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LEGO 2K Drive: Fahrspaß zwischen Nostalgie und Identitätskrise

Nach über 20 Jahren erscheint wieder ein Rennspiel im LEGO-Kosmos. 2K Drive heißt es und macht grundsätzlich Spaß, erinnert in einer Sache sogar an die beliebte LEGO-Racers-Serie. Aber: Es gibt auch viele Schwächen.

lego 2k drive: fahrspaß zwischen nostalgie und identitätskrise

Auf welchem Platz landet LEGO 2K Drive?

Das neue LEGO-Rennspiel im Test

Ihr Blick war grimmig, die Autos klein, die Freude auf dem Schulhof groß. Xalax Racers: So hießen die Miniatur-Autos des Videospiels LEGO Racers 2, die in physischer Form gesammelt und getauscht wurden. In den Pausen lieferten sie sich spektakuläre Rennen.

All das ist über 20 Jahre her. Nach den erfolgreichen Videospielen Racers 1 und 2 versuchte Drome Racers 2002 an die Erfolge anzuknüpfen, was nur bedingt gelang. Mit LEGO 2K Drive ist nun wieder ein Rennspiel im Kosmos der bekannten Klemmbausteine erschienen. kicker eSport hat es getestet – vorweggeschickt: Der Lego-Humor, die Missionen und das Fahren – vor allem gegen Freunde – sorgt für Spaß. Getrübt wird der jedoch durch sogenanntes Rubberbanding, eine Identitätskrise und Mikrotransaktionen.

LEGO Forza Horizon oder LEGO Mario Kart?

Ohne große Umschweife startet der Story-Modus. In einem kurzen Einspieler werden uns drei Charaktere vorgestellt. Einer davon ist die von uns gespielte Figur, die aber nur als Talent eingeführt wird. Schließlich lernt man noch Shadow Z, den großen Rivalen, kennen und Clutch Racington – den Mentor.

Dann geht es auch schon auf der ersten von vier kleineren offenen Welten auf Entdeckungstour. Rein zu finden, ist nicht sonderlich schwer, die Steuerung ist recht simpel. Einzig präzises Lenken fällt schwer, was zu etwas Frust führen kann, wenn man beispielsweise durch enge Gassen fahren oder Minen ausweichen muss. In der freien Welt erinnert das Rennspiel an Forza Horizon – mit dem Unterschied, dass man Aktivitäten erst entdecken muss und diese nicht von vornherein auf der Karte angezeigt werden. Die Welten sind interessant gestaltet, das Erkunden macht Freude.

In den Nebenmissionen können wir Ingame-Währung, was später noch zum Thema wird, und Erfahrungspunkte sammeln. Um in der Story voranzukommen, sind in gewissen Abschnitten bestimmte Level vorausgesetzt. Was nach Open-World-Frust klingt, ist aber gut gelöst. Die Missionen sind kurz, witzig und nicht zu schwer. Etwas zu knifflig, speziell für Kinder, sind möglicherweise nur einige Herausforderungen wie Weitsprünge oder Zeitfahren. In solchen Fällen ist es wichtig, auch auf das richtige Auto zu setzen.

Um dem Ziel des großen Finales näher zu kommen, müsst ihr in den Story-Rennen Rivalen besiegen und euch somit nach oben arbeiten. Die Wettkämpfe wiederum ähneln denen aus Mario Kart. Mit Power-Ups und Nitro ausgestattet, versprechen kurze Strecken spektakuläre Verläufe, in denen Sieg oder Niederlage erst an der Ziellinie entschieden werden.

Vorhersehbare Rennen durch Gummiband-KI

Wäre da nicht das sogenannte Rubberbanding. Darunter versteht man eine Gummiband-KI. Genauer gesagt ein vorher langsamer Charakter, der sich plötzlich unnatürlich schnell bewegt. Im Falle von LEGO 2K Drive ist das jedoch umgekehrt.

Nach dem Startsignal ziehen die Gegner davon, die vorderen Plätze verschwinden gar gänzlich aus dem Sichtfeld. Erst gegen Ende des Rennens, etwa bei Runde drei von fünf, kommt es zum direkten Duell mit den Top 3, ehe in der letzten Runde die Führung übernommen werden kann. Diese immer wiederkehrende Aufholjagd liegt nicht nur an den eigenen Fahrkünsten, sondern auch am Gegner. Das macht die Wettkämpfe vorhersehbar.

Wer kreativ sein will, muss zusätzlich Geld ausgeben?

Wer dazwischen etwas Pause machen will, kann in der Werkstatt seine kreative Ader zeigen. Denn wie bei LEGO Racers lassen sich Autos selbst bauen. Das ist definitiv ein Highlight des Spiels – allerdings gibt es einen Haken: Mikrotransaktionen. Figuren, Autos oder weitere Steine können auf einem Marktplatz gegen eine Ingame-Währung, sogenannte Brickbux, erworben werden.

Zwar lässt sich diese innerhalb des Spiels verdienen, doch um sich wirklich etwas zu kaufen, ist viel Fleiß notwendig. 2000 Brickbux kostet eine gewöhnliche Figur, 6000 eine seltene. Bei Autos steigert sich der Preis auf mindestens 10.000, Bausteine sind im Bundle ab 4000 Brickbux erhältlich.

Wie aus FIFA bekannt, lassen sich diese gegen Echtgeld erwerben. Zwar gibt es keine Lootboxen, kein Pay-to-Win und eine Schutzfunktion für Eltern – die Mikrotransaktionen sind in diesem Fall trotzdem ein No-Go. Schließlich sind Kinder eine wesentliche Zielgruppe und wer online mit seinen Freunden spielen will, braucht ebenfalls das Konto. Dadurch lässt es sich nicht vermeiden, dass Kinder schon früh an diese Thematik herangeführt werden.

Was will LEGO 2K Drive sein?

Bleibt zu erwähnen, dass die Story recht kurz ist. Etwa zehn bis zwölf Stunden sind maximal nötig, um das Spiel zu beenden. Durch viele unterschiedliche Rennmodi im Singleplayer und einen Online-Modus samt Crossplay gibt es auch außerhalb der Story Grund, ins Cockpit zu steigen.

Fazit: Trotz aller Kritik macht LEGO 2K Drive grundsätzlich Spaß. Der ironische Humor, die interessante Welt sowie die Missionen wissen zu gefallen. Einzig die Story-Rennen fallen aufgrund der Gummiband-KI durch, Mikrotransaktionen trüben bezüglich der Zielgruppe das Bild. Pluspunkte sammelt die Baufunktion in der Werkstatt.

Wer bei einem Spieleabend etwas Rennaction haben möchte, eine Switch und Mario Kart besitzt, sollte eher beim Klassiker bleiben. Um diesem Konkurrenz zu machen, fehlt es dem Rennspiel von Visual Concepts an einem Alleinstellungsmerkmal. Entsprechend landet, in Rennsprache ausgedrückt, LEGO 2K Drive zwar in den Punkten, aber die Podiums-Plätze sind noch ein Stück entfernt.

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