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Berlin gibt aus Paris verbannten E-Rollern ein zweites Zuhause

berlin gibt aus paris verbannten e-rollern ein zweites zuhause

Kein seltenes Bild: Ein E-Roller liegt umgeschmissen auf einem Gehweg in Berlin.

Leih-E-Tretroller werden ab September vollständig aus dem Straßenbild in Paris verschwinden – stattdessen könnten die Scooter schon bald in Berlin wieder auftauchen. Doch die Begeisterung über den Tausch hält sich in der Bundeshauptstadt in Grenzen. Angesichts hunderter Unfälle und tausender achtlos hingeworfener Gefährte zog die französische Hauptstadt als erste europäische Metropole die Reißleine und verbannte die Leihfahrzeuge von ihren Straßen. 15.000 Roller werden die Betreiber in den kommenden Tagen von den Bürgersteigen und Plätzen in Paris einsammeln.

Die Stadtverwaltung stützt sich dabei auf eine Befragung der Pariser Anfang April, bei der sich fast 90 Prozent für ein Verbot der Leih-E-Roller ausgesprochen hatten. Allerdings hatten sich nur wenige Hauptstadtbewohner an der Abstimmung beteiligt. Ein Teil der ausrangierten Elektroscooter landet in Berlin – und damit in einer Großstadt, in der ebenfalls hitzig diskutiert wird, ob die bunten Gefährte lästige Stolperfallen oder ein fortschrittliches Plus für Touristen und Pendler sind.

Kurz vor dem Abzug der Rollerflotten gehen in den Straßen der französischen Hauptstadt die Meinungen über das Verbot auseinander. Nur sieben Prozent der Pariser hätten sich an der Abstimmung über das Verbot beteiligt, sagt die deutsche Studentin Rojin Urbahn. Diese kleine Anzahl von Menschen dürfe nicht darüber entscheiden, ob die E-Roller bleiben oder verboten werden.

Für Andrew Evans, einem Ingenieur aus den USA, sind die schnellen Roller vor allem für Touristen bei der Stadtbesichtigung eine gute Alternative zur Metro. Dagegen wird Anass Eloula die Roller nicht vermissen. Es sei sicherer, damit aufzuhören, sagt er. Die Menschen könnten wieder auf das Fahrrad, den Bus oder die Metro umsteigen. Das Angebot in Paris sei schließlich ausreichend.

Auch in der Berliner Senatsverwaltung häufen sich die Klagen von Fußgängern und Radfahrern, die sich durch die zügigen E-Scooter-Fahrer auf den Straßen gestört und gefährdet fühlen. „Nutzungskonflikte“ nennt es ein Sprecher, wenn die Roller quer auf dem Bürgersteig liegen und zur Stolperfalle etwa für blinde Menschen werden. Ein komplettes Verbot der mittlerweile mehr als 47.000 Leihroller ist für die deutsche Hauptstadt jedoch keine Option – und dem Sprecher zufolge rechtlich auch nur schwer möglich. Dennoch beobachte die Verwaltung die seit der Einführung im Jahr 2019 stark wachsende Zahl der Fahrzeuge genau.

Um den tausenden an Straßenrändern, vor Sehenswürdigkeiten, in Büschen und Parks herumliegenden Rollern Herr zu werden, denkt Berlin über eine Verschärfung der Nutzungsregeln nach. Wer einen der Elektroscooter ausleiht, soll ihn künftig nur noch auf ausgewiesenen Flächen abstellen können. Dafür laufen laut der Senatsverwaltung erste Pilotprojekte. 150 solcher Stellen soll es bis zum Jahresende im Stadtgebiet geben.

Dass sich durch das Pariser Verbot die Anzahl der Roller in Berlin erhöhen wird, ist vorerst nicht abzusehen. Anbieter Tier will mit dem Großteil der 5000 E-Scooter aus der französischen Hauptstadt ältere Modelle in Berlin ersetzen. Sein Konkurrent Lime hat über die künftigen Standorte der ausgemusterten Leihroller noch keine Entscheidung getroffen.

Komplett verschwinden werden die E-Roller aus dem Pariser Stadtbild jedoch nicht. Private Anbieter sind von dem Verbot in der französischen Metropole nicht betroffen. 700.000 Roller wurden im vergangenen Jahr in ganz Frankreich verkauft. Und der Absatz dürfte weiter steigen.

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