Gegen manchen Auswuchs im Hochparterre ist die klassische Limo wie der Audi A8 ein Ausdruck von Diskretion und Dezenz. / Bild: (c) sagmeister_potography
Aber abgesehen von ihrem immer größer werdenden Imageproblem fahren auch noch genügend weitere Nachteile in der höheren Etage mit. Das beschreibt schon die Physik: Mehr Aufbaubewegungen mit längeren Hebelarmen resultieren in mehr unerwünschten Kräften, die auf Insassen wirken.
Hofknicks
Wie geschmeidig und stabil man in Bodennähe selbst bei hohen Geschwindigkeiten in einem Auto wie dem Audi A8 dahingleitet – man hat es beinahe schon vergessen. Das kann auch der schlaueste Kunstgriff im SUV-Fahrwerk nicht herzaubern. Eine smarte Idee der Audi-Ingenieure, um den Vorteil des bequemeren Einstiegs in die traditionelle Limousine zu bringen, nennt sich “vorausschauendes Aktivfahrwerk”. Neben kamerabasierter Vorkonditionierung und Dämpfer für optimierten Komfort schnellt dieses Fahrwerk beim Öffnen einer Tür in Windeseile rund fünf Zentimeter in die Höhe. Man kennt es vom Linienbus, der Audi macht jedoch nicht nur den Hofknicks zur Seite. Der Kostenpunkt dafür treibt den Kaufpreis auch schnell in die Höh’: 8289,54 Euro. Es ist jedenfalls reizvoll, den kuscheligen Innenraum in bequemer Einstiegshöhe serviert zu bekommen. Das passt gut zum zuvorkommenden Charakter des langen A8.
Am attraktivsten ist es dort mit der Sonderausstattung “Ruhesitz”, mit beheizter Fußsohlen- und Rückenmassage sowie elektrischer Verstellbarkeit in alle möglichen Richtungen. Um den Chauffeur muss man sich leider abseits der Aufpreisliste umsehen. Klingt das sehr dekadent? Viele werden das dem Antrieb des 5,30-m-Schiffs unterstellen. Die am besten passende Motorisierung nennt sich 60 TFSI und bedeutet übersetzt: ein mild hybridisierter V8-Benziner. Freunde des Zwölf-Zylinders gehen mittlerweile auch bei Audi leer aus, die Speerspitze ist mit den allerdings mehr als souveränen Fahrleistungen des 460-PS-Achtzylinders erreicht.
Es gibt auch einen 60 TFSI e: einen Sechszylinder-Plug-in-Hybrid. Sogar 462 PS im System. Aber es ist ein bisschen wie mit Vinyl und CD. Der rockig-groovige V8-Vibe wird einfach immer mehr Seele haben als der sterile Hybrid, seien die Fahrleistungen auch vergleichbar. Unzeitgemäßen Durst kann man dem Top-A8 auf keinen Fall vorwerfen. Im “Efficient”-Modus sind Autobahnschnittverbräuche von unter zehn Litern problemlos zu erreichen. Das ergibt mit den knapp 80 Litern Tankinhalt Reisekomfort auf höchstem Niveau.
Für seinen ursprünglichen Einsatzzweck – nämlich mit Kanzlern, Ministern, Entrepreneurs und Vorstandsvorsitzenden quer durchs Land zu gondeln – gibt es nach wie vor keine geeignetere automobile Alternative. Und das wissen auch Vertreter der Zivilgesellschaft zu schätzen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.