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Eine Sache der Leidenschaft

Rex-Ausstellung in Pöcking

Eine Sache der Leidenschaft

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Haben eine Verbindung zu den Rex-Mopeds (v.l.): Sammler Helmut Hölch, Autor Walter Zeichner, die ehemalige Rex-Mitarbeiterin Anni Luppart, Bürgermeister Rainer Schnitzler, Ex-Mitarbeiter Karl Becker-Gundal, Peter Fenkl und Sammler und Aussteller Anton Bauer.

Die wichtigste Zutat zur Rex-Ausstellung, noch bis Sonntag im Pöckinger Beccult zu sehen, ist Leidenschaft für das motorisierte Zweirad. Bei der Eröffnung am Donnerstagabend waren viele begeisterte Mopedfahrer und auch einige ehemalige Mitarbeiter des Rex-Motoren-Werks Possenhofen.

Pöcking – Da stehen sie, chronologisch aufgestellt. Rechts am Eingang gegen den Uhrzeigersinn ist Zweirad an Zweirad gereiht, vom Radfix bis zum Rex-Moped, dessen letzte Exemplare aus den 1960er Jahren sogar nach Amerika exportiert wurden. Possenhofen ist Teil dieser Wirtschaftsgeschichte, der nun eine viertägige Ausstellung im Pöckinger Beccult gewidmet ist. Vorrangig sind Exemplare aus der Sammlung des Pöckingers Anton Bauer zu sehen. Auf der Bühne ist ein Messestand von 1952 nachgebaut. Mit einem grünen Moped des Typs, der als erstes in Possenhofen gefertigt wurde.

Bauer hat mit dem Sammeln von motorisierten Zweirädern begonnen, weil ihn die Freiheit faszinierte, die mit der größeren Mobilität in der Nachkriegszeit einherging. „Welche Vorteile diese Motorisierung gebracht hat, wenn man nicht mehr nur mit dem Rad fahren musste – eine halbe Stunde länger schlafen, eine halbe Stunde länger arbeiten, länger Haus bauen“, sagt er am Donnerstagabend bei der Ausstellungseröffnung.

Das ist der Aspekt, der Bauer interessiert. Bürgermeister Rainer Schnitzler, der für die Schau gerne das Beccult zur Verfügung stellte, interessiert die Firma Rex, die ab 1952 bis 1963 in Possenhofen im Schloss produzieren ließ, auch aus familiären Gründen. „Meine Großeltern haben bei Rex gearbeitet, mein Onkel hat dort die Lehre gemacht“, erzählt er und bedauert, dass er nicht mehr nachgefragt hat. „Für mich ist auch die Familiengeschichte mit Rex verbunden.“ Und es sei bemerkenswert, dass Possenhofen einen Beitrag zum wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit geleistet habe.

Der gebürtige Münchner Walter Zeichner hat die Geschichte des Rex-Motoren-Werks in seinem Buch „Vom Radfix zum Rex“ skizziert (wir berichteten). Auch das aus Leidenschaft: „Mein Opa hat 1953 seine Briefmarkensammlung gegen ein Rex-Moped eingetauscht“, erzählt er. Das war ein Jahr vor seiner Geburt, und als er 16 wurde, schenkte ihm der Großvater das Moped – das er heute noch besitzt und das auch noch fährt. Bei den Recherchen für sein Buch stieß er auf Anton Bauer – so entstand die Idee zur Ausstellung. Helmut Hölch ist ein ähnlich leidenschaftlicher Sammler wie Bauer. Er hat 20 Rex-Modelle und schaut mit Kennerblick auf die versammelten Exemplare.

Zeitzeugen berichten über Produktion im Schloss

Anni Luppart (85) hat ganz andere Erinnerungen an das Rex-Motoren-Werk. Sie hat in den 1950er Jahren drei Jahre lang dort gearbeitet. Der Weg zur Arbeit war sehr kurz: Mit ihren Eltern wohnte sie im zweiten Stock des Hufeisenbaus des Possenhofener Schlosses, die Werkstatt war im Erdgeschoss und im Hof. „Ich war in der Lackiererei und habe kontrolliert, dass es keine Tropfen oder andere Schäden auf den Teilen gibt“, berichtet sie. Wie der Verdienst war, kann sie sich nicht mehr erinnern. „Viel war es nicht, aber ich war froh, dass ich eine Arbeit hatte.“ Noch während sie dort arbeitete, musste die Familie ausziehen wegen der Brandgefahr durch die Lackierei. Einen Brand gab es nicht, aber ein anderes Unglück: „Im zweiten Stock wurden auch die Speichen in die Räder gemacht, dort ist einmal die Decke heruntergekommen – alles war baufällig.“

Peter Fenkl hat seine Kindheit in den 1940er und 1950er Jahren im Schloss Possenhofen verbracht. „Ich durfte ganz oft als Bub neue Modelle probefahren.“ Die wiederum Karl Becker-Gundal erstellt hatte. „Ich habe im ,Versuch‘ gearbeitet“, erzählt er. Im „Versuch“? „Ja, ich habe die Sachen zusammengebaut, die die sich ausgedacht haben“, sagt der 85-Jährige und deutet auf ein rotes Moped in der Mitte des Saales. „Das letzte Teil, das wir gebaut haben, war der Vorschalter.“ Der sei bis in die USA gegangen, „ganz aufhausig mit zwei Auspüffen“. Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Die Ausstellung im Beccult ist am Freitag und Samstag von 10 bis 18 Uhr und am Sonntag bis 13 Uhr geöffnet.

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