Der brennende Frachter „Fremantle Highway“ in der Nordsee oberhalb der niederländischen Insel Ameland. Was hat es mit den E-Autos auf sich?
Nun brennt auch der Frachter „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland. Er wurde in Bremerhaven mit über 3000 Autos vermutlich aus dem VW-Konzern beladen und war auf dem Weg nach Port Said in Ägypten und dann nach Singapur. Die niederländische Küstenwache geht davon aus, dass das Schiff noch tagelang brennen könnte, es droht eine Umweltkatastrophe. Die genaue Ursache steht noch nicht fest, jedoch hat die Küstenwache den ersten Verdächtigen: die Lithiumbatterie eines Elektroautos. Schließlich sind 25 Elektroautos auf dem Schiff. Auch bei dem Untergang der „Felicity Ace“ war von Elektroautos die Rede. Das erhöht nicht unbedingt die Kaufbereitschaft der Verbraucher, oder?
„In der Tat brennt ein E-Auto schneller ab als ein herkömmlicher Verbrenner“, bemängelt Wulf Schlachter gegenüber der Berliner Zeitung. Schlachter ist Gründer und Geschäftsführer von DXBe Management, einer weltweit agierenden Company im Bereich Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur, und ein Kenner der E-Mobilität. Sie sind auch schwerer zu löschen. „Das liegt vor allem an den eingesetzten Lithium-Ionen-Batterien, deren Zellen sich in einer Art Dominoeffekt entzünden können“, sagt er weiter. Somit stehe das Fahrzeug dann binnen Sekunden in Flammen, während es bei einem Verbrenner ein paar Minuten dauere, bis das Auto komplett brenne.
Um das Risiko beim Transport zu minimieren, gibt es bereits jetzt einige Sicherheitsvorgaben auf Schiffen, verweist Schlachter. Dazu gehören gesonderte Stellplätze auf den Ladedecks für Elektroautos. Ebenso erfordert der International Maritime Code for Dangerous Goods spezielle Sicherheitsvorgaben und Prüfstandards für Lithium-Ionen-Batterien beim Transport.
Auch einige Automobilhersteller arbeiten bereits intensiv an einer Risikominimierung. „Feststoffbatterien könnten die Brandgefahr verringern“, erklärt Schlachter. Ford und BMW haben bereits eine erste Pilotanlage für Festkörperzellen im Testbetrieb. Grundsätzlich sind Festkörperbatterien schon seit dem Jahr 2020 im Serieneinsatz, aber nur noch in einigen Daimler-Linienbussen. „Diese Batterien können einerseits deutlich schneller laden. Zum anderen sind die Feststoffzellen weniger brandanfällig, da sie weniger reaktionsfreudig sind“, so Schlachter. Würden ein E-Fahrzeug mit Lithium-Ionen-Akku, ein Benziner und ein Auto mit Feststoffbatterie gleichzeitig anfangen zu brennen, dann würde das Fahrzeug mit der Feststoffbatterie weniger stark brennen als die anderen beiden.
Mittlerweile hat die betroffene Reederei mitgeteilt, dass das brennende Frachtschiff vor Ameland sogar mit fast 3800 Fahrzeugen beladen wurde: Das ist deutlich mehr als zunächst von der Küstenwache angenommen. Bei der Rettung der Besatzung kam ein Mitglied ums Leben, die übrigen 22 wurden nach niederländischen Angaben leicht verletzt. Ein Ölleck gibt es bisher offenbar nicht.
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