rekordgewinne. Continental und Bosch streichen Stellen. Branchenexperte Frank Schwope schätzt, die Zulieferer könnten bis 2030 rund jeden vierten Arbeitsplatz abbauen, also rund 70.000 Jobs.

Noch ist es zu früh für Schwarzmalerei. Continental etwa verzeichnet deutlich niedrigere Gewinne als vor zehn Jahren. Dennoch hat der Konzern 2023 die Zwei-Milliarden-Euro-Marke fast geknackt. Auch die Zahl der Beschäftigten stieg nach dem Knick im Corona-Jahr 2020 zuletzt weltweit wieder.

Nicht perfekt, der lange Boom ist vorbei. Die deutsche Autoindustrie scheint angesichts dieser Zahlen aber nicht dem Untergang geweiht – zumindest solange sie den Boeing-Fehler vermeidet und Qualität nicht dauerhaft dem Profit opfert. Noch leiden vor allem die Autofahrer.

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