ABD0108_20230301 – DRESDEN – DEUTSCHLAND: 01.03.2023, Sachsen, Dresden: Rainer Jopp, Meister in der Fahrzeug Endabnahme in der Gläsernen Manufaktur, demonstriert während eines Fototermins anlässlich der digitalen Weltpremiere des Elektromodells des erneuerten VW ID.3 im Lichttunnel die Endabnahme des Autos. Der ID.3 bekommt ein frühes Facelift. Obwohl erst etwa 30 Monate auf dem Markt, hat VW jetzt eine große Modellpflege für die elektrische Golf-Alternative angekündigt. Der ID.3 ist das erste reine Großserien-Elektroauto von Volkswagen. Foto: Robert Michael/dpa +++ dpa-Bildfunk +++. – FOTO: APA/dpa/Robert Michael
Ähnlich sieht es in Österreich aus, wo es ebenfalls Schwächen im Neugeschäft gibt. Speziell bei Privatpersonen hinkt die Nachfrage nach E-Autos den Erwartungen weit hinterher. “Die Neuabschlüsse lassen zu wünschen übrig”, sagte Günther Kerle, Obmannstellvertreter für den Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer, Anfang Juli. Vielmehr würde die Händlerschaft von einer Stagnation bei Elektrofahrzeugen berichten. Selbst bei den aktuellen Neuzulassungen sei der Anstieg des Marktanteils von 15 auf 18 Prozent dürftig. “Von einem Hochlaufen der Elektromobilität kann nicht gesprochen werden”, betont er.
“Traurig werden nach unserer Einschätzung die letzten vier Monate des Jahres 2023 für das batteriebetriebene Auto aussehen”, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Car Center Automotive Research. Zwar werde der August wegen der auslaufenden deutschen Umweltprämie noch starke Zulassungszahlen bringen, “aber anschießend ist die Luft raus”. Insgesamt erwartet Dudenhöffer heuer mit 440.000 neu zugelassenen Elektrofahrzeugen in Deutschland ein Minus von 31.000 Autos oder 6,6 Prozent verglichen mit dem Jahr zuvor.
“Realitätscheck notwendig”
Er geht davon aus, dass bis 2030 mit sieben bis acht Millionen nur etwa die Hälfte des geplanten Bestands an Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen unterwegs sein werde. “Es ist ein Realitätscheck notwendig”, wird Bratzel in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Die politischen Ziele müssten mit den dazu erforderlichen Maßnahmen in Einklang gebracht werden.
Auch Dudenhöffer kritisiert die in Deutschland “chaotische Subventionspolitik”. Denn auch bei privaten Käufern setzt die Regierung bei der Umweltprämie den Rotstift an. Ab Jänner fällt sie mit maximal 3000 Euro pro Fahrzeug um ein Drittel geringer aus. Ab 2025 wird der Zuschuss gänzlich gestrichen, was tendenziell sinkenden Listenpreisen entgegenwirkt. “Es sieht eher so aus, dass trotz Preiskriegs die Nachfrage nach Elektroautos keine großen Luftsprünge machen wird”, folgert Dudenhöffer. Die Folge: Auch deutsche Hersteller werden sich am zunehmenden Preiskampf beteiligen müssen – vor allem mit aufstrebenden Mitbewerbern aus China.
Premiummarkt im Visier
Neben BYD stehen nun auch andere chinesische Erzeuger wie Nio oder Li Auto mit Premiummodellen am Start. “Das ist der Höhepunkt in unserer Unternehmensgeschichte – und der gesamten chinesischen Autoindustrie”, sagte BYD-Chef Wang Chuanfu vergangene Woche bei der Präsentation von drei neuen Premiummodellen. Schon zuvor hatte sich der Konzernchef kämpferisch gezeigt und angekündigt, die “alten Legenden” der weltweiten Autoindustrie endgültig ablösen zu wollen.
Der harte Konkurrenzkampf am Elektromarkt, dem Massenerzeuger wie Volkswagen bereits ausgesetzt sind, wird also auch die Premiumhersteller erreichen, erwartet Branchenexperte Gregor Sebastian vom Berliner Thinktank Merics. “Wenn nach Volkswagen auch der Druck auf BMW, Mercedes und Audi in China zunimmt, wird die Diskussion über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Autoindustrie hierzulande eine neue Qualität bekommen”, sagt er im Handelsblatt. (Alexander Hahn, 24.8.2023)