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Durchfahrts- Aktivisten
Wir sind alle großartige Autofahrer und haben großartige, jegliches Gelände meisternde Fahrzeuge. Aufhalten kann uns nichts, auch nicht die Vollsperrung der Bahnhofstraße! Die Sperrung kam plötzlich, unvorhersehbar und willkürlich (oder war sie 59 Mal angekündigt in allen möglichen gemeindlichen Mitteilungen, Anliegeranschreiben, Presseberichten, Hinweisen?).
Was man da so alles sieht und erlebt, übertrifft selbst fantasievolle Vorstellungen: Vor der Sperrung Auto hinstellen, aussteigen, die rot-weiße Bake mit Hauruck zur Seite räumen und durchfahren, ja das geht! Beim umgekehrten Rausfahren aus der Baustelle nimmt man die Halterung der Bake unter dem Auto mit und schleift sie weiter, bis sie wieder hervorkommt und lässt sie dann einfach mitten auf der Straße liegen, geht auch! Trotz der sehr deutlichen Beschilderung fährt man unbeirrt bis zur Absperrung, stellt fest, oha – es ist tatsächlich gesperrt. Also wenden, wie auch immer – über die Verkehrsinsel, über den Grasstreifen oder mit zahllosem Hin- und Her, geht so einigermaßen! Ganz clever besteht die Alternative des Gehsteigs, einfach losfahren und seitlich an der Baustelle entlang, dann wird’s zu eng, geht doch nicht! Also rückwärts retour, klappt prima.
Florian Ernstberger