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Lüdenscheider Lloyd hat ein wundervolles Geheimnis im Anhänger

Knuffiger Botschafter

Lüdenscheider Lloyd hat ein wundervolles Geheimnis im Anhänger 

lüdenscheider lloyd hat ein wundervolles geheimnis im anhänger

1955 begann die Lloyd-Liebe: Im Familienalbum steckt dieses Bild von Irmgard Nitsche und dem Lloyd 300, liebevoll auch „Leukoplastbomber“ genannt.

Holger Plautz und sein Lloyd-Gespann sind bei schönem Wetter gerne bei Oldtimertreffen in der Region unterwegs. Denn nur dann ist auch ein Blick ins Innenleben möglich.

Lüdenscheid – Er gönnt sich mal ein Päuschen, der Mini-Mechaniker im Blaumann. An die zum Teil mit wildem Wein bewachsene Klinkeraußenwand gelehnt, flankiert von alten Autoreifen und einem zwischen Ölfass und Mülltonne trotzig wachsenden Farn, hält er einen Kaffeebecher in der Hand. An der Seite hängt ein überdachter Fernsprecher an der Wand – falls es mal wieder länger dauert in der Lloyd-Autowerkstatt. Noch brennt das Licht, herrscht geschäftiges Treiben, dringen gedämpfte Geräusche nach außen.

Holger Plautz hat’s selbst nicht so mit Pausen. Bei ihm geht’s eher Schlag auf Schlag. Der Lüdenscheider (63) hat Ideen und setzt sie zeitnah um. Und er ist selbst ganz begeistert, wenn er damit andere begeistert. Wie zuletzt auf dem Oldtimertreffen „Belle Époque trifft Motorblock“: Mit seinem kleinen Lloyd Alexander TS, Erstzulassung 1958, 25 PS, Höchstgeschwindigkeit 110 km/h, sowie dem passenden Anhänger-Unikat in blau/elfenbein war der Lüdenscheider die Attraktion zwischen all den seltenen und oft auch kostbaren Oldtimern. Das lag nicht zuletzt an der „Ladung“ des Anhängers. Denn der transportiert eine Miniaturwerkstatt, deren Liebe zum Detail jeden Betrachter gefangen nimmt und das kleine Gespann zum Mittelpunkt macht, wo auch immer es gerade steht.

Schuld daran ist eigentlich der Schwiegervater. Artur Nitsche träumte von einem Lloyd Alexander, seit er als junger Mann einen Lloyd 300 und danach einen 400er gefahren hatte. Die schönen Erinnerungen und der unerfüllte Traum vom Alexander TS übertrugen sich im Laufe der Zeit auf den Schwiegersohn. Gemeinsam waren die beiden auf Oldtimertreffen unterwegs, suchten bei der Gelegenheit nach dem Lloyd-Fahrzeug, doch fündig wurden sie nicht. Vor dem 90. Geburtstag des Schwiegervaters beschloss Holger Plautz dann, die Sache endlich ernsthaft anzugehen. Und er hatte Glück, fand übers Netz sozusagen in der Nachbarschaft, in Meinerzhagen, das perfekte Fahrzeug, und das, obwohl er durchaus anspruchsvoll war. Keine Baustelle durfte es sein, keine Rostlaube mit großem Restaurierungsbedarf. Die Farbkombi creme/blau war Bedingung, und ein Faltdach musste auch sein. Gesagt, gesehen, gekauft: „Wir haben uns auf Anhieb verstanden“, sagt der Fahrer über seinen neuen, alten Wagen. Das war 2020. Als der Schwiegervater bald darauf, am Tag seines 90. Geburtstages, in der Garage seinen Traumwagen unter der Plane auftauchen sah, war schwer zu sagen, wer glücklicher war. „Der Wagen ist so knuffig, hat Charme, ist ein Sympathieträger“, schwärmt Plautz. Immer, wenn beide nun gemeinsam zu Oldtimertreffen fahren, kämen alte Erinnerungen hoch. Blech macht doch glücklich.

