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Wird Autofahren teurer?

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Wird Autofahren teurer?

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Unwetter, wie hier 2021 in Bayern, werden heftiger.

Der Versicherer Huk Coburg will seine Preise wegen des Klimawandels und der Inflation erhöhen.

Klaus-Jürgen Heitmann versucht es erst gar nicht mit Schönreden. „Das ist historisch“, sagt der Chef von Huk Coburg. Um gut ein Zehntel hat der KFZ-Versicherer seine Prämien zum Jahreswechsel bei seinen fast 14 Millionen Bestandskunden erhöht und das, obwohl es schon im Vorjahr einen Aufschlag um rund fünf Prozent gab. „Wir gehen in diesem und eventuell auch im nächsten Jahr noch einmal von solchen Preisaufschlägen aus“, kündigte der für das KFZ-Geschäft zuständige Huk-Vorstand Jörg Rheinländer an. Weil Huk Coburg Marktführer ist, gilt das wohl auch für die gesamte Branche. Um ein Viertel oder mehr könnten damit die Preise für KFZ-Policen binnen nur drei Jahren am Ende gestiegen sein.

Verantwortlich dafür macht Huk gierige Autohersteller und den Klimawandel. Autobauer nutzten ihr Monopol bei Ersatzteilen, um ihre Preise im Vergleich zu allgemeinen Aufschlägen fast doppelt so stark zu erhöhen, kritisierte Heitmann. Weil diese Praxis anhalte, würden für Versicherer Schadenssummen auch weiter ansteigen.

Gleiches erwartet er mit Blick auf den Klimawandel. Früher hätten Hagelkörner maximal die Größe von Golfbällen erreicht. Heute sorgten mehr Energie und Feuchtigkeit in der Atmosphäre dafür, dass sie so groß wie Tennisbälle werden. „Wir sehen bei Hagel eine Zerstörung von Fahrzeugen, die wir bisher nicht kannten“, sagt Heitmann. Das leert die Kassen von Versicherern. Bei einem Hagelereignis 2023 habe die Schadensumme im Schnitt 5000 Euro betragen, erklärte Rheinländer. Bisherige Spitzenwerte hätten 3500 Euro betragen.

Die Assekuranz müsse sich speziell bei KFZ-Policen auf höhere Schadenshäufigkeiten und zugleich intensivere Elementarschäden einstellen, betonten die Manager. Sie stehen damit nicht allein. Auch andere Versicherer und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) weisen seit einiger Zeit darauf hin.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Huk-Manager von dieser Entwicklung 2023 überrascht wurden. „Die Planung war nicht richtig, wir sind in Rückstände gekommen“, räumte Heitmann ein. Was er damit meint, waren 2023 in der Spitze zehntausende unbearbeitete Schadensfälle. Die Huk-Kundschaft musste am Telefon zeitweise eine halbe Stunde und mehr warten. „Wir haben den Service wieder im Griff“, sagte Rheinländer. Wer Bewertungsportale studiert, kommt zu einem anderen Schluss. „Sehr traurig wie tief die Huk gefallen ist“, moniert ein Nutzer. Als Kunde werde man wie „der letzte Dreck“ behandelt und müsse sich am Telefon anschreien lassen, berichtet ein anderer.

Fakt ist auch, dass Huk im Kerngeschäft mit KFZ-Policen 2023 operativ mit 213 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht ist. Das Jahr davor stand noch ein kleiner Gewinn zu Buche. Nur weil andere Konzernsparten besser liefen und Schadensrückstellungen aufgelöst wurden, stand unter dem Strich bei um sechs Prozent auf gut neun Milliarden Euro erhöhtem Umsatz ein Jahresüberschuss von 300 Millionen Euro zu Buche. Die gesamte Branche stehe anhaltend vor einer neuen Schadensrealität, betonte Heitmann.

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