Die Umformtechnik Radebeul ist seit über fünf Jahren Bestandteil der UKM-Gruppe und befindet sich auf Wachstumskurs. Ein neuer Auftrag aus der Motorrad-Industrie soll den Trend fortsetzen.
Die Umformtechnik Radebeul ist spezialisiert auf die Herstellung von Aluminiumteilen. In der Produktion stehen Personalleiter Marco Schlenkrich, UKM-Geschäftsführer Frank Boshoff und Werksleiter Mike Müller (v. l. n. r.) © Daniel Schäfer
Radebeul. Am Anfang des Produktionsprozesses bei der Umformtechnik Radebeul steht eine Aluminiumstange mit einem vergleichbaren Durchmesser wie bei einer Ballettstange. Am Ende verlassen glänzende Bauteile unter anderem für Motorräder von BMW, KTM und Triumph das Werk an der Fabrikstraße. Für sie stellt die Umformtechnik unter anderem Gabelbrücken, Fußbrems- und Fußschalthebel, Seitenstützen und Fußrastenplatten her. Erstgenanntes Produkt wird für Lenkräder benötigt und sei das derzeit meisthergestellte, wie Frank Boshoff, Geschäftsführer der UKM Technologies GmbH berichtet. Seit 2017 gehört die Umformtechnik in Radebeul zu der Unternehmensgruppe.
Einer von drei UKM-Standorten in Sachsen
Auf eine über 120-jährige Unternehmensgeschichte kann die Umformtechnik zurückblicken. 1902 erfolgte die Gründung der Fabrik “Elektrische Apparate (JWH)”. Nachdem sich Besitzverhältnisse und Geschäftsfelder wiederholt verändert hatten, begann die neuere Geschichte 1957 mit dem Bau einer Gesenkschmiede, aus der sich die heutige Umformtechnik entwickelte. Im Jahr 2001 wurde die Produktionsstruktur auf Aluminiumschmiedeteile umgestellt.
Ausgangsprodukt ist ein aus einer Aluminiumstange abgesägter Rohling. © Daniel Schäfer
Das Jubiläum zum 120-jährigen Bestehen hatte die Unternehmensspitze gar nicht weiter auf dem Schirm. Denn im Jahr 2017 hat die UKM-Gruppe die Umformtechnik zu 100 Prozent übernommen. Der im europäischen Raum etablierte Zulieferer der Automobilindustrie mit Fokus auf die Hochpräzisionsbearbeitung von Metallbauteilen hat seine Wurzeln in Meißen, Hauptsitz ist seit 2003 in Reinsberg bei Nossen. Seit der Übernahme verfügt UKM über drei Standorte in Sachsen. Die insgesamt rund 500 Mitarbeiter erwirtschaften pro Jahr zwischen 80 und 90 Millionen Euro Umsatz.
Neuer Auftrag von BMW
Nach dem Erhitzen kommt der Rohling unter eine Schmiedepresse und wird in die gewünschte Form gebracht. © Daniel Schäfer
Was Anlass zum Optimismus gibt, ist unter anderem ein neuer Auftrag von BMW für ein Serienteil – Dauer der Fertigung sechs bis acht Jahre. “Das gibt uns Planungssicherheit”, sagt Boshoff. Rund 140 Mitarbeiter zählt er am Standort in der Lößnitzstadt.
Die anfangs erwähnte Aluminiumstange ist das Ausgangsmaterial. Ein Mitarbeiter sägt sie auf die gewünschte Größe für den weiteren Schmiedeprozess. Der Rohling wird danach erwärmt, in die gewünschte Form gebracht, abgegratet, wärmebehandelt, gestrahlt und eloxiert. Letzteres meint jenes Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Alu, womit eine Schutzschicht auf dem Metall erzeugt wird, die eine Oxidation durch die Reaktion mit Sauerstoff verhindert. Kurzum: das Eloxieren dient dazu, dass das fertige Aluminiumteil glänzt und auch glänzend bleibt.
Werkzeuge aus eigener Produktion
Für das Formen des Rohlings verfügt die Umformtechnik über sechs Schmiedepressen – jeweils zwei mit 1.600, 1.000 und 500 Tonnen Presskraft. In ihnen steckt das Knowhow, für das das Unternehmen bekannt ist. Es ist die Form, auch Werkzeug genannt. “Der Kunde gibt uns eine Zeichnung oder Daten für das gewünschte Teil”, berichtet Werksleiter Müller. Die Konstrukteure setzen sich dann dran und entwickeln eine Lösung. Ist der Kunde damit zufrieden, kommt es zum Auftrag.
Die Werkzeuge für die Schmiedeformen stellen die Radebeuler selbst her. In ihr werden Vertiefungen, Gesenke, für die künftige Gestalt des Aluteils sowie die Stellen für Funktions- und Verbindungsteile eingearbeitet. © Daniel Schäfer
“Wir stellen die Werkzeuge selbst her”, führt Müller fort. Rund 300 für verschiedene Produkte sind derzeit auf Lager. Von ihnen kommen manche pro Monat zum Einsatz, andere nur einmal im Jahr. Typische Stückzahlen liegen zwischen 10.000 und 100.000 Bauteilen. Eine besondere Stärke des Werks in Radebeul sind allerdings Kleinserien und Prototypen in hoher Qualität und kurzen Lieferzeiten. Bereits nach dem Pressschmieden lassen sich die weiteren Schritte der mechanischen Bearbeitung erkennen, wo beispielsweise Bohrungen für Fassungen erfolgen werden.
Für das Herstellen der Werkzeuge und der Aluminiumteile ist die Umformtechnik auf der Suche nach CNC-Fachkräften, Zerspanungs- und Werkzeugmechanikern sowie Schleifern. Die UKM-Gruppe bildet zudem aus. 25 Auszubildende sind aktuell in der Unternehmensgruppe beschäftigt. “Pro Jahr wollen wir zehn neue Azubis gewinnen”, berichtet Personalleiter Marco Schlenkrich.
www.umformtechnik-alu.de