„Spenderfahrzeug“ für den Anhänger

Obwohl: Eigentlich gehört zur Marke auch der Spitzname „Leukoplastbomber“. Das habe sich auf den 300er bezogen, erzählt der Lloyd-Fan. Die Holzkarosse dieses ab 1950 bis Ende 1952 gebauten kleinen Autos war mit Kunstleder bezogen, ein Material, das Witzbolde eben an Leukoplast-Pflaster erinnerte.

Doch der TS ist eine andere Nummer, galt als GTI von Lloyd, Neupreis damals: 4330 DM. Und weil beim Plautz-Exemplar 1962 eine Anhängerzugvorrichtung für 87,15 DM nachgerüstet wurde, kann das Fahrzeug nicht nur Erinnerungen transportieren, sondern auch einen Anhänger. Die nächste Suchaufgabe. Wieder war der Zufall der beste Freund. Ein Scheunenfund aus Österreich entpuppte sich als ehemals kompletter Kleinwagen Lloyd 400, Baujahr 1957. 1960 wurde das Modell „Spenderfahrzeug“ für einen Anhänger: Der hintere Teil wurde ab B-Säule abgetrennt, das Dach zur Anhängerhaube umfunktioniert. Tüv-geprüft, passend lackiert, vervollständigt mit Zierleisten und original Rücklichtern, ist der Anhänger seit 2021 Teil der Familie. Und, nach reiflicher Überlegung und viel Tüftelei, Bühne für den großen Auftritt: Pünktlich zum Oldtimertreffen „Belle Époque“ 2022 war die versenkbare Modellwelt fertig, zu der Holger Plautz’ Arbeitgeber – die Lüdenscheider Firma Wilesco an der Schützenstraße – einen entscheidenden Beitrag leistete. Hier ist der gelernte Energieanlagenelektroniker als Fachkraft für Arbeitssicherheit tätig. Der Chef war begeistert und sponserte den Dampfmaschinenbereich samt der Handwerkerfiguren aus dem Katalog. Eine gute Investition. Der Anhänger ist immer dicht umlagert, viele junge Leute seien fasziniert von den Maschinen und Oldtimern. „Gerade die Kinder kriegen große Augen“, hat Holger Plautz festgestellt: „Es weckt Interesse für alte Technik.“ Damit alles zuverlässig und sicher dampft und zischt, war eine kleine Anpassung erlaubt: Ein starker Elektromotor übernimmt den Job von Feuer, Wasser, Esbit-Brennstofftabs. „Wenn man die immer schmiert, laufen Dampfmaschinen ewig“, schwärmt er – und freut sich schon auf den Winter, weil er dann Zeit hat, die nächste Idee umzusetzen. Doch erst einmal fährt er nach Altena, zu „Anno Tuck und die flotten 50er“. Bei schönem Wetter öffnet er am Samstag, 12. August, ab 11 Uhr seinen Anhänger bei der Oldtimer- Show im Garten der Burg Holtzbrinck/Bungern.

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Büroschläfchen unter Pin-up-Bildchen an der Wand.

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Die Jungs haben immer alle Hände voll zu tun.

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Blick fürs Detail: Die Schalter sind Lloyd-Originale.

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Auf zum nächsten Treffen: Gut verstaut, geht die Miniaturwerkstatt in dem kleinen Gespann auf die Reise.

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Wie im richtigen Leben: Das Diorama erlaubt den Blick in eine originale Lloyd-Autowerkstatt aus den 1960er-Jahren. Rechts sorgt eine Dampfmaschine der Lüdenscheider Firma Wilesco mit einigen Antriebsmodellen für Bewegung.

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Verfeinerung: Nach und nach finden authentische Details wie das Väschen ihren Platz in dem historischen Fahrzeug.

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Glücksmoment: Irmgard und Artur Nitsche nehmen Platz im 1958er Lloyd Alexander TS.

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Großer Auftritt: Bei Belle Époque trifft Motorblock war das Gespann von Holger Plautz ein Hingucker.

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Mach mal Pause: Die Modellwelt entspannt Betrachter und Erbauer gleichermaßen. Die nächsten Ideen gibt’s schon.

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