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„Ich sehe da schon eine Gefahr für unsere Branche“

Elefanten-Treffen auf der CMT. Im Rahmen der Siegerehrung der Reisemobile des Jahres stellten sich die ChefInnen namhafter Marken den kritischen Fragen der Redaktion.

Beim großen Branchen-Talk haben wir mit Christian Bauer von Hymer, Dr. Holger Siebert von Eura Mobil, Hans Frindte von Fendt, Gerd Adamietzki von Knaus und Ariane Finzel vom Händlerverband an einen Tisch gebeten. Im Interview mit den Redakteuren Ingo Wagner und Dominic Vierneisel sprachen die Branchen-Persönlichkeiten über Lieferengpässe, drastische Preiserhöhungen, künftige Herausforderungen und die Ergebnisse der Zufriedenheitsstudie von promobil.

Der Begriff Lieferengpässe hätte sicher gute Chancen, Unwort des Jahres zu werden. Die Situation spannte viele Kunden und Kundinnen auf die Folter, war aber auch für Handel und Industrie herausfordernd. Herr Siebert, was bedeutete diese Beschaffungskrise für einen Reisemobilhersteller, worin bestanden in den letzten zwei Jahren die größten Probleme, wie sind Sie ihnen begegnet?

Dr. Holger Siebert (Eura Mobil):

Gibt es Unterschiede zwischen der Reisemobil- und der Caravanfertigung? Ist eines von beiden leichter zu managen als das andere?

Gerd Adamietzki (Knaus):

„ich sehe da schon eine gefahr für unsere branche“ Andreas Becker

Gerd Adamietzki im Interview mit promobil.

In der Studie wollten wir auch wissen, wie zufrieden Reisende mit der Qualität ihres Caravans bzw. Reisemobils sind. Herr Frindte, immerhin 31 Prozent der Caravaner sagen, die Qualität sei schlechter geworden? Können Sie diese Einschätzung der KundInnen nachvollziehen?

Hans Frindte (Fendt):

Danke für die ehrliche Antwort. Herr Bauer, bei den Reisemobilisten sehen sogar 38 Prozent die Entwicklung der Produktqualität kritisch. Was sagen Sie denen?

Christian Bauer (Hymer):

„ich sehe da schon eine gefahr für unsere branche“ Andreas Becker

Christian Bauer im Interview mit promobil.”

Welcher Kunde ist kritischer: der Einsteiger oder der langjährige? Frau Finzel, Händler und Hersteller formulieren immer wieder den Anspruch, professioneller werden zu müssen. Knapp die Hälfte der Reisemobilisten finden, dass die Servicequalität gleich geblieben sei. Das klingt beruhigend. Aber: 36 Prozent sind der Meinung, die Servicequalität sei gesunken. Liegt das daran, dass die KundInnen so viel anspruchsvoller geworden sind?

Ariane Finzel (Händlerverband)

96 Prozent aller Reisemobilisten, die an der Studie teilgenommen haben, sind mit der Kaufabwicklung bei ihrem Händler bzw. Hersteller zufrieden. Vor allem bei der Höflichkeit schneiden die Betriebe gut ab. Mit der Übergabe und der Einweisung des neuen Freizeitfahrzeugs, egal ob Reisemobil oder Caravan, sind dann nur noch knapp 30 Prozent zufrieden. Ist für viele Händler mit der Unterschrift auf dem Kaufvertrag der Fall erledigt? „ich sehe da schon eine gefahr für unsere branche“ Andreas Becker

Ariane Finzel im Interview mit promobil.

30 Prozent der Reisemobilisten und 21 Prozent der Caravaner gaben an, Probleme bei der Ersatzteil-Versorgung erlebt zu haben. Herr Adamietzki, da läuft doch was in die falsche Richtung, oder? Fragt man Interessierte, was sie von einem Neukauf abhält, sagen die meisten, die Preise sind zu hoch. Die aktuellen Preiserhöhungen können 77 Prozent der Reisemobilisten und 64 Prozent der Caravaner nicht nachvollziehen. Herr Bauer, haben die Hersteller bei den Preiserhöhungen übertrieben? Herr Dr. Siebert, sehen Sie in dieser Preisentwicklung nicht auch eine Gefahr für den Absatz? „ich sehe da schon eine gefahr für unsere branche“ Andreas Becker

Dr. Holger Siebert im Interview mit promobil.

Und was wäre ein Dämpfer?

Für uns bedeutet ein Dämpfer, dass wir halt keine 20 Prozent Zuwachsraten haben, sondern nur fünf Prozent. Mit dem Dämpfer könnten wir alle leben. Es ist immer auch eine Frage, von wo man kommt. Auf jeden Fall sollten wir deswegen nicht in Panik geraten, sondern uns darauf konzentrieren, unsere Branche weiter zu industrialisieren.

Unter den Gründen für die Kaufzurückhaltung ist auch ein verblüffender. Vielen Menschen fehlt ein Abstellplatz für ihr Fahrzeug. Frau Finzel: Abstellplätze für Kundenfahrzeuge anzubieten, wäre doch ein Verkaufsargument für den Händler.

Ariane Finzel (Händlerverband):

Tipps für einen Winter-Abstellplatz für das Wohnmobil gibt es hier.

Zu unserem dritten Fragenkomplex, dem Campingerlebnis als solches. Die Zustimmung zur Urlaubsform ist mit rund 90 Prozent außerordentlich hoch. Trotzdem sagen 31 Prozent der Caravaner und 39 Prozent der Reisemobilisten, das Campingerlebnis habe sich in den letzten Jahre verschlechtert. Welche Gründe vermuten Sie dafür, Herr Frindte? „ich sehe da schon eine gefahr für unsere branche“ Andreas Becker

Hans Frindte im Interview mit promobil.

Wir sind gespannt, was bei der Verbands-Initiative herauskommt. Zur Abschlussfrage: Viele Teilnehmer an der Studie sehen den aktuellen Camping-Boom kritisch. Wie begegnen Sie dem? Was können wir diesen Kunden und Lesern sagen?

Fazit

Wer in den letzten beiden Jahren mit der Caravaning-Branche in Kontakt war, hat garantiert von den Herausforderungen durch Lieferschwierigkeiten und von Preiserhöhungen gehört. Aber was steckt dahinter? Und wie will sich die Branche für die Zukunft fit machen? Wir haben mit Branchen-ChefInnen gesprochen, die wichtige Einblicke in die Unternehmen eröffnen.

Zur Zukunftsvision gehört auch die Nachhaltigkeit in der Industrie. Welche Konzepte in der Branche in puncto Nachhaltigkeit gibt, haben wir hier angeschaut.

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