Kurzschluss

E-Bike-Hersteller VanMoof ist in finanziellen Schwierigkeiten

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VanMoof droht die Insolvenz. Der niederländische E-Bike-Hersteller hat nach Informationen von „The Verge“ vor Gericht ein sogenanntes Zahlungsaufschub-Verfahren beantragt, bei dem ein gerichtlich bestellter Verwalter dabei hilft, das Unternehmen aus der Verschuldung zu führen. VanMoof prüfe alle Optionen, einschließlich eines möglichen Verkaufs.

Das Verfahren ist oft auch der erste Schritt in Richtung eines Insolvenzverfahrens. Nach niederländischem Recht können Gläubiger ihr Geld während der bis zu 18-monatigen Zahlungsaufschubfrist nicht einfordern. Die Frist endet, sobald alle Gläubiger ihr Geld erhalten haben, eine endgültige Einigung mit den Gläubigern (privat oder gerichtlich) erzielt wurde oder wenn das Unternehmen für zahlungsunfähig erklärt wird.

Laut „RTL Nieuws“ wurde das Zahlungsaufschub-Verfahren von einem Amsterdamer Gericht bereits bewilligt – und damit steht fest, dass VanMoof seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann. Es seien zwei Verwalter bestellt worden. Wer die Website von VanMoof besucht, sieht ein Popup, laut dem das Unternehmen den Verkauf seiner E-Bikes „vorübergehend unterbrochen“ hat, „um die Produktion und Lieferung bestehender Bestellungen nachzuholen“.

Wie „The Verge“ unter Berufung auf eine „gut informierte Quelle“ schreibt, sollen die Brüder und Mitbegründer Ties und Taco Carlier „das Unternehmen weiterhin leiten“, im Falle von Taco Carlier als CEO. Der vom Gericht bestellte Verwalter hat jedoch ein Vetorecht bei Ausgaben. Bis Anfang dieser Woche habe VanMoof Gespräche mit externen Parteien geführt, um eine Finanzierung zu erhalten und das Zahlungsaufschub-Verfahren zu verhindern.

Tatsächlich hat VanMoof den Medienberichten zufolge alle seine Stores in 20 Städten weltweit geschlossen – zum Schutz der Mitarbeitenden, wie es heißt. Laut „The Verge“ strömten am Mittwoch infolge von Gerüchten über Probleme bei VanMoof verärgerte Kunden in den Flagship-Store und das Servicecenter des Unternehmens in Amsterdam, um ihre Fahrräder abzuholen, die dort vor Wochen zum Service gebracht worden waren.

„The Verge“ verweist in seinem Artikel darauf, dass VanMoof einst damit „geprahlt“ habe, das „bestfinanzierte E-Bike-Unternehmen der Welt“ zu sein. In der Tat hatte VanMoof bei einer Finanzierungsrunde über 128 Millionen Dollar im September 2021 angegeben, dass es sich um „die größte Serie-C-Investition, die jemals für eine europäische E-Bike-Marke getätigt wurde“ handle.

Anfangs hatten die Carlier-Brüder einen langsamen Aufbau des Geschäfts vorangetrieben. Im Zuge der Finanzierungsrunden, die dem Unternehmen mehr als 200 Millionen US-Dollar einbrachten, wurde aber der Fokus auf „Wachstum um jeden Preis“ gelegt, wie es „The Verge“ ausdrückt. In der Folge hatte das Unternehmen mit Qualitätsproblemen und kostspieligen Garantiereparaturen zu kämpfen. In Facebook-Gruppen organisieren sich Kunden bereits zu einer Art Selbsthilfe und teilen Informationen, wie sie die  Bluetooth-Verschlüsselungsschlüssel ihrer VanMoof-Bikes exportieren können. „Wenn VanMoof nicht mehr in der Lage ist, seine Serverkosten zu decken, könnten diese Schlüssel für immer verloren gehen und unzählige Fahrräder als Elektroschrott zurückbleiben, der nicht mehr zurückgeholt werden kann“, schrieb ein Top-Mitarbeiter in einem Beitrag.
theverge.com, rtlnieuws.nl (auf Niederländisch)

